Beschreibung
Gewalt ist ein aktueller Gegenstand der Erziehungswissenschaft und stellt zugleich ein bedeutsames Thema der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung dar.
Die Autor*innen des Bandes beleuchten die Verknüpfungen von Gewalt und Geschlecht in diversen sozialen, politischen und pädagogischen Kontexten sowie (sozial-)pädagogischen Handlungsfeldern. Ihre Schwerpunkte liegen auf den unterschiedlichen Ausformungen von Gewalt und auf den Funktionen von Gewalt zur Aufrechterhaltung des hierarchischen heteronormativen Systems der Zweigeschlechtlichkeit.
Dabei zeigen die Beiträge, dass die Verbindung von praktischer Arbeit und theoretischer Analyse, die die erziehungswissenschaftliche Geschlechterforschung seit ihren Anfängen auszeichnet, nach wie vor vorhanden ist. Deutlich wird die Bandbreite der Perspektiven, die nicht nur unterschiedlich sind, sondern durchaus kontrovers.
Aus dem Inhalt
1. Jürgen Budde, Maika Böhm & Christina Witz: Sexting – Sexuelle Grenzverletzung – Geschlecht
2. Mart Busche, Jutta Hartmann, Chris Henzel, Malte Täubrich: Jungen* als von sexualisierter Gewalt Betroffene – zur Ambivalenz einer diskursiven Figur in pädagogischen Materialien
3. Regina-Maria Dackweiler / Reinhild Schäfer: Ehrenamtliche als Lots*innen zum Hilfesystem bei Gewalt in Paarbeziehungen älterer Frauen und Männer: Innovativer Neben- oder irreführender Abweg?
4. Angelika Henschel: Gewalt in Geschlechterverhältnissen – ein Thema für Frauenhäuser und die erziehungswissenschaftlich orientierte Frauen- und Geschlechterforschung
5. Britta Hoffarth: Online Hate Speech und Geschlecht. Erziehungswissenschaftliche Herausforderungen
6. Angela Janssen: Verletzbarkeit und Geschlecht
7. Susanne Nef: Gewaltkonzepte – Empirische Befunde zur Deutung häuslicher Gewalt als sozialer Prozess: Die Normalisierung sexualisierter Gewalt als Ausdruck der Persistenz des Geschlechterverhältnisses?
8. Milena Noll: Hilfe für junge Frauen zwischen Autonomie und Schutz in (anonymen) Schutzeinrichtungen
9. Barbara Rendtorff: Gewaltdimensionen pädagogischen Handelns und das Sexuelle
10. Thomas Viola Rieske & Jürgen Budde: Männlichkeit und Gewalt in pädagogischen Kontexten – aktuelle Befunde und neue theoretische Impulse
Die Herausgeberinnen:
Dr. Eva Breitenbach, Professorin für Erziehungswissenschaft, Evangelische Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe
Dr. Walburga Hoff, Professorin für Theorien und Konzepte der Sozialen Arbeit, Katholische Hochschule NRW, Abteilung Münster
Dr. Sabine Toppe, Professorin für Geschichte der Sozialen Arbeit, Alice-Salomon-Hochschule Berlin
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppe:
Lehrende, Forschende und Praxis der Erziehungswissenschaft und der Gender Studies
Anika Lina Meyer –
Die verschiedenen Aufsätze im Buch decken verschiedene Themen ab. So wird zunächst in drei Kapiteln eine theoretische Verortung vorgenommen. Es folgen drei Aufsätze zu Subjektiven Deutungsmustern. Abschließend werden in vier Kapiteln Kritikpotentiale dargestellt. Dabei besonders interessant für mich waren die Kapitel von Angelika Henschel zum Thema „Gewalt in Geschlechterverhältnissen“ als Thema für Frauenhäuser, sowie der Aufsatz von Britta Hoffarth zu „Online Hate Speech“.
