Beschreibung
Unsere Bildungssysteme beruhen auf zwei Maximen: Individualität soll möglichst individuell gefördert werden – dadurch wird Ungleiches ungleich behandelt, um allen gleiche Bildungschancen zu eröffnen (und somit Gleiches gleich zu behandeln). Diese Maximen werfen die Fragen nach den Kriterien für Gleichheit und Ungleichheit, für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit in Theorie und Praxis der Bildung auf – unabhängig davon, ob man vom Leistungsdenken, von Eliten- und Begabtenförderung, von Geschlechterdifferenzierung, von Schulformen, Herkunftsmilieus, Prüfungen und Zensuren oder von Chancen, Selektion und Allokation spricht.
Das Buch geht gezielt von diesem paradoxen Ansatz aus, um genau zu analysieren, welche Konsequenzen dies für die aktuellen Bildungssysteme und die darin Lernenden nach sich zieht.
Dieser Band setzt sich mit der Verschränkung von Ungerechtigkeit und Bildung in dreifacher Perspektive auseinander: Er untersucht die Ungerechtigkeit der Bildung im Blick auf die objektiven Voraussetzungen, die institutionellen Prozesse und die subjektiven Erfahrungen und Einschätzungen von Ungerechtigkeit. Dabei geht es insbesondere um das Verhältnis von Gleichheit, Gerechtigkeit, Ungleichheit und Ungerechtigkeit.
Fragen der Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit spielen in allen pädagogischen Feldern eine zentrale Rolle. Im Mittelpunkt des Zusammenhangs von Bildung und Ungerechtigkeit steht die Frage nach den Kriterien der Bewertung von Gleichheit und Ungleichheit: Eine Theorie der Ungerechtigkeit kann ohne eine Theorie von Gleichheit und Ungleichheit nicht auskommen. Aber die eine Dimension kann nicht ohne weiteres in die andere überführt werden. Der Band geht unter dieser Perspektive Bildungsprozessen in kultureller und politischer, in generativer, geschlechtlicher, herkunftsbedingter und schulischer sowie in moralischer und ästhetischer Hinsicht nach.
Aus dem Inhalt:
Jörg Zirfas, Eine gerechtigkeitstheoretische Einleitung
Kultur, Moral und Ästhetik
Eckart Liebau, Lob der Ungerechtigkeit
Ingrid Gogolin, Migration und Integration
Gabriele Weiß, Gewissen – Ungerechtigkeit gegenüber dem Selbst
Jörg Zirfas, Ästhetik der Behinderung
Generation, Geschlecht und Herkunft
Jutta Ecarius, Generationenbeziehungen
Annedore Prengel, Geschlechterverhältnisse
Peter Büchner, Soziale Herkunft und Bildung
Schule
Klaus-Jürgen Tillmann, Viel Selektion – wenig Leistung. Erfolg und Scheitern in deutschen Schulen
Wolfgang Mack, Armut und Bildung. Schule in benachteiligten Stadtteilen
Meike Sophia Baader, Schulgemeinschaften
Andreas Schröer, Eliten- und Begabtenförderung
Die Herausgeber:
Prof. Dr. Eckart Liebau, Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Lehrstuhlinhaber
Prof. Dr. Jörg Zirfas, Institut für Pädagogik, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Akademischer Rat
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.