Beschreibung
Das vorliegende Buch widmet sich dem professionellen Feld der sozialen Altenhilfe und dessen Umgang mit Demenz. Zu verorten ist die soziale Altenhilfe zwischen dem Bereich medizinischer und pflegerischer Hilfen einerseits und der Lebenswelt der Menschen mit Demenz andererseits. Einem ethnografischen Forschungszugang folgend wird das soziale Hilfesetting in langfristiger Teilnahme im Feld beobachtet, werden Gespräche mit Professionellen sowie mit Erkrankten und deren Familien geführt. So sind Einblicke in diese spezifische soziale Teilwelt der Frühdemenz möglich, verbunden mit dem erklärten Anspruch einer gegenstandbezogenen soziologischen Theoriebildung.
Aus dem Inhalt:
- Die halbierte Modernisierung von Pflege und Altenhilfe
- Annäherung an das Phänomen Demenz
- Eine Studie im Feld: Methodischer und methodologischer Rahmen
- Ethnografischer Zugang ins Feld
- Vertiefte Analysen im Altenhilfesetting
- Erweitertes Hilfesetting: Die universitäre Demenzsprechstunde
- Demenz als Geheimnis: Familie Streblow
- Fluidität und Ambivalenz im Deutungsmuster
- Identitätstheoretische Zugänge zu Frühdemenz
- Momente der partizipativen Studie
- Genügsamkeit in einem wohlfahrtsstaatlichen Feld im Wandel
Der Autor:
Dr. Matthias Müller, Institut für Sozialwesen, Universität Kassel
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen:
Forschende, Lehrende und Studierende in sozial- und pflegewissenschaftlichen Fächern
Pressestimmen/Rezensionen
Ehrenamtliche und professionelle Fachkräfte in der sozialen Altenhilfe bekommen Einblicke in die Lebenswelt frühdementer Menschen und Reflexionsanstöße für die Entwicklung von Konzepten zur Inklusion und Entstigmatisierung.
Socialnet.de, 22.10.2019
Insgesamt liegt mit der Veröffentlichung ein sehr interessantes, weiterführendes und nachdenklich machendes Buch vor. Die Kenntnis des Hilfesettings (in seinen Unzulänglichkeiten, Ambivalenzen und (defensivem) Stigmamanagement ist beeindruckend. Auch der methodische Gang der Arbeit ist weiterführend, auch wenn man an einigen Stellen dem „roten Faden“ nicht immer ganz folgen kann. Das mag darin liegen, dass die Argumentation in gewisser Weise zirkulär aufgebaut ist, man muss das ganze Buch aufmerksam durchlesen. Für den soziologisch nicht vorgebildeten Leser könnte die Einsicht in die Konstruktion der Demenz nicht ganz einfach nachvollziehbar sein, denn die überwiegende Zahl der Leserschaft wird an der Objektivität der Demenzdiagnosen wenig Zweifel haben. Aber wie entsteht eigentlich das Phänomen der Demenz in sozialer Hinsicht?
Das ist genau der Punkt einer sozial-rekonstruktiv orientierten Soziologie, die auch ihre Klassiker (Goffmann und Strauss) nicht verleugnet. Beeindruckend (und ernüchternd) ist der Einblick in die Genügsamkeit des Felds, die einen angesichts der aktuellen Herausforderungen emotional nicht unbeteiligt lässt. Es ist ein gesellschaftlicher Skandal, dass im Feld der Altenpflege und der (sozialen) Altenarbeit mit unzureichenden Ressourcen, fehlender Professionalität und überwiegender Konzeptionslosigkeit der Alltag bewältigt, eine wirklich sinnvolle und fachlich begründbare Perspektive für die Betroffenen (und ihre Angehörigen) aber nur ansatzweise auf die Agenda gesetzt wird. Angesichts der gigantischen Summen, die im Gesundheitssystem umgesetzt und verdient werden, muss es mehr wissenschaftliche Arbeiten geben, die einen kritischen soziologischen Blick hinter die Kulissen wagen. Diese Studie gehört dazu, sei auch allen Praktikern wärmstens empfohlen.
Univ.-Prof. Dr. Hermann Brandenburg, Lehrstuhl für Gerontologische Pflege, Fakultät für Pflegewissenschaft, Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar, in: Pflege & Gesellschaft 24, (2), S.185-187
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