Beschreibung
In dieser Arbeit werden Krankheitsprozesse als komplexe biographische Prozessgestalten untersucht – durchdrungen von Erleidenserfahrungen und Bearbeitungsbemühungen.
Eine schwere chronische Krankheit kann den Betroffenen auf eine ausschließlich krankheitszentrierte Alltagsorganisation und Lebensführung einengen; sie kann aber auch den Betroffenen dazu „aufraffen“, neue Aspekte der Alltagsgestaltung zu entdecken sowie alle biographische Kraft zusammenzunehmen und ein neues Lebensthema zu entwickeln – ein neues Lebensthema, das die krankheitsbedingten Restriktionen des Lebensalltags und die Anforderungen des Behandlungsregimes bezüglich der Krankheit vollständig transzendiert.
Die aktuelle Forschung, die mit den Mitteln der qualitativen Sozialforschung, speziell der Biographieforschung, durchgeführt worden ist, stellt sich folgende zentrale Vierfachfrage: Wie wirkt sich eine schwere chronische Krankheit auf die Führung des Lebens des Betroffenen – auch auf dessen Alltagsorganisation – aus? Welche eigenen Eingriffsmöglichkeiten hat der Krankheitsbetroffene für die Gestaltung seines Lebens mit der Krankheit? Wie kann er vor dem Horizont der Krankheit langfristige biographische Entfaltungsprojekte, welche die ständige Bearbeitung der Krankheit und den tagtäglichen Umgang mit ihr transzendieren, aufrechterhalten, umwandeln, neu entwickeln und in die Tat umsetzen? Und welche Rolle spielt für das Ergreifen dieser Möglichkeiten der Lebens- und biographischen Zukunftsgestaltung die individuelle Geschichte der biographischen Entfaltung des Betroffenen und seiner biographischen Arbeit in der Zeit vor der Krankheit?
Der Autor hat insgesamt 24 autobiographisch-narrative Interviews durchgeführt und analysiert: 16 Interviews mit Patienten, die an einer schweren chronischen Herzkrankheit litten, acht Interviews fanden mit Patienten statt, die beinamputiert waren. Durch die Auswahl zweier unterschiedlicher Phänomenbereiche von Krankheit wurden auch einzelkrankheits-externe Vergleiche möglich, die auf Krankheitsbedingungen und Krankheits-Erleidensverlaufskurven generell abzielen.
Der Autor:
Dr. Carsten Detka, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Soziologie, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg
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