Beschreibung
Anhand von Fallstudien wird untersucht, welche Rolle Verschuldung im Leben von Frauen spielt. Es wird deutlich, dass Überschuldung zumeist weit mehr als ein zeitlich begrenztes wirtschaftliches Problem in der Biographie darstellt.
Die Studie widmet sich den konstitutiven Momenten in den Lebensverläufen von Frauen, die sich als (verdeckter) Beginn krisenhafter Entwicklungen, einschließlich einer späteren Überschuldung, identifizieren lassen.
Ausgehend von der Frage, WIE werden Frauen zu Schuldnerinnen, geraten vor allem jene Lern- und Bildungsprozesse in den Fokus, die weit vor dem Auftreten einer Ver- und späteren Überschuldung liegen. Anhand von Fallrekonstruktionen kann die Wechselwirkung zwischen „gestörter“ Identitätskonstitution und krisenhaften biografischen Verläufen aufgezeigt werden. Zudem wird ein gegenstandsbezogenes Prozessmodell über die biografischen Verlaufsmuster von Frauen in Überschuldungssituationen vorgestellt, welches auf dem Verlaufskurven-Konzept und dem Identitätsverständnis des Symbolischen Interaktionismus basiert.
Der Erkenntnisprozess wird ausgehend von der Konstitution des Forschungsinteresses und der Darstellung des methodischen Vorgehens sowie der Präsentation ausgewählter Fallbeispiele transparent dargestellt. Dabei werden sowohl die politischen, wirtschaftlichen wie auch sozialen Dimensionen der Ver- und Überschuldungsproblematik einer kritischen Betrachtung unterzogen.
Indem die biografische Dimension des Überschuldungsprozesses empirisch belegt und exemplarisch veranschaulicht wird, verdeutlicht sich zugleich die Position, dass eine Überschuldung weitaus mehr als ein zeitweiliges ökonomisches Problem verkörpert. Dieses Wissen sollte berücksichtigt werden bei der Konzipierung von sozialpolitischen Strategien oder sozialpädagogischen Angeboten.
Bereits anhand der rekonstruierten Fälle wird das Potenzial der biografischen Forschung für die Soziale Arbeit deutlich. Doch gerade das gegenstandbezogene Prozessmodell unterstreicht einmal mehr die Notwendigkeit von Beratungs- und Hilfeansätzen, welche insbesondere die biografischen Ressourcen überschuldeter Menschen reflektieren.
Aus dem Inhalt:
Die private Überschuldung als politisches und sozialpädagogisches Handlungsfeld: Intentionen und Fragestellungen der Untersuchung
Ausgangsfragen unter dem Blickwinkel der gesellschaftlichen Relevanz der Thematik
Die aktuellen Strukturen im Handlungsfeld der Schuldnerberatung: Zur Konstitution des Forschungsinteresses
Biografieanalytische Studie zu den Verlaufskurven der Überschuldung: Methodisches Vorgehen – Methodologische Grundlagen
Die empirischen Ergebnisse: Der Überschuldungsprozess im Kontext von Verlaufskurvenstrukturen
Das Fallporträt der Frau Doris Hinze: Der aktive Schritt in die Verlaufskurve
Das Fallporträt der Frau Dana Pfeifer: Die Transformation der Verlaufskurve – Die Überschuldung als Resultat der Normorientierung
Das Fallporträt der Frau Nancy Kramer: Die Transformation der Verlaufskurve – die Überschuldung als Resultat einer milieuspezifischen Normenkonformität
Das Prozessmodell der biografischen Verlaufsmuster von Frauen in Überschuldungssituationen: Verlaufskurven der Überschuldung
Der Erwerb sozialer Normen und die Konstitution der sozialen Rolle als strukturelle Basis für konditionale Gesteuertheit
Mangelnde eigene biografische Entwürfe und Selbstkonzepte als Bedingungspotenzial für Verlaufskurven
Die Dynamisierung der Verlaufskurve der Überschuldung durch äußere Ereignisse
Die Autorin:
Dr. Susanne Schlabs, Diplom-Pädagogin, mehrjährige Tätigkeit als Schuldnerberaterin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Hochschule Magdeburg-Stendal.
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