Beschreibung
Ernährung ist nicht bloß eine physische Notwendigkeit, sondern eine soziale Praxis und somit eng mit Geschlechterverhältnissen verschränkt. Das betrifft die Produktion und Distribution von Lebensmitteln, die Zubereitung von Speisen und die Ausgestaltung der Mahlzeiten sowie die Vermittlung und mediale Aushandlung von Ernährungswissen. Der Sammelband beleuchtet diese Verschränkungen aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und fragt, wie und ob Geschlechterverhältnisse sich in verändernden globalen, gleichwohl regional und sozial differenzierten Ernährungsregimen wandeln. Was lässt sich daraus für nachhaltige Ernährungsregime und Geschlechtergerechtigkeit ableiten?
Soziale Praktiken im Zusammenhang mit Ernährungsregimen zielen im Kern auf die Ermöglichung des Essens und Trinkens. Sie werden durch weitgehend aufeinander abgestimmte Regulationen im Sinne eines Regimes koordiniert und synchronisiert. Das Ernährungsregime bezieht unterschiedliche funktionale Perspektiven wie der Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Gesundheit oder Familie durch strukturelle Kopplungen vermittels gegenseitiger Leistungserbringung zum Strukturaufbau und -erhalt aufeinander, wodurch mit hinreichender Sicherheit gesellschaftlich geklärt wird, was, wer, wie, wann und wo essen und trinken kann. Die Praktiken der Ernährung sind auf verschiedene Weisen mit Geschlechterverhältnissen verschränkt. Diese Verhältnisse beruhen selbst auf sozialen Praktiken im Feld der Ernährung. Ernährung macht Geschlecht, wenn zum Beispiel der Zugang zu Ressourcen der Nahrungsmittelproduktion zwischen den Geschlechtern ungleich verteilt sind oder die Verteilung von Aufgaben der Ernährung und Versorgung als soziale Reproduktionsarbeit im und außerhalb des Haushalts bestimmten Geschlechterrollenerwartungen folgen. Die Zusammenhänge zwischen Geschlecht und Ernährung unterliegen dabei einem steten sozialen Wandel. Deshalb ist danach zu fragen, was die wechselseitigen Wirkkräfte von (Re-)Produktion und (De-)Stabilisierung von Geschlechterverhältnissen im sich dynamisch verändernden globalen, gleichwohl regional und sozial differenzierten Ernährungsregime sind? Wie hemmen oder befördern Geschlechterverhältnisse Wandlungsprozesse des Ernährungsregimes? Welche Persistenzen zeigen sich im Wandel?Anhand dreier thematischer Schwerpunkte werden die Zusammenhänge von Ernährung und Geschlecht in diesem Sammelband aufgezeigt und in Hinblick auf Persistenzen, Brüche und Wandlungsfähigkeit untersucht. Letztlich wird der Frage nachgegangen, was sich durch diese Zusammenhänge für die Gestaltung nachhaltiger Ernährungsregime und Geschlechtergerechtigkeit ableiten lässt.
Die Herausgeberinnen:
Prof. Dr. Jana Rückert-John, Professorin für Soziologie des Essens, Hochschule Fulda
Carla Wember, Doktorandin, Hochschule Fulda und Universität Kassel
Die Zielgruppe:
Forschende der Gender Studies
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