Beschreibung
Bedeutet ein vermehrtes Interesse an Mystik zwangsläufig einen Rückzug aus der Verantwortung für Welt und Gesellschaft? Die in diesem Band zusammengestellten Aufsätze zeigen aus verschiedenen Perspektiven, dass Mystik und soziales Engagement – ebenso wie Theorie und Praxis – in einem fruchtbaren Spannungsverhältnis stehen, das nicht in die eine oder andere Richtung aufgelöst werden darf. Denn Mystik, die ausschließlich um die eigene (religiöse) Erfahrung kreist, bleibt letztlich steril und damit zutiefst unbefriedigend, und soziales Engagement kann auf Dauer nicht darauf verzichten, nach den tieferen Wurzeln des eigenen Tuns zu fragen, will es nicht Gefahr laufen, in Routine zu erstarren oder in Frustration zu versiegen.
Bedeutet ein vermehrtes Interesse an Mystik zwangsläufig einen Rückzug aus der Verantwortung für Welt und Gesellschaft? Oder gehören Mystik und soziales Engagement untrennbar zusammen wie die zwei Seiten einer Medaille? Diesen und ähnlichen Fragen widmete der Fachbereich Theologie der Katholischen Hochschule NRW seinen Studientag im WS 2007/08, der aus Anlass des 800. Geburtstags zweier großer Frauen des Hochmittelalters, Elisabeth von Thüringen und Mechthild von Magdeburg, stattfand. Üblicherweise wird bei Elisabeth ihr vorbildlicher Einsatz für Arme und Kranke herausgestellt und bei Mechthild ihre herausragende mystische Begabung: die eine wird dem Ideal der vita activa (Elisabeth), die andere dem der vita contemplativa (Mechthild) zugeordnet – oder, sofern man die aus dem Griechischen stammenden Begriffe vorzieht, der Praxis und der Theorie. Aber ebenso wenig wie Mystik ausschließlich in ihrer Bezogenheit auf die eigene Person und deren Verhältnis zu Gott verharren darf, da sie sonst letztlich steril und damit höchst unbefriedigend bleibt, kann soziales und caritatives Engagement auf Dauer darauf verzichten, nach den tieferen Wurzeln und Beweggründen des eigenen Tuns zu fragen, wenn es nicht Gefahr laufen will, in Routine zu erstarren oder in Frustration zu versiegen. Mystik und soziales Engagement stehen vielmehr in einem bleibenden Spannungsverhältnis zueinander, das beispielsweise auch in der Gegenüberstellung von Gottes- und Nächstenliebe zum Ausdruck kommt und nicht in die eine oder andere Richtung aufgelöst werden darf. Auch die Frage, was denn eigentlich das Proprium sozialer Einrichtungen mit christlicher Ausrichtung ausmacht, kann nur von daher beantwortet werden.
Die Reihenfolge der Beiträge, verfasst von Professorinnen und Professoren der Fachbereiche Sozialwesen und Theologie der Katholischen Hochschule NRW, Abteilung Paderborn, folgt nicht dem Ablauf des Studientages. Sie ist eher theologiegeschichtlich und systematisch ausgerichtet. Auf diese Weise entsteht ein erster Spannungsbogen von den biblischen Wurzeln über die historische Entfaltung und die heutige systematische Theologie bis hin zur religionspädagogischen Fragestellung und ein zweiter Spannungsbogen von der idealtypischen Gegenüberstellung der Gesichter des Helfens über Fragen der Organisation in kirchlich-sozialen Einrichtungen bis hin zu ökonomischen Innovationen als Reaktion auf soziale Problemlagen.
Die Herausgeber:
Prof. Dr. Hans Martin Weikmann,
Professor für Historische Theologie, KatHO NRW, Abt. Paderborn, Fachbereich Theologie
Prof. Dr. Rainer Dillmann,
em. Professor für Biblische Theologie, KatHO NRW, Abt. Paderborn, Fachbereich Theologie
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