Inhalt
Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft
1-2023: Sorge in Zeiten der Pandemie
Schwerpunkt
Friederike Beier / Gülay Çağlar / Patricia Graf: Feministische und dekoloniale Perspektiven auf Corona und Care – Einleitung
Katharina Wezel / Katharina Krause: Sorgen in der Pandemie – eine Ethics of Care-Perspektive auf Gesundheitssicherheit
Alexandra Scheele / Helene Schiffbänker / David Walker / Greta Wienkamp: Fragile Sorge: Zumutungen und Konflikte während der COVID-19-Pandemie
Nikolai Huke: „Sie haben uns komplett vergessen.“ Sorglosigkeit und Füreinander-Sorge-Tragen in Flüchtlingsunterkünften während der Corona-Pandemie
Christa Wichterich: Globale Gesundheit dekolonisieren! Globale Sorgeketten und Sorgeextraktivismus während der Pandemie
Forum
Olena Strelnyk: Gender, Citizenship and War: How Russia’s War on Ukraine Affects Women’s Political Rights (im Open Access verfügbar)
Vanya Mark Solovey: Feminism and Aggressive Imperialism: Russian Feminist Politics in Wartime (im Open Access verfügbar)
Dagmar Buckenmayer-Byczek / Jagoda Rošul-Gajić: Umsetzung und Wirkung der Europäischen Charta für die Gleichstellung von Frauen und Männern auf lokaler Ebene in Deutschland
Tagespolitik
Marziyeh Bakhshizadeh: Die langwährenden Proteste der iranischen Frauen für das Recht auf Selbstbestimmung
Sabine Lang: Geschlechterpolitische Zeitenwende in den USA
Barbara Gaweda / Marco Siddi: The 2022 Italian Elections and Gender+ Equality (im Open Access verfügbar)
Anna E. Kluge / Hannah Zagel: Neue Menstruationspolitik in Spanien
Corinna Bath / Tanja Kubes / Jannis Steinke: Feministische Interventionen zu einer vertrauenswürdigen KI
Lehre und Forschung
Kurznachrichten (im Open Access verfügbar)
Tanja Wälty / Lina Knorr / Heike Pantelmann: Sexualisierte Belästigung, Diskriminierung und Gewalt an deutschen Hochschulen – begünstigende Strukturen und passive Institutionen (im Open Access verfügbar)
Rezensionen
Julia Teschlade: Antje Schrupp: Reproduktive Freiheit. Eine feministische Ethik der Fortpflanzung
Nina Ewers zum Rode: Nadine Glade/Christiane Schnell (Hg.): Perfekte Körper, perfektes Leben? Selbstoptimierung aus der Perspektive von Geschlecht und Behinderung
Carla Ostermayer: Karin Bischof: Demos- und Wir-Konstruktionen und die Transformation der Demokratie. Intersektionale Analysen
Anna Horstmann: Redaktionskollektiv aus dem Gesprächskreis Geschichte der Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hg.): Feministische Theorie nur mit feministischer Solidarität. Texte für Gisela Notz
Sabine Hattinger-Allende: Tove Soiland: Sexuelle Differenz. Feministisch-psychoanalytische Perspektiven auf die Gegenwart. Herausgegeben von Anna Hartmann
Tanja Vogler: Mike Laufenberg: Queer Theorien zur Einführung
Christian M. Pichler: Hannah Fitsch, Inka Greusing, Ina Kerner, Hanna Meißner, Aline Oloff (Hg.): Der Welt eine neue Wirklichkeit geben. Feministische und queertheoretische Interventionen
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Leseproben
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Abstracts
Feministische und dekoloniale Perspektiven auf Corona und Care – Einleitung (Friederike Beier, Gülay Çaǧlar, Patricia Graf)
Die Covid-19-Pandemie hat bestehende strukturelle Ungleichheitsverhältnisse innerhalb der Gesellschaften vertieft und soziale Krisen noch deutlicher zutage gebracht. Die bereits bestehende Care-Krise und ihre Verschärfung haben maßgeblich dazu beigetragen. Dabei wird die zusätzliche unbezahlte Sorgearbeit und -verantwortung nach wie vor maßgeblich von Frauen getragen. Im vorliegenden Beitrag setzen wir uns mit dem Begriff der Sorge theoretisch auseinander und gehen auf den aktuellen Forschungsstand zu Sorge in Zeiten der Pandemie ein. Dabei beleuchten wir durch eine care-ethische Perspektive die relationalen Aspekte von Sorgearbeit und zeigen mit einer dekolonialen Perspektive die Kontinuität kolonialer Ungleichheiten in der Verteilung von Sorgearbeit auf. Abschließend reflektieren wir über die politische Steuerung von Care und Corona und deren Grenzen. Schlagworte: Care-Ethik; Covid-19-Pandemie; Kolonialismus; globale Gesundheit
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Sorgen in der Pandemie – eine Ethics of Care-Perspektive auf Gesundheitssicherheit (Katharina Wezel, Katharina Krause)
