Beschreibung
Der Wandel der Arbeitsgesellschaft betrifft Soziale Arbeit in doppelter Hinsicht. Die Auswirkungen auf Biografien, Lebenslagen und Teilhabechancen der Adressat*innen verschärfen Ausgrenzung und soziale Ungleichheit. Ebenso verändern sich derzeit Arbeitsbedingungen und Handlungsspielräume der Profession. Der Band lotet vor dem Hintergrund aktueller Forschungsbefunde und kritischer Gegenwartsanalysen Konsequenzen für Profession und Disziplin Sozialer Arbeit aus.
Für viele Adressat*innen sozialer Arbeit werden die Ansprüche der Arbeitsgesellschaft immer unerfüllbarer. Dabei zeigt sich ein Spannungfeld zwischen der kaum hinterfragten normativen und sozialpolitischen Orientierung an der Arbeits- und Leistungsgesellschaft einerseits und der lebensweltlichen und strukturellen Realität der Adressat*innen Sozialer Arbeit andererseits. Zudem wird im Kontext neoliberaler Selbstoptimierungsparadigmen den Individuen die Verantwortung für eine gelingende Erwerbsbiografie zugeschrieben und strukturelle Bedingungen, institutionelle sowie politische Versäumnisse damit verdeckt. Die Arbeitsbedingungen der Professionellen sind ebenfalls von Veränderung betroffen. Neben einem Fachkräftemangel zeigen sich veränderte Anforderungen an die Fachlichkeit. Kommunale und freie Träger sowie insbesondere die steigende Anzahl privat-gewerblicher (darunter auch gewinnorientierter) Anbieter erwarten für ihre Interessen zugeschnittene Qualifikationen und spezialisierte Kompetenzprofile. Immer häufiger wollen Arbeitgeber_innen Studieninhalte in „dienstherreneigenen“ oder „trägernahen“ Studiengängen mitbestimmen. In den Berufsfeldern geht der Trend hin zu einer Flexibilisierung von Arbeitsverhältnissen, Vergütungsstrukturen sowie problematischen Refinanzierungsbedingungen. Der Megatrend der Digitalisierung bietet zudem eine grundlegende Erweiterung der Kommunikationsmöglichkeiten und -formen, sowohl in der Praxis wie auch der Lehre Sozialer Arbeit. Noch weitgehend ungeklärt sind allerdings Fragen des Datenschutzes und der Kontrollierbarkeit von Technik auch in Bezug auf Standardisierung von Angeboten Sozialer Arbeit, die den komplexen Lebenslagen und dem Eigensinn der Adressat*innen nicht unbedingt gerecht werden. Insgesamt zeigt sich, dass in den aktuellen öffentlichen Debatten über ökonomische Veränderungsdynamiken das Feld von Care/Sorgearbeit – auf privater wie professioneller Ebene – systematisch ausgeblendet werden. Der Band versammelt breit angelegte Analysen zur Arbeitsgesellschaft wie auch empirische Befunde aus einzelnen Feldern Sozialer Arbeit und diskutiert neue Aspekte der Professionsentwicklung.
Inhaltsverzeichnis Leseprobe
Die Herausgeberinnen:
Prof. Dr. Claudia Steckelberg, Hochschule Neubrandenburg
Prof. Dr. Barbara Thiessen, Hochschule für angewandte Wissenschaften Landshut
Hier finden Sie den
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Zielgruppe:
Studierende, Lehrende, Forschende und Praxis der Sozialen Arbeit
Pressestimmen/Rezensionen
Das Werk bietet sehr interessante Verknüpfungen und Impulse für Studium, Praxis und Wissenschaft.
www.socialnet.de 16.10.2020
Abstracts
Analysen und Perspektiven auf (globale) Transformationsprozesse
Bewegte Zeiten. Über die Transformation des Kapitalismus und die Neuordnung des Sozialen
Brigitte Aulenbacher
Soziale Arbeit in bewegten Zeiten – zum Wandel von Arbeits- und Lebensbedingungen unter neoliberalen Vorzeichen
Claudia Steckelberg
Globale Ungleichheiten. Herausforderungen für eine internationale Soziale Arbeit
Tanja Kleibl, Ronald Lutz
Arbeit neu denken? Von der Erwerbsarbeitsgesellschaft zur Tätigkeitsgesellschaft. Zukunftsmodelle von Arbeit und ihre Implikationen in Bezug auf Care / Soziale Arbeit.
Eva Fleischer
Zur Prekarisierung von Care – Auswirkungen gesellschaftlicher Transformationsprozesse auf die Übernahme(-möglichkeiten) sorgender Tätigkeiten für ältere Personen
Yvonne Rubin, Maik Krüger, Sabrina Schmitt
Lebenswelten und Lebenslagen von Adressat_innen im Kontext veränderter Erwerbsbedingungen
Bindung, Beziehung und Einbettung in der globalisierten Gesellschaft ermöglichen. Mikroprozesse professioneller Vertrauens- und Beziehungsarbeit mit vulnerablen Adoleszenten
Silke Birgitta Gahleitner, Karsten Giertz, Vera Taube
Stärkung der gesellschaftlichen Partizipation von Langzeitarbeitslosen. Eine neue Herangehensweise in den Niederlanden
Ines Schell-Kiehl, Peter Gramberg, Jack de Swart
Teilhabe am Arbeitsleben für Menschen mit Beeinträchtigungen im Wandel der Arbeitsgesellschaft Ein Plädoyer für agile Sozialunternehmen (auch) zur Prävention von sexualisierter Gewalt.
Anja Teubert, Karin E. Sauer
Normalitätsvorstellungen und Lebenswirklichkeiten. Eine gesprächslinguistische Perspektive auf Aushandlungsprozesse von Normalität in Hilfeplangesprächen nach SGB XII
Ina Pick
Auf dem Weg zu virtuellen role models und online-streetworkern? Zur Transformation von Handlungsräumen und Interventionsmethoden in der Offenen Jugendarbeit
Hemma Mayrhofer
Soziale Arbeit als Profession: Arbeitsbedingungen und Fachlichkeit auch im Kontext von Digitalisierung
Die Unterstützung von Professionalisierung und Professionalität im Kontext gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen der Gegenwart. Herausforderungen für die Ausbildung
Silke Müller-Hermann
Beteiligung im Zeitalter digitaler Infrastrukturen
Sebastian Sierra Barra
Partizipation im Spannungsfeld. Gemeinwesenarbeit und social media
Sophie Brandt, Claudia Steckelberg
Chancen und Risiken der Digitalisierung in der Sozialen Arbeit am Beispiel des in-teraktiven Case Managements zur Inklusion arbeitsloser junger Geflüchteter
Michael Klassen
Soziale Roboter, Soziale Arbeit und Gender
Gaby Lenz, Hannah Wachter
Bedeutung des Wandels auf die Entwicklungen in Hochschule und Studium
Like a Drug Gang Limbo: Lebens- und Arbeitsbedingungen „junger“ Wissenschaftler_innen Sozialer Arbeit. Ein Diskussionsbeitrag.
Fabian Fritz, Julia Hille, Eva Maria Löffler, Nils Klevermann, Vera Taube
Wandel der Curricula Sozialer Arbeit im Kontext gesellschaftlicher Transformation. Die Neuordnung der Methodenmodule und die curriculare Integration des Kern-Mandats „Ermächtigung“ ins Studienkonzept Sozialer Arbeit
Beate Blank
Ein blinder Fleck? Zur universitären Promotionsförderung von (Fach)-Hochschulabsolventinnen
Anna-Maria Scherhag
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