Beschreibung
Auf der Grundlage von Biographien von Frauen der Kriegs- und Nachkriegsjahrgänge, die in der Kindheit durch sexualisierte Gewalt innerhalb der Familie traumatisiert wurden und deren Eltern MitläuferInnen und/oder TäterInnen im Nationalsozialismus waren, werden die Auswirkungen von Gewalt auf das Leben der Frauen und auf ihre Familienbeziehungen aufgezeigt. Es wird deutlich, wie die Auseinandersetzung mit der Familien- und Lebensgeschichte befreiende Transformationsprozesse mit intergenerationellen Wirkungen behindern und wie sie diese ermöglichen kann.
Empirische Grundlage des Buches sind narrative lebens- und familiengeschichtliche Interviews mit Frauen der Kriegs- und Nachkriegsjahrgänge, die in der Kindheit durch sexualisierte Gewalt innerhalb der Familie traumatisiert wurden und deren Eltern Mitläufer/innen und/oder Täter im Nationalsozialismus waren. Ferner wurden Familienangehörige interviewt.
Die interviewten Frauen reagier(t)en auf die erlittene Traumatisierung sowie auf das tradierte Wissen um die familiale Begeisterung für den Nationalsozialismus, indem sie einerseits bemüht sind bzw. waren, die Familie und damit auch die Täter und Mitläufer zu schützen. So wahr(t)en die Biographinnen den gesellschaftlichen und familialen Mythus der neu gegründeten Bundesrepublik, wonach Nazis sich zu Hause anders verhalten hätten als im außerfamilialen Kontext, während des Krieges, der Verfolgung und der Shoah. Anderseits leiden die interviewten Frauen unter den Folgen der Traumatisierung und der familialen Verschleierung der Gewaltkontexte bis heute. In der Wechselwirkung zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, der Bindung an die Familien(geschichten) und den traumatischen Lebenserfahrungen liegt die Dramatik der vorgestellten Biographien. Die Falldarstellungen zeigen, wie verschleiernde Handlungs- und Deutungsmuster zum Verharren in destruktiven Familien- und Gesellschaftsstrukturen führen. Ebenso deutlich werden befreiende Transformationsprozesse, die aufdeckend-fürsorgliche Hinwendungen zur Familien- und Lebensgeschichte ermöglichen. Mit der Mehrgenerationenperspektive werden Lösungsmuster aus tradierten Gewaltkontexten sichtbar.
Aus dem Inhalt:
Sexualisierte Gewalt und Tradierung des Nationalsozialismus in Familien
Forschungsdesign, Methoden und methodologische Implikationen
Falldarstellungen
Typisierungen und Zusammenfassung der Ergebnisse
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