Beschreibung
Welche Hilfen kann eine sozialräumlich orientierte Soziale Arbeit Menschen mit sogenannter geistiger Behinderung bieten, besonders im Hinblick auf deren Selbstbestimmung im Alter? Ihr in der UN-Behindertenrechtskonvention erneuerter und bekräftigter Rechtsstatus birgt Herausforderungen für eine Soziale Arbeit, denen sich der Autor in diesem Band widmet. Ausgehend von Interviews mit Betroffenen entwickelt er Ideen, wie Be-hindertenhilfe zu einer Ent-hinderungshilfe werden kann.
Ältere und alte Menschen die als „geistig behindert“ kategorisiert sind, werden im bundesdeutschen Diskurs als recht neues Phänomen beschrieben. Die Befassung mit dem Themenfeld Behinderung wird bislang meist von den jeweiligen Spezialdisziplinen vorgenommen. Dies hat Auswirkungen auf die Wissenschaft und die mit Behinderung befassten Praxen. Aus diesem Grund gibt es in den eher allgemeinen Disziplinen und Professionen wenig Wissen über Menschen die als „geistig behindert“ kategorisiert sind. Spätestens mit dem Rückenwind der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), müssen diese etablierten Betrachtungsweisen neu überdacht werden. Insbesondere, da die UN-BRK und alle im Anschluss daran getroffenen gesetzlichen Maßnahmen die volle, wirksame und gleichberechtigte Partizipation an der Gesellschaft als Leitziel formulieren. Auch muss festgestellt werden, dass es über die subjektiven Deutungsmuster des benannten Personenkreises, der oftmals als homogene Gruppe dargestellt wird, nur wenig Wissen gibt. Schlichtweg, so kann behauptet werden, da diese Deutungsmuster weder in den Disziplinen noch den Professionen im Zentrum der Betrachtung standen. Dem Menschenwissenschaftler Norbert Elias folgend können solche vielfältigen Beziehungsgeflechte als Figurationen gedeutet werden. Diese Form der Anschauung betont die Verbundenheit und Interdependenzen, die als Machtbalancen zu deuten sind. Im Anschluss an Karl Mannheim und dessen Verständnis einer „Standortverbundenheit“ im Denken kann sich folglich nicht den Figurationen forscherisch angenähert werden, ohne diese jeweilige Standortverbundenheit zu reflektieren. So ist es nach Elias Aufgabe der Menschenwissenschaften immer wieder auf Mythenjagd zu gehen. Die Bedeutungsverschiebung von einer Be-hindertenhilfe zu einer Ent-hinderungshilfe impliziert einen weitreichenden Transformationsbedarf und verweist auf langwierige Veränderungsprozesse. Eine Soziale Arbeit, die dies in Wissenschaft und Profession als Herausforderung annimmt, muss sich diesem Transformationsbedarf in durchaus selbstkritischer Weise stellen.
Der Autor:
Wolfgang Stadel, wissenschaftlicher Mitarbeiter, Hochschule Fulda
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Zielgruppe:
Forschende und Lehrende der Sozialen Arbeit
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