Durch die Aufteilung in verschiedene Oberkategorien ist es einfach, sich selbst die passenden Kapitel rauszusuchen und so Input sowohl für Hausarbeiten in verschiedenen Fächern, als auch für die praktische Arbeit zu bekommen. Ich konnte einige Kapitel für meine Abschlussarbeit nutzen. Grundsätzlich ist es wohl eher in Wahlfächern ein relevantes Buch oder für die eigene Vertiefung.
Grundsätzlich sind die meisten Kapitel gut zu lesen und einfach zu verstehen – einige Ausnahmen gibt es natürlich immer. Ich finde insbesondere die theoretische Verortung eher schwierig, allerdings ist dieses auch nicht notwendig, um die weiteren Aufsätze zu verstehen.
Das ist sicher einer der besten Punkte an der Sammlung: die einzelnen Aufsätze lassen sich gut unabhängig voneinander lesen.
Die Texte sind für verschiedene Studiengänge und Berufsfelder interessant, so hat unter anderem meine Mutter (Grundschullehrerin) das Buch bereits für sich selbst geholt.
Also: klare Leseempfehlung, wenn einen das Thema irgendwo interessiert, als Einstiegslektüre würde ich es nicht empfehlen.
T. Bäumle –
Das Buch “Geschlecht und Gewalt“ hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Es besteht aus einer Einleitung und 10 Kapiteln. Alle Kapitel behandeln verschiedene Themen und sind von verschiedenen Autor*Innen, so dass ein sehr diverser Einblick gewährt wird. Die ersten drei Kapitel beschäftigen sich mit theoretischen Ansätzen, danach folgen Kapitel zu verschiedenen Forschungsfragen. Somit erhält man mehrere Bespiele für praktische Forschung und deren Methoden bzw. Vorgehen, was ich persönlich sehr spannend fand.
Nach meinem Empfinden deckt das Buch keine Grundlagen im Studium ab und ist daher eher bei persönlichem Interesse am Thema oder spezifischen Vertiefungen sinnvoll. Die Texte waren größtenteils gut verständlich und gerade die forschungsbezogenen Kapitel sind wohl auch ohne viel Vorkenntnisse zu verstehen. Die Kapitel, die explizit theretische Verortungen beleuchteten, fand ich persönlich teilweise etwas langwierig zu lesen. Allerdings haben sie mir auch neue Ansichten mit auf den Weg gegeben, so dass ich trotzdem froh bin, sie gelesen zu haben.
Insgesamt erfüllt das Buch meine Erwartungen, da ich neue Einblicke in die Themenfelder und Impulse erhalten habe.
Betül Güclü –
Das Buch Geschlecht und Gewalt von Eva Breitenbach, Walburga Hoff und Sabine Toppe mit Beiträgen u.a. von Jürgen Budde und Angelika Henschel kann ich v.a. jedem Studierenden der Erziehungs- und Sozialwissenschaften und der Soziale Arbeit empfehlen, aber auch der Studierenden der Gender Studies, die sich mit Genderforschung befassen. Die Schriftenreihe finde ich sehr erfolgreich, die Beiträge verständlich, interessant und leicht zu lesen. Das Thema Gewalt, personale Gewalt, ist und bleibt leider ein aktuelles Thema. Fragen wie „Wie hängt die Sexualität mir Macht zusammen?“ haben mich schon lange interessiert. Gewalt ist nicht nur körperliche Gewalt. Sexuelle und psychische Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Erwachsene spielen auch eine besonders große Rolle.
Besonders gut hat mir aufgrund meiner Interessen vor allem der Beitrag von Angela Jenssen gefallen, die in ihrem Aufsatz „Verletzbarkeit und Geschlecht“ die Kategorie der Verletzbarkeit als Grundkondition menschlicher Existenz aufgreigt (vgl. S. 10). Begriffe wie männliche Verletzungsmacht und weibliche Verletzungsoffenheit spielen hier eine wichtige Rolle.