Beschreibung
Frankreich verfolgte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Familienpolitik, die den Rückzug von Müttern aus dem Erwerbsleben förderte. Über Jahrzehnte hinweg trat nur eine politische Minderheit dafür ein, erwerbstätige Mütter bei den Kosten der Kinderbetreuung zu unterstützen. Erstmals wurde zu Beginn der 1970er Jahre eine einheitliche Beihilfe für die Kosten der Kinderbetreuung eingeführt. Wieso konnte sich zu diesem Zeitpunkt die Minderheit durchsetzen, die die Unterstützung erwerbstätiger Mütter forderte? Die Autorin untersucht für den Zeitraum der 1950er bis 1970er Jahre interne Prozesse, Machtverschiebungen, gesellschaftliche Entwicklungen sowie die Auswirkungen der Reform auf die französische Familienpolitik heute.
Frankreich verfolgte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine Familienpolitik, die darauf basierte, der Mutter den Rückzug aus dem Erwerbsleben zu ermöglichen. Dadurch sollte sie sich ganz der Erziehung ihres möglichst zahlreichen Nachwuchses widmen können. Zu Beginn der 1970er Jahre erfolgte jedoch eine Gesetzesreform, die erstmals die finanzielle Unterstützung von Kinderbetreuungskosten einführte. Mit dieser Reform wurde der Grundstein für die heutige französische Familienpolitik gelegt, die als beispielhaft für die Förderung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf gilt.
Die politischen Auseinandersetzungen um das zu fördernde Familienmodell entbrannten bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Der Konflikt war von starken ideologischen Gegensätzen geprägt. Größten familienpolitischen Einfluss hatten die Befürworter des männlichen Ernährermodells, die aus Kreisen konservativer Familialisten und Gaullisten stammten. Die Forderung nach einer Unterstützung für erwerbstätige Mütter erhoben hingegen vor allem sozialistische Kreise und Verbände des Arbeitermilieus. Jedoch verfügten diese über Jahrzehnte hinweg nicht über ausreichend politisches Gewicht, um ihre Ziele durchzusetzen.
Wie konnte es dennoch vor dem Hintergrund der Fünften Republik, unter einer gaullistischen Regierung, zu dieser Reform kommen? Welche internen Prozesse, Machtverschiebungen und gesellschaftlichen Entwicklungen führten zu einem Überzeugungswandel? Welche Auswirkungen hat die Reform auf die französische Familienpolitik heute? Welche Konstanten lassen sich trotz des Paradigmenwechsels feststellen? Diese Fragestellungen werden mithilfe des ideenbasierten analytischen Ansatzes des Advocacy Coalition Framework nach Paul A. Sabatier et al. untersucht.
Die Autorin:
Dr. Sara Heinze,
Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, Köln
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf-Infoblatt).
Zielgruppen: Forschende, Lehrende und Studierende der Politikwissenschaft, FamilienpolitikerInnen
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