Beschreibung
Das Leitmotiv der siebten Folge des Jahrbuchs Historie ist die Erforschung und unterschiedliche Darstellung der deutschen Besatzung in Polen während des Zweiten Weltkriegs. Neben der Ereignisgeschichte werden auch die Erinnerung an die und der Umgang mit der Besatzungsgeschichte in der Öffentlichkeit nachgezeichnet – ein bisher vernachlässigtes Forschungsgebiet. Die spezifische deutsch-polnische Thematik wird dabei in Hinblick auf die Besatzung in anderen europäischen Staaten analysiert und ergänzt.
Es stimmt nicht, was rechte Medien in Polen gelegentlich berichten: Dass deutsche Schülerinnen und Schüler nichts über den deutschen Überfall auf Polen lernen, dass sie nichts über die deutschen Verbrechen wissen, insbesondere nichts über die Vernichtung der europäischen Juden. Was aber stimmt: Die schulische Wissensvermittlung in Deutschland konzentriert sich trotz der Anwendung moderner Unterrichtsmethoden auf die Aufarbeitung „eigener”, nationaler Erfahrungen der Vergangenheit – so wie dies auch in den Schulen aller anderen europäischen Länder getan wird. Für die Erfahrungen „anderer” ist hier kein Platz, selbst wenn es sich um so enge Nachbarn wie Polen handelt. Darum wird die Besatzung in dieser Narration als Verbrechen geschildert, während es (auch aus praktischen Gründen) nicht als wichtig erachtet wird, sich mit den Strategien des biologischen Überlebens der besetzten Nationen zu beschäftigen, die Strategien der Widerstandsbewegungen zu analysieren usw.
Es geht mir hier nicht um eine Konkurrenz der Opferzahlen, die zu einer leeren Rhetorik „großer Zahlen” führen kann (nach der Maßgabe „je mehr, desto besser”), sondern darum, zu verdeutlichen, dass die Besatzung Polens viel mehr bedeutet als die biologische Vernichtung und Zerstörung der materiellen Grundlagen der Nationalkultur (aber auch regionaler, lokaler, ethnischer Kulturen usw.): Täglich durchlittene Angst, persönliche Entwürdigung, Demoralisierung, psychische Verrohung, gesellschaftliche Fehlentwicklungen oder auch physische Ausbeutung. Die nachfolgenden Generationen erbten den unaufgearbeiteten Ballast dieser tragischen Erfahrungen. Ohne die Kenntnis und das Verständnis dieser Prozesse kann man kaum Empathie und neue Didaktisierungen des Kriegsgeschehens erwarten. [Robert Traba: Warum Besatzung?]
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: WissenschaftlerInnen, Studierende und JournalistInnen im Bereich deutsch-polnische Geschichte
Reihe: Jahrbuch historie
Inhaltsverzeichnisse und
Einzelbeiträge zum Download (teils Open Access / teils kostenpflichtig): historie.budrich-journals.de
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