Beschreibung
Open Access: Der Titel Geschlecht – Sozialisation – Transformationen | Jahrbuch FGFE 11/2015 (DOI: 10.3224/jfgfe.v11i1) ist kostenlos im Open Access (PDF) herunterladbar oder kostenpflichtig als Print-Ausgabe erhältlich. Der Titel steht unter der Creative Commons Lizenz Attribution Non Commercial No Derivatives 3.0 Germany (CC BY-NC-ND 3.0 DE):https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/de/
Seit der grundlegenden Kritik an der Annahme einer „weiblichen Sozialisation“ in der Geschlechterforschung wurde die Frage, wie Individuen in eine nach Geschlecht strukturierte Gesellschaft hineinwachsen, lange als überholt angesehen. Um zu einer Revitalisierung der Debatte über Sozialisation in der Geschlechterforschung beizutragen, betrachten die AutorInnen diese Frage sowohl hinsichtlich der Transformationen der theoretischen Debatte als auch in Bezug auf den Wandel der gesellschaftlichen Geschlechterverhältnisse.
In den Anfängen der Frauenforschung erwies sich das Konzept der „geschlechtsspezifischen Sozialisation“ als Motor für empirische Erkundungen von Ungleichheitsverhältnissen und als theoretisch nach vielen Seiten hin anschlussfähig. Schon bald kam es allerdings zur Kritik an der Annahme einer „weiblichen Sozialisation“ in der Geschlechterforschung, die zum einen auf Grundannahmen der Sozialisationsforschung selbst zielte, zum anderen durch sozialkonstruktivistisch, ethnomethodologische und dekonstruktivistische Theoriedebatten in der Geschlechterforschung herausgefordert wurde. Seither hat es den Anschein, als lasse die Hinterfragung theoretischer Konzepte der Sozialisationsforschung auch insgesamt die Frage obsolet werden, wie Kinder, Jugendliche und Erwachsene handlungsfähige Subjekte in einer zweigeschlechtlich organisierten Gesellschaft werden. Das Jahrbuch stellt die Frage nach der Transformation von Sozialisation und Geschlecht in einer doppelten Weise. Zum einen geht es um Transformationen der Debatten zw. der theoretischen Perspektiven zu Geschlecht und Sozialisation. In entsprechenden Beiträgen geht es um die Frage, welche Theorieperspektiven die bisher kritisierten Dilemmata und Desiderate der Sozialisationsforschung transformieren können. Mit Blick auf exemplarische empirische Studien wird ausgelotet, wie erziehungswissenschaftliche Sozialisationsforschung zu Geschlecht heute konzipiert werden kann, um Prozesse der Vergeschlechtlichung und Ungleichheitsverhältnisse zu erfassen. Zum anderen geht es um aktuelle Transformationsprozesse gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse, die sich etwa in Debatten um eine Veränderung ehemals geschlechtsspezifischer Zuständigkeiten in Familien oder Bildungsinstitutionen zeigen, in denen es aber auch zur Dethematisierung von Geschlechterungleichheiten bei gleichzeitiger Reproduktion hierarchischer Geschlechterverhältnisse und zweigeschlechtlicher Normen kommt.
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Die Herausgeberinnen:
Prof. Dr. Bettina Dausien, Universität Wien, Österreich
Prof. Dr. Christine Thon, Europa-Universität Flensburg
Prof. Dr. Katharina Walgenbach, Humboldt-Universität zu Berlin
hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: Forschende und Lehrende der Geschlechterforschung und Erziehungswissenschaft
Keywords: Geschlecht, Sozialisation, Transformation
Fachbereiche: Erziehungswissenschaft, Gender
Reihe: Jahrbuch erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung
Einzelbeiträge zum Download (teils Open Access / teils kostenpflichtig): jahrbuchfgfe.budrich-journals.de
Anja Schmidt –
Das aktuelle Jahrbuch Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft behandelt–wie der Untertitel schon sagt–das Verhältnis zwischen Geschlechter- und Sozialisationsforschung und insbesondere den Transformationen in diesem Verhältnis. Dabei gliedert sich das Buch in drei Teile: im Mittelpunkt der Beiträge des ersten Teils steht die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen Geschlechter- und Sozialisationsforschung in der theoretischen Diskussion entwickelt bzw.–so das Fazit der meisten Beiträge–nicht entwickelt hat und welche offenen Fragen und Fehlentwicklungen sich dadurch, auch auf analytischer Ebene, ergeben.Die Beiträge des zweiten Teils nähern sich dem Verhältnis dann–ähnlich wie der thematisch offene dritte Teil–auf empirischer Ebene und stellen die Ergebnisse verschiedener Fallstudien zum Thema dar.
Das Buch ist keine Einführung in die Geschlechterforschung–und erhebt auch als Jahrbuch diesen Anspruch nicht–und setzt somit einiges an Grundwissen voraus. Dafür liefert es einen insbesondere auf der empirischen Ebene interessanten Einblick in die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen und akademischen Debatten. Kleines Manko der Konzeption des Jahrbuchs ist deren Beschränkung auf die Entwicklungen in der deutschen Erziehungswissenschaft–gerade beim Thema des aktuellen Bandes wäre ein Einblick in international geführte Diskussionen spannend gewesen.
Juliane S. –
Das Jahrbuch der Frauen- und Geschlechterforschung in der Erziehungswissenschaft (2015) „Geschlecht – Sozialisation – Transformation“, herausgegeben von Prof. Dausien, Prof. Thon und Prof. Walgenbach, enthält ein Essay, drei theoretische und zwei empirische Analysen sowie einen offenen Teil mit drei Beiträgen und einen Tagungsbericht (zur Jahrestagung der entsprechenden Sektion der DGfE 2015). Die Herausgeber_innen versuchen mit den Beiträgen eine Brücke zu schlagen zwischen der Transformation gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse und der Transformation erziehungswissenschaftlicher Debatten über diese Geschlechterverhältnisse. Sozialisation als eine zentrale sowie gleichseitig kritisch zu betrachtende theoretische Perspektive steht dabei im Mittelpunkt. Ich persönlich finde insbesondere die Darstellung der empirischen Analysen gut gelungen.
Zum Inhalt der Beiträge sei nur so viel gesagt: Ich würde das Buch niemanden empfehlen, der neu in die Thematik einsteigt (wobei es diesen Anspruch als Jahresband auch gar nicht erheben kann), in der Regel werden mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Wobei das ja auch die eigentlich Kunst der Wissenschaft ist.