Beschreibung
Gegenwärtig werden verstärkt tödliche Fälle von Kindesmisshandlung medial aufgegriffen und sensationsheischend aufbereitet. Hierbei kommt es oft zu Engführungen und Einseitigkeit. Im Handbuch setzen die Autor*innen neu an und fragen: Vor welchen Herausforderungen stehen wir aktuell in der Kinderschutzarbeit? Sie entfalten ein Konzept nachhaltiger demokratischer Kinderschutzarbeit auf Basis eines neuen Grundverständnisses und eines umfassenden Konzepts der Prozessgestaltung für eine solidarische Kooperation der beteiligten Akteur*innen.
Strategisch orientiert an Bürgernähe und Partizipation auf Augenhöhe/an achtsamer Beziehungsgestaltung/ an Solidarität/an Care – Sorge um den Anderen und an der Anerkennung und Achtung der Besonderheit aller Akteure (vgl. Ricoeur 2006), sind für eine demokratische Kinderschutzarbeit die folgenden Eckpfeiler guter Fachpraxis von Belang:
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in organisatorischer Hinsicht nach innen und außen. Sie setzt auf organisationale Demokratie → problematisiert und kritisiert traditionelle und neue bürokratische Top-down-Verfahren und die Phantasmen autoritärer „Steuerung“ → sie fördert eine demokratische Organisations- und Leitungskultur und → betreibt die Öffnung zu anderen Berufssystemen und das Schließen fairer Bündnisse im inter-organisationalen System und im Gemeinwesen und → baut schließlich bürgernahe, bürgeroffene, bürgerinteressierte Hilfsorganisationen auf.
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in programmatischer Hinsicht. Sie nutzt eine Programmentwicklung im Austausch mit Bürgerinnen und Bürgern, Hilfeteilnehmern und Fachkräften, Politik und Öffentlichkeit und → schärft den sozialpolitischen Auftrag zur Stärkung des Gemeinwohls, zur Entwicklung sozialer Gerechtigkeit und zur Förderung einer gelingenden Kultur des Aufwachsens.
■ Gute Fachpraxis ist demokratisch in methodischer Hinsicht. Sie nutzt inklusive, mehrseitige Settings, → achtet auf reflektierte solidarische und verlässliche Beziehungsgestaltung, → ko-operative Bedarfs- und Problemklärung, → partizipative Hilfeplan-, Hilfeprozessgestaltung und Hilfeprozessevaluation und → ermöglicht gemeinsames Lernen aus Fehlern und Erfolgen.
■ Gute Fachpraxis wird von demokratisch engagierten Fachkräften gestaltet, die vorurteilskritische, allparteiliche, fachlich kompetente, reflexive, hilfsbereite und zugewandte Menschenrechtsaktivisten, kurz „Handwerker der Demokratie“ sind (s. auch den Beitrag von Patrick Oehler in diesem Band; Rosenfeld/Tardieu 2000; Rätz-Heinisch/ Heeg 2009; Geisen/Kessl/Olk/Schnurr 2011; Sünker 2017; Oehler 2018; Köttig/ Röh 2019; Rosenfeld 2020)
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autor*innen:
Kira Gedik, Dipl. Soz.päd., MA, Praxisforscherin in Sozialer Arbeit und Pädagogik, Kronberger Kreis für Dialogische Qualitätsentwicklung e.V., Lehrende, Alice Salomon Hochschule Berlin
Prof. Dr. Reinhart Wolff, Sprecher des Kronberger Kreises für Dialogische Qualitätsentwicklung e.V., Professor im Ruhestand, Alice Salomon Hochschule Berlin
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