Beschreibung
Partnergewalt gegen Frauen und sexuelle Gewalt gegen Kinder in der Familie – zwei Formen häuslicher Gewalt, die oft nicht im Zusammenhang gesehen werden. Wie hängen diese beiden Gewaltformen zusammen? Tauchen sie gehäuft zusammen auf? Wie können Mitarbeiterinnen in Frauenhäusern mit betroffenen Kindern und Frauen umgehen? Ausgehend von Interviews mit Frauenhausmitarbeiterinnen präsentiert die Autorin neue Erkenntnisse zu diesem Thema. Mitgeliefert werden praxisnahe Hilfen für Fachkräfte, die mit von Gewalt betroffenen Frauen und ihren Kindern arbeiten.
Dieses Buch untersucht anhand von Interviews mit Frauenhausmitarbeiterinnen in ganz Deutschland den Zusammenhang zwischen zwei Formen häuslicher Gewalt, die sonst nicht im Zusammenhang gesehen werden. Seit Anfang der Frauenhausbewegung in den 70er Jahren ist das häusliche Umfeld als Haupttatort für Gewalt gegen Frauen anerkannt. Seitdem ist die Familie, sowohl in der Praxis als auch in der Wissenschaft, auch als Haupttatort für sexuelle Gewalt gegen Mädchen und Jungen belegt. Während der letzten 40 Jahre haben Fachkräfte und WissenschaftlerInnen viel über die Probleme gelernt. Allerdings ist das Hauptziel der Frauenhausbewegung, nämlich der Gewalt gegen Frauen und Kinder im häuslichen Bereich eine Ende zu setzen, nicht erreicht und unklar bleibt, ob das Problem geringer wird.
Nicht jedes Kind, das sexuelle Gewalt erlebt hat, hat eine von Partnergewalt betroffene Mutter. Nicht jede von Partnergewalt betroffene Frau hat ein Kind, das sexuelle Gewalt erlebt. Trotzdem kommen beide Formen von Gewalt häufiger gemeinsam vor als gedacht. Die getrennte Entwicklung von Unterstützungsangeboten für gewaltbetroffene Frauen und Kinder verschleiert diesen komplexen Zusammenhang. Nur in Frauenhäusern, in denen Frauen und Kinder Zuflucht finden und einige Monate lang wohnen können, werden beide Gewaltformen gleichzeitig bearbeitet. Dadurch besteht für Frauenhausmitarbeiterinnen die Möglichkeit, einzigartige Einblicke zu gewinnen und Kompetenzen zu entwickeln. In diesem Buch reflektieren Frauenhausmitarbeiterinnen über die Herausforderungen, eine frauen- und kinderfreundliche Dienstleistung aufrechtzuerhalten. Dadurch werden wertvolle Hinweise für die Unterstützung von betroffenen Frauen und Kinder vorgestellt, die auf viele Praxiskontexte übertragbar sind. Die Interviewausschnitte bieten auch Erkenntnisse für die Anpassung der Frauenhäuser an die veränderten Sozialwirklichkeiten in den letzten 40 Jahren und ihren Fortschritt.
Die Autorin:
Dr. Patricia Bell,
Geschäftsführerin des Forschungszentrums der Evangelischen Hochschule Darmstadt
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: Lehrende und Studierende der Sozialen Arbeit und Erziehungswissenschaft, PraktikerInnen
Keywords: sexuelle Gewalt gegen Kinder, Partnergewalt, häusliche Gewalt
Fachbereiche: Soziale Arbeit, Erziehungswissenschaft, Geschlechterforschung
katha –
Das Buch spricht sowohl Studenten der Sozialen Arbeit oder ähnlichen Studiengängen, als auch andere Personengruppen an, die beruflich mit dem Thema in Kontakt geraten. Es ist allerdings auch für jeden geeignet, der sich einfach für das Thema “Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Partnergewalt” interessiert. Bezüglich der Verständlichkeit des Buches hat es meine Erwartungen voll und ganz erfüllt. Bereits das Inhaltsverzeichnis bietet einen guten Überblick und durch die Einleitung wird man gut in das Thema des Buches eingeführt. Aus Studentensicht würde ich es auf jeden Fall weiterempfehlen.
Tanya Juliane –
Ich habe das Buch „Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Partnergewalt. Zusammenhänge und Interventionsmöglichkeiten bei häuslicher Gewalt“ von Patricia Bell über das Buddykontingent zur Verfügung gestellt bekommen.
Dieses Buch ist für Studenten_innen des Studiengangs Soziale Arbeit interessant und durchaus empfehlenswert. Insbesondere Studenten_innen, welche den Schwerpunktbereich Gender innerhalb des Studiums gewählt haben, werden diese Lektüre aufschlussreich finden.
Patricia Bell schreibt gut verständlich, leitet die Themen zu Beginn der Kapitel schlüssig ein und resümiert diese jeweils zum Ende der Kapitel.
Es werden aktuelle Zahlen aus verschiedenen (repräsentativen) Statistiken genannt, welche die Thesen der Autorin untermauern.
Die Autorin bezieht sich u.a. auf die eigene quantitative Forschung in verschiedenen Frauenhäusern in Deutschland. Auch die im Untertitel des Buches erwähnten Interventionsmöglichkeiten beziehen sich hauptsächlich auf die Arbeit in Frauenhäusern. Dies habe ich anhand des Buchtitel vorab nicht erkennen können.
