Beschreibung
Das Nationale ist als Grenzbestimmung nach wie vor gesellschaftlich wirksam, während gleichzeitig Prozesse der Inter-, Supra- und Transnationalisierung in vielen Lebensbereichen stattfinden und in Erziehungs- und Bildungsinstitutionen zum Alltag gehören. Zugleich werden Zugehörigkeitsordnungen re-nationalisiert und haben nicht selten diskriminierende Wirkungen auf die Beteiligten in Bildungskontexten.
Die Beiträge des vorliegenden Bandes nehmen dieses Spannungsverhältnis auf, indem sie Zugehörigkeitsordnungen zum Thema machen, die durch Re-Nationalisierung, Rassismus und Antisemitismus verfestigt werden. Sie gehen der Entgrenzung des Nationalen in Erziehung und Bildung nach und setzen sich kritisch mit dem nationalen Fokus in erziehungswissenschaftlicher Forschung und Theoriebildung auseinander.
Wenn die Erziehungswissenschaft das Bildungssystem, das Kinder- und Jugendhilfesystem oder die Erwachsenenbildung beforscht und dabei Prozesse der Bildung, Erziehung, Sozialisation und Subjektivierung zu ihrem Gegenstand macht, tut sie das bis heute häufig im Horizont des Nationalen und des (je ‚eigenen‘) Nationalstaates. Gleichzeitig hat sie sich aber immer auch kritisch mit dieser nationalen Rahmung auseinandergesetzt und Fragen des methodologischen Nationalismus, der ethnozentrischen Verfasstheit von Bildung und Erziehung sowie der Bedeutung von Subjektbildung und Identität jenseits homogenisierender Bezüge auf Nation und Kultur bearbeitet. Die Beiträge des Bandes befassen sich im Anschluss an die Jahrestagung 2019 der Sektion Interkulturelle und International Vergleichende Erziehungswissenschaft in der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft mit der Bedeutung globaler (Ungleichheits-)Verhältnisse für Bildung und Erziehung, mit Migrationsphänomenen sowie mit Fragen international-vergleichender Perspektiven auf Bildung und Erziehung. Sie nehmen das gegenwärtig besonders ausgeprägte Spannungsverhältnis zwischen der Entgrenzung des Nationalen und Tendenzen der Re-Nationalisierung zum Anlass zu fragen, wie Bildung und Erziehung jenseits des Nationalen gedacht, erforscht und praktiziert werden können. Mit der Entgrenzung des Nationalen ist auf der einen Seite die Beobachtung gemeint, dass sich Lebensweisen und Identitäten zunehmend transnational bzw. in einer Dezentrierung essentialistischer Ideen von Kultur, Nation und Ethnizität ereignen und inter-, supra- oder transnationale Institutionen Einfluss auf national verstandene Kontexte haben. Re-Nationalisierung rekurriert auf der anderen Seite auf das Erstarken von z.B. antimuslimischem Rassismus und Antisemitismus, die Zunahme rechtspopulistischer Bewegungen sowie den Erfolg rechter Parteien. Vor diesem Hintergrund wird gefragt, welche Bedeutung dem Horizont des Nationalen in der erziehungswissenschaftlichen Forschungslandschaft in der Vergangenheit zukam und wie er gegenwärtig verhandelt wird und welche Relevanz das benannte Spannungsverhältnis für die Erziehungswissenschaft hat.
Herausgeberinnen:
Prof. Dr. Claudia Machold, Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kindheitsforschung, Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr. Astrid Messerschmidt, Professur für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Geschlecht und Diversität, Bergische Universität Wuppertal
Prof. Dr. Sabine Hornberg, Lehrstuhl Schulpädagogik und Allgemeine Didaktik im Kontext von Heterogenität, Technische Universität Dortmund
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppe:
Forschende und Lehrende der Erziehungswissenschaft, Soziologie und Sozialen Arbeit
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