Beschreibung
Das Buch beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Umständen und mit welchen Auswirkungen junge Mädchen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den Mitte der 1960er Jahre einsetzenden Reformen in Einrichtungen der Erziehungshilfe eingewiesen worden sind. Dabei liegt das Augenmerk vor allem auf den Umständen, welche zur Einweisung der Mädchen geführt haben, d.h. auf der ‚Diagnostik’, und auf der ‚Fürsorge’, die – mit teilweise brachialen Methoden – die Versittlichung und Verhäuslichung der Mädchen bewirken sollte.
„Ich hoffe, dass sich meine Zukunft besser gestaltet als die Vergangenheit“ – schrieb 1948 eine junge Frau im Rückblick auf die leidvollen Jahre, die sie in unterschiedlichen Anstalten der Fürsorgeerziehung zugebracht hatte. Wie für viele andere Mädchen ihrer Generation waren die schwierigen Lebensunterstände, unter denen sie groß geworden war, durch die Maßnahmen der damaligen Jugendhilfeeinrichtungen, die ihrer ‘Verwahrlosung’ entgegenwirken sollten, eher zusätzlich belastet als erleichtert worden.
Die vorliegende Arbeit soll zur Beantwortung der Frage beitragen, unter welchen Umständen und mit welchen Auswirkungen junge Mädchen in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den Mitte der 1960er Jahre einsetzenden Reformen in Einrichtungen der Erziehungshilfe eingewiesen worden sind.
Dabei liegt das Augenmerk einerseits auf den Umständen, welche zur Einweisung der Mädchen geführt haben, also bei den diagnostischen Merkmalen, welche die Anordnung einer Fürsorgeerziehung oder Maßnamen Freiwilliger Erziehungshilfe nach sich zogen, wobei der Begriff der Verwahrlosung eine besondere Rolle spielt.
Zum anderen geht es um die Durchführung der Ersatzerziehung selber – und zwar mit Blick auf die spezifischen pädagogischen Ziele, in denen sich vor der Reform der Heimerziehung das damals vorherrschende Weiblichkeitsbild in der Erziehung der Mädchen niedergeschlagen hat bzw. niederschlagen sollte.
Aus dem Inhalt:
Ein Rückblick auf die Geschichte der Mädchenfürsorge
‘Jugend der Nachkriegszeit’
‘Rettet die deutsche Jugend’
Die Kriegsjugend im Spiegel empirischer Studien
Die Kriegsjugend aus dem Blickwinkel ihrer ‘Erzieher’
Idealisierung und Diskriminierung: vaterlose Kinder und allein erziehende Mütter
Die ‘Verwahrlosung’
Einweisungspraxis und ‘Unerziehbarkeit’
Die Fürsorgepraxis in Mädchenheimen
Übersicht über die Mädchenheime 1945-1965
Die Herkunft der Mädchen
Die Erziehungsziele
Die Dauer öffentlicher Erziehung
Die Erziehungsmittel
Arbeitserziehung
Arbeitserziehung – Erziehung zur Arbeitsamkeit
Die hauswirtschaftliche Ausbildung
Arbeitserziehung als Mittel zur Kostensenkung
Die Berufsausbildung
Die Ausbildung zur Familienfrau
Die ‘Zurichtung’ zur Arbeitskraft
Die Vermittlung erwerbsberuflicher Qualifikationen
Arbeitsentgelt
Sexualerziehung
Lebensbewährung
“An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen.”
Die Lebenserfolgsstudien der Nachkriegszeit
Die pädagogischen Konsequenzen aus den Lebensbewährungsstudien
Abschließende Betrachtungen und Ausblick
Die Autorinnen:
Prof. Dr. Sabine Hering, Universität Siegen
Dipl. Päd. Eva Gehltomholt, Potsdam
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