Beschreibung
Das Buch analysiert auf breiter theoretischer und empirischer Basis die derzeitige Situation der Mitgliederparteien und geht ausführlich auf die Niedergangsdebatte ein. Dabei sollen auch die auf Demokratisierung und Professionalisierung der Organisationsstrukturen von Parteien abzielenden Reformmaßnahmen auf ihre Wirksamkeit hin untersucht werden. Nicht zuletzt stellen die im Bundestag vertretenen Parteien ihre eigene Sichtweise und die Erfolgsbewertungen ihrer Reformmaßnahmen dar.
Seit Mitte der neunziger Jahre hat in der internationalen Parteienforschung eine breite Debatte um die Frage eingesetzt, inwieweit den traditionellen Mitgliederparteien ein absehbares Ende bevorsteht. Auf der einen Seite wird der Niedergang dieses klassischen Typs des modernen Parteiwesens mit dem massiven und anhaltenden Mitgliederschwund begründet. Auf der anderen Seite sehen sich, so eine These der neueren Party Change-Literatur, Mitgliederparteien einem funktionalen Entwertungs- und Verdrängungsprozess durch Kartellparteien, Berufspolitikerparteien und durch professionalisierte Wähler- und Medienkommunikationsparteien ausgesetzt, die durch den Strukturwandel moderner Parteien hervorgebracht wurden.
Letztlich erleiden unter diesem Blickwinkel Parteimitglieder einen Bedeutungsverlust, zumal moderne Medienwahlkämpfe den älteren arbeitsintensiven und organisationszentrierten Wahlkampf obsolet gemacht habe. Die „end of membership party“-Debatte hat aber auch gewichtige Kritiker auf den Plan gerufen, die die Niedergangsprognosen und die ihnen zugrunde liegenden Prämissen bestreiten.
Der geplante Band mit den präsentierten Ergebnissen der Jahrestagung des Arbeitskreises „Parteienforschung“ der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft stellt sich dieser Debatte und wird sich mit der Zukunft der Mitgliederparteien befassen.
Das Buch gliedert sich in vier Themenfelder behandelt werden:
1) Aus parteientheoretischer Sicht wird der Stand der Niedergangsdebatte rezipiert und die „members do (not) matter“-These in ihrem ganzen Facettenreichtum kontrovers diskutiert.
2) Von empirischer Warte aus sollen der Mitgliederniedergang sowie der Strukturwandel in der Rekrutierungsbasis und der Zusammensetzung der Parteienmitglieder analysiert werden. 3) Ein weiteres Themenfeld dient einer Bestandsaufnahme und Zwischenbilanzierung der Organisationsreformen, die die Parteien seit Beginn der 1990er zur Stabilisierung ihres Mitgliederbestandes und zur Revitalisierung ihres Binnenlebens durchgeführt haben.
4) Die einzelnen Parteien stellen ihre eigenen Reformen und mögliche neue Reforminitiativen bzw. -optionen vor.
Aus dem Inhalt:
Themenfeld 1 Stand der Niedergangsdebatte
Ein Modell zur Analyse der Entwicklung und Sozialstruktur von Parteimitgliedschaften
Oskar Niedermayer
Die Zukunft der Mitgliederparteien: Zwischen Niedergang und Erneuerung
Elmar Wiesendahl
Mitgliederparteien im Sog der Amerikanisierung
Gerd Mielke
Die strategische Relevanz von Parteimitgliedschaften
Klaus Detterbeck
Themenfeld 2 Mitgliederanalysen
Wandel der Mitgliedschaft? Ergebnisse der Potsdamer Mitgliederstudie
Markus Klein
Soziale Entwurzelung und Repräsentationsverlust der Mitgliederparteien
Heiko Biehl
Sozialstruktur und politische Orientierungen der CDU-Mitglieder 1969 und 2006
Viola Neu
Parteien ohne Eigenschaften? Ursachen und Folgen der Diffusion organisationaler Identität in politischen Parteien am Beispiel der CDU und der SPD
Christian Junge
Themenfeld 3 Parteiorganisationsreformen
Demokratisierung der Organisationsstrukturen als Rettungsanker? Bisherige Ergebnisse zu innerparteilichen Reformen von CDU und SPD
Uwe Jun
Parteiorganisationsreformen als Mythos?
Sebastian Bukow
Erneuerung der Partei „von unten“?
Lars Holtkamp
Analysen und Reform lokaler Parteiorganisationen: Der CDU-Kreisverband Peine und seine Mitglieder
René Fritsch
Themenfeld 4 Die Sicht der Parteien
Kurzbeiträge von:
Frank Niebuhr (CDU), Martin Gorholdt (SPD), Steffi Lemke (Bündnis 90/DIE GRÜNEN), Hans-Jürgen Beerfeltz (FDP), Horst Kahrs (DIE LINKE)
Die Herausgeber:
Prof. Dr. Uwe Jun, Universität Trier, Universitätsprofessor
Oskar Niedermayer, Freie Universität Berlin, Universitätsprofessor
Elmar Wiesendahl, Führungsakademie der Bundeswehr Hamburg, Universitätsprofessor
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