In der Pandemie hat die (Un-)Sichtbarkeit und Fragilität von Fürsorgearbeit erneut sowohl an Relevanz als auch an Prekarität gewonnen. Zugleich macht die Pandemie lokale und globale Vulnerabilitäten sichtbar(er). Dies erfordert eine Perspektive auf Gesundheitssicherheit, die sowohl marginalisierte und hierarchisierte Sorge-Strukturen greifbar macht als auch die Wandelbarkeit der Bedarfe von Personen im Krisenkontext erfassen kann. Aus diesem Grund widmet sich dieser Artikel der Frage: Wie kann eine feministische care-ethische Perspektive unser Verständnis von Gesundheitssicherheit verändern? Diese Fragestellung untersuchen wir zunächst auf einer theoretisch-konzeptionellen Ebene aber auch hinsichtlich ihres normativen Potenzials. Hierbei betrachten wir den gesellschaftlichen Umgang und die Unsichtbarkeit von häufig prekären, randständigen und feminisierten Formen von Sorgearbeit aus einer kritischen feministischen Sicherheitsperspektive. Wir kritisieren, dass bestehende Sicherheitsverständnisse im Krisen- und Katastrophenfall ein selbsthilfefähiges Individuum voraussetzen, welches in starkem Kontrast zur Lebensrealität vieler Menschen in Care-Beziehungen steht. Wir führen diese Unsichtbarkeit, und damit die strukturelle Marginalisierung von Care-Beziehungen im Fall der Coronapandemie unter anderem darauf zurück, dass herkömmliche Perspektiven auf Gesundheitssicherheit nicht auf Fragen des Zusammenhangs von Care und sozialer Ordnungen eingehen. Schlagworte: Care-Krise; Covid-19-Pandemie; Gesundheitssicherheit; Ethik
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„Sie haben uns komplett vergessen.“ Sorglosigkeit und Füreinander-Sorge-Tragen in Flüchtlingsunterkünften während der Corona-Pandemie (Nikolai Huke)
Sammelunterkünfte für Geflüchtete sind eines der prägnantesten Beispiele sozial stratifizierter Verletzlichkeit und ungleicher Anerkennung von Leben im Kontext der Corona-Pandemie. Der Artikel zeigt, wie in Sammelunterkünften in Deutschland prekäre Sorgelagen und Sorgelücken während der Corona-Pandemie auf alltägliche Versuche eines eigensinnigen Füreinander-Sorge-Tragens treffen. Er basiert empirisch auf 16 qualitativen problemzentrierten Interviews mit Bewohner*innen über ihre Alltagserfahrungen während der ersten und zweiten Welle der Pandemie. Geflüchtete, so wird deutlich, können sich nicht oder nur begrenzt darauf verlassen, dass ihre Gesundheit in der Pandemie durch staatliche Maßnahmen geschützt wird. Versuche, die eigene Gesundheit selbstorganisiert zu schützen, ermöglichen nur sehr begrenzt Verbesserungen und brechen sich an der (staatlich aufrechterhaltenen) strukturellen Sorglosigkeit der eigenen Lebenssituation. Schlagwörter: Corona-Pandemie; Diskriminierung; Geflüchtete; Gesundheit
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Fragile Sorge: Zumutungen und Konflikte während der Covid-19-Pandemie (Alexandra Scheele, Helene Schiffbänker, David Walker, Greta Wienkamp)
Durch die Covid-19-Pandemie stand die medizinische und pflegerische Sorge im Krankenhaus zeitweise im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit. Aufgrund der zeitweise sehr hohen Hospitalisierungszahlen von Corona-Infizierten mussten Stationen verlegt oder geschlossen werden und es wurden planbare Eingriffe verschoben. Zudem führten die bereits vor der Pandemie virulenten Personalengpässe zu erhöhten Belastungen des medizinischen Personals. Zusätzlich zu diesen Herausforderungen standen viele Pflegekräfte und Ärzt*innen mit jüngeren Kindern vor der Herausforderung, die Betreuung ihrer Kinder sicherzustellen, da Schulen und Kindergärten länger geschlossen wurden. In diesem Beitrag untersuchen wir, wie im Krankenhaus arbeitende Eltern die Betreuung ihrer Kinder während der Pandemie sicherstellen konnten und welche betrieblichen Unterstützungsmaßnahmen sich in der Pandemie als besonders geeignet erwiesen haben, um Mitarbeitende mit Care-Verpflichtungen zu entlasten. Es wird deutlich, dass während der Covid-19 Pandemie nicht nur die bereits seit langem diskutierte Reproduktions- bzw. Sorgekrise deutlich hervorgetreten ist, sondern auch, dass die gesellschaftlich notwendige Sorge auf einem fragilen Fundament steht, das in erster Linie von Frauen und dem von ihnen erwarteten Care-Ethos stabilisiert wird. Der Beitrag basiert auf 36 leitfadengestützten Interviews mit Beschäftigten im Krankenhaus, die im Rahmen des Projektes „Double Fragility: The Care Crisis in the Corona Crisis“ erhoben wurden. Schlagworte: Krise der sozialen Reproduktion; Covid-19-Pandemie; Care-Ethos; (Anti-)Fragilität
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Globale Gesundheit dekolonisieren! Globale Sorgeketten und Sorgeextraktivismus während der Pandemie (Christa Wichterich)
Die SARS-Covid-19 Pandemie legte neben der kapitalistischen auch die koloniale Matrix von Macht im globalen Gesundheitssystem offen. Verschiedene zivilgesellschaftliche Bewegungen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene kritisierten in den sozialen Medien oder auf den Straßen die Herrschaftsstrukturen in den Gesundheitssystemen. Der folgende Beitrag greift die Kritik dieser Bewegungen auf und rückt die Krankenpflege als einen neuralgischen Kern der Gesundheitsversorgung sowie Krankenpfleger*innen als zentrale Gesundheitsakteur*innen ins Zentrum der Analyse. Leitende Fragestellungen sind, wie sich die Kolonialität der Macht in zwei historischen Phasen der Organisierung von Krankenpflege manifestiert hat und wie die strukturellen, diskursiven und subjektiven Dimensionen der Kolonialität in der professionellen Krankenpflege historisch und aktuell verflochten sind. Schlagworte: Gesundheitssystem; Globalisierung; Sorgeketten; (Post)Kolonialismus
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