Beschreibung
Die Attestierung von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Beschwerden nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich zu und vor allem Hausärzt*innen sollen dabei die Interessen ihrer Patient*innen vertreten, aber auch die Anforderungen der Träger der sozialen Sicherung berücksichtigen. Daraus ergeben sich spannungsreiche Herausforderungen zwischen Alimentierung und Aktivierung der Patient*innen.Die Autor*innen beleuchten diese professionellen Antinomien in der hausärztlichen Praxis aus theoretischer und praktischer Perspektive und ermutigen zu einem reflektierteren Umgang mit der Thematik.
Die Attestierung von Arbeitsunfähigkeit (AU) aufgrund psychischer Beschwerden nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Sie bedeutet zunehmende Herausforderungen für das Sozial- und Medizinsystem. Vor allem HausärztInnen sind zunächst mit psychischen Beschwerden konfrontiert und in einer Schlüsselposition für die weitere Behandlung. In ihre Hände fällt die Klassifizierung der Beschwerden, die erste AU-Attestierung und ggf. deren Fortschreibung, aber auch Beendigung der Arbeitsunfähigkeit. Dabei haben sie die Interessen ihrer PatientInnen zu vertreten, sie sind aber gleichzeitig auch Mitspieler in verschiedenen Systembezügen (medizinische Versorgungsangebote, soziale Sicherung, Arbeitsmarktbedingungen etc.). Dabei wirken HausärztInnen im Bereich des nicht vorselektierten Krankheitsspektrums und müssen insofern unter der Bedingung von Unbestimmtheit in komplexen Entscheidungsprozessen zwischen Patienteninteressen und Systembezügen handeln. Daraus ergeben sich spannungsreiche Herausforderungen zwischen Alimentierung und Aktivierung ihrer Patienten. Am Beispiel der Attestierung von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Beeinträchtigungen wurde im Rahmen eines DFG-Projektes untersucht, wie HausärztInnen in ländlichen und städtischen Praxen Sachsen-Anhalts mit den damit verbundenen Widersprüchlichkeiten und Zielkonflikten umgehen. In der Verknüpfung der individuellen und strukturellen Ebene (Fall- und Systembezug) wurden Handlungs- und Deutungsmuster der HausärztInnen mit Hilfe berufsbiografischer, problemzentrierter Interviews rekonstruiert und in einer Typologie generalisiert werden. Das Buch ergänzt um theoretische und um sozialmedizinisch praktische Perspektiven leistet einen wichtigen Beitrag zur professionstheoretischen Konkretisierung des hausärztlichen Selbstverständnisses und Handelns in der Wechselwirkung von Fallebene und Systemebene und gibt Anregungen zum reflektierten Umgang professioneller Antinomien in hausärztlicher Praxis.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Der Herausgeber:
Prof. Dr. Markus Herrmann, Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät, Otto-von-Guericke Universität Magdeburg
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