Beschreibung
Aus berufspädagogischer Perspektive schrieb Herwig Blankertz mit Bildung im Zeitalter der großen Industrie einen Meilenstein für die Geschichtsschreibung des Dualen Systems. Obwohl Blankertz verschiedene Problemkreise beleuchtet, stellt er diese unter eine leitende Problemstellung: die Abwesenheit und Rückkehr der Pädagogik zur Berufsbildung. Innerhalb dieser Spanne rekonstruiert Blankertz die ökonomische und politische Entwicklung in Deutschland im 19. Jahrhundert, die zu einer bildungspolitischen und -ideologischen Situation führte, die letztlich von der Pädagogik nicht mehr hinterfragt wurde und von deren Realität sie ausging, als sie sich wieder für die Berufsbildung zuständig fühlte. Ein Vorwort von Günter Kutscha sowie ein Nachwort des Herausgebers Christoph Porcher rahmen diese Neuauflage und kommentieren das Werk aus heutiger Sicht.
Die Erschließung seines Nachlasses hat zu einem erstarkten Interesse am pädagogischen Werk von Herwig Blankertz seitens der Erziehungswissenschaft geführt, weshalb Bildung im Zeitalter der großen Industrie wieder verfügbar gemacht wird. Erstmals1969 veröffentlicht, liegt mit der Neuauflage ein zentrales Stück der Geschichtsschreibung des Dualen Systems wieder vor. Herwig Blankertz hat als Professor für Erziehungswissenschaft nicht nur den wissenschaftlichen Diskurs seiner Zeit geprägt, sondern mit seiner Mitarbeit in bildungspolitischen Beratungsgremien und die Leitung des Kollegstufenmodellversuchs in Nordrhein-Westfalen die politische (Berufs-)Bildungsreformdebatte der 1960er und 70er Jahre beeinflusst. Bildung im Zeitalter der großen Industrie ist dabei der Versuch, eine wissenschaftlich begründete Antwort auf die Herausforderungen der Zeit zu gewinnen.In den Kommentaren wird die Biographie Blankertz, die Werkgeschichte sowie die bildungspolitische Situation der 1960er und 70er Jahre beleuchtet. Es zeigt sich dabei, dass Bildung im Zeitalter der großen Industrie nicht nur die Reformdebatten seiner Zeit bereichern konnte, sondern bis heute eine anregende Lektüre darstellt, wenn man kritisch über das Duale System nachdenken möchte.
Der Autor:
Prof. Dr. Herwig Blankertz war ein einflussreicher Erziehungswissenschaftler und wirkte an der Pädagogischen Hochschule Oldenburg, der Freien Universität Berlin und der Universität Münster
Christoph Porcher ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehungswissenschaft, Berufs- und Wirtschaftspädagogik der Universität Osnabrück
Der Fachbereich:
Erziehungswissenschaft
Dieter Grottker –
Christoph Porcher hat das Buch „Bildung im Zeitalter der großen Industrie“ von Herwig Blankertz (1969) neu herausgegeben. – Ein Bestseller der Berufspädagogik und der Bildungsgeschichte, damals wie heute. Zudem ist das Werk mehr als eine bloße Nachauflage, indem der Text durch ein umfangreiches und originelles Nachwort des Herausgebers von 30 Seiten sowie durch neuere bildungsgeschichtliche Literaturhinweise (nach 1969) ergänzt worden ist. Insofern ist das Ganze in zweifacher Hinsicht lesenswert. Blankertz damals – seine Schüler heute: Ein Zeitalter wird besichtigt. Das Thema ist aktueller denn je: Bildung und Industrie – in Deutschland und in der Welt. Insofern nicht nur von berufspädagogischem Interesse, sondern bedeutsam für eine jede Pädagogik. „Klassiker neu gelesen“ – um Herwig Blankertz (1927-1983) neu und vielleicht sogar besser zu verstehen.