Auch wenn der_die Leser_in nicht in einem Frauenhaus o.Ä. arbeiten wird bzw. möchte, so bietet Patricia Bell durch die vorgeschlagenen Interventionsformen Anknüpfungspunkte für weitere Arbeitsbereiche, in welchen Sozialarbeiter_innen in Kontakt mit Frauen und/oder Kindern kommen, welche häusliche und/oder sexualisierte Gewalt erfahren mussten.
Insgesamt ist dieses Buch weiterzuempfehlen.
Maria –
Das Buch sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Partnergewalt von Patricia Bell untersucht an Hand von Expert_inneninterviews von Frauenhausmitarbeiter_innen den Zusammenhang von Partnergewalt und sexualisierter Gewalt gegenüber Kindern, zwei Formen häuslicher Gewalt, die sonst häufig nicht zusammen betrachtet und auf einander bezogen werden.
Das Buch ist in sechs Kapitel unterteilt. Bell arbeitet in ihnen folgende Themen ab:
1. Wie ist die Beziehung zwischen Partnergewalt und sexualisierter Gewalt?
2. Welche Interventionsmöglichkeiten gibt es gegenüber Frauen und Kindern?
3. Wie sollten die Mitarbeiter_innen der Frauenhäuser den Verdacht klären, dass ein Kind Erfahrung mit sexualisierter Gewalt hat?
4. Wie kann mit den Müttern gearbeitet werden, nach so einer Klärung?
5. Wie kann ich eine Mutter sein, nachdem ich Partnergewalt erfahren habe?
6. Welche Unterstützungsangebote benötigen Frauenhausmitarbeiter_innen?
Das Buch erörtert die Thematik sowohl fundiert auf einer theoretischen Eben als auch auf einer praktischen Ebene. Es ist geeignet als Lektüre im Studium, als Vorbereitung für die Praxis in diesem Themengebiet oder auch zu Vortbildungszwecken.
Leider fehlt der Blick ins Gemeinwesen, sodass das Buch nicht ganz geeignet für meine Bachlorthesis geeignet war. Nichtsdestotrotz haben Bells Ausarbeitung mein Wissen auf dem Gebiet häusliche Gewalt erweitert.
Es ist für studierende und praktizierende Sozial Arbeiter_innen empfehlenswert.
Sylvia S. –
Für Studierende, PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen
Patricia Bell beschreibt gleich in ihrer Einleitung eine Lücke in der Beratung von Müttern und Kindern. Im Frauenhaus wird nicht umfassend zum Thema „sexualisierte Gewalt“ beraten, wenn Mütter mit Gewalterfahrungen und deren Kinder dort aufgenommen werden. Ebenso wenig werden in Beratungsstellen, die sich auf Kinder mit sexualisierter Gewalt spezialisiert haben, das Thema „Gewalterfahrungen der Mütter“ thematisiert.
Umfangreich recherchierte Studien belegen einen Zusammenhang zwischen Gewalt gegen Mütter und sexualisierter Gewalt an Kindern innerhalb der Familie. Diesem Phänomen wird in der Praxis nicht Rechnung getragen.
Die Autorin hat zahlreiche praktische Beispiele zur Intervention gegenüber Frauen und Kindern zu häuslicher Gewalt im Frauenhaus aufgeführt. Dem Ermöglichen und Bewältigen der Verdachtsabklärung sexualisierter Gewalt gegen Kinder in Frauenhäusern hat sie ein ganzes Kapitel mit Handreichungen für die MitarbeiterInnen gewidmet. Ein Exkurs von Elke Karle zum schwierigen Themenfeld „Reden mit Kindern über sexuellen Mißbrauch“ ist ergänzend eingeschoben.
Im Weiteren widmet sich das Buch der Aufarbeitung mit den Müttern nach der Aufdeckung der sexualisierten Gewalt und der erfahrenen Partnergewalt. Dabei geht die Autorin auf das Spannungsfeld der Zusammenarbeit von Frauenhaus und Jugendamt – mit den unterschiedlichen Aufgabenstellungen und Philosophien – ein.
Das letzte Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der professionellen Kräfte. Ständige Weiterbildung und Supervision sind unabdingbar. Die Autorin begründet ihre Forderung nach einer besseren langfristigen finanziellen Ausstattung der Frauenhäuser und Beratungsstellen und längerfristigen Unterstützungsangeboten für die betroffenen Frauen und Kinder.
Im Schlusswort wird der eklatante Widerspruch eines Jugendhilfesystems, das von Frauen immer häufiger verlangt, gewalttätige Männer zum Schutz ihrer Kinder zu verlassen, die Gewalt aber selbst nicht als Hindernis für eine Fortsetzung der Vater-Kind-Beziehung betrachtet wird, thematisiert.
Der Autorin gelingt es Studien und praktische Erfahrungen zu einer die Praxis unterstützenden Handreichung zu verbinden. Sowohl Studierende der Sozialen Arbeit, der Psychologie und Pädagogik als auch PraktikerInnen in den Handlungsfeldern Frauenhaus und Beratungsstellen werden dieses Buch mit Gewinn lesen. Für WissenschaftlerInnen ist das Buch insofern anregend, da sich zu diesen Themen weitere Forschungsfragen generieren lassen.