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Informationen zum Buch

ISBN: 978-3-86388-789-6

Coming-Out – Queere Identitäten zwischen Diskriminierung und Emanzipation

(2 Kundenrezensionen)
Autor*innen/Herausgeber*innen:

Erscheinungsdatum : 26.03.2018

30,99  inkl. MwSt. - 38,00  inkl. MwSt.

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ISBN: 978-3-86388-789-6

Beschreibung

Trotz der Wandlungsprozesse innerhalb der Diskurse um Geschlecht und Sexualität bleibt die Diskriminierung queerer Identitäten ein virulentes Problem. Die Formen dieser Diskriminierung untersucht die Autorin in ihrer Studie. Anhand von Interviews zeichnet sie die Auswirkungen der Heteronormativität auf die Betroffenen wie auch die Folgen des diskursiven Wandels auf die plurale Konstruktion queerer Lebensstile nach. Daraus leitet die Autorin die fortbestehende Notwendigkeit konkreter politischer und gesellschaftlicher Emanzipation ab.

Queere Identitäten treten zunehmend in den Fokus des gesellschaftlichen Mainstreams. Es scheint auf den ersten Blick, dass diese vermehrt als legitim akzeptiert werden. Anhand von persönlichen Erfahrungsberichten und einen historischen Blick auf die Entwicklung wissenschaftlicher, politischer, juristischer, medizinischer und gesellschaftlicher Diskurse um Geschlecht und Sexualität soll mit dieser Studie kritischer Blick auf die Entfaltungsfreiheiten queerer Lebensstile geworfen werden. Dabei zeigt sich die Ambivalenz zwischen einerseits der Fortschritte im Kampf um gleiche Rechte und Emanzipation, andererseits aber auch der Defizite jener Diskurse um die Anerkennung queerer Lebensentwürfe. Trotz der zu verzeichnenden weitreichenden politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, kommt die Untersuchung, anhand der Aussagen der Interviewpartner*innen und der Analyse der Diskursgenese, zu dem Ergebnis, dass queere Identitäten nach wie vor diskriminiert, pathologisiert und marginalisiert werden. Der Coming-Out-Prozess wird dabei zum Sinnbild des Spannungsfeldes zwischen Diskriminierung und Emanzipation, da gerade er einen besonders sensiblen Ort individueller Emanzipation, im Rahmen diskriminierter kollektiver Identitäten, konstituiert. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Versuch der Sensibilisierung gegenüber den Praktiken der Diskriminierung, denen queere Menschen in heteronormativen Systemen alltäglich ausgesetzt sind und zeigt die Notwendigkeit der Dekonstruktion und Destabilisierung der gesellschaftlichen Normen der Zweigeschlechtlichkeit und des gegengeschlechtlichen Begehrens auf. Sie verbindet die Forderung nach Solidarität und politischem Engagement für die Anerkennung queerer Identitäten mit dem Ziel der generellen Emanzipation marginalisierter Gruppen und verweist so auf die Übertragbarkeit von Diskriminierungs- und Emanzipationstechniken auf all jene, die als „das Andere“ definiert werden.

Inhaltsverzeichnis ansehen

Aus dem Inhalt:

  • Von der Kriminalisierung über die Pathologisierung zur Legalisierung
  • Zur sozialen Konstruktion queerer Identitäten: Untersuchungsdesign und Methodik
  • Coming-out

Onlineanhang: Interviews zum Buch (DOI: 10.3224/86388789A)

Die Autorin:
Dr. phil. Bärbel Schomers, Studium der Soziologie, Politischen Wissenschaften und Erziehungswissenschaften (M.A.) sowie 1. Staatsprüfung in Pädagogik und Sozialwissenschaften (Sek. I & II). Promotion in Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Langjährige Tätigkeiten in verschiedenen Berufsfeldern der Sozialen Arbeit. Arbeitsschwerpunkte: Queer & Gender Theory, Exklusion & Inklusion, Jugend- & Mediensoziologie.

 

Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).

 

Zielgruppen:
Forschende und Lehrende der Geschlechterforschung, Erziehungswissenschaft, Sozialwissenschaften

Zusätzliche Information

Verlag

ISBN

978-3-86388-789-6

eISBN

978-3-86388-358-4

Format

A5

Umfang

300

Erscheinungsjahr

2018

Erscheinungsdatum

26.03.2018

Auflage

1.

Sprache

Deutsch

2 Bewertungen für Coming-Out – Queere Identitäten zwischen Diskriminierung und Emanzipation

  1. Anna Triebel

    Die Lektüre eignet sich für alle, die sich aus wissenschaftlichem, beruflichem oder persönlichem Interesse näher mit dem Prozess des „Coming-out“ auseinander setzen möchten. Das Werk kann als Lehrbuch genutzt werden und ist gleichermaßen für interessierte Laien spannend und verständlich geschrieben. Zu empfehlen ist diese Publikation insbesondere Soziolog*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Lehrenden und Studierenden in den Gender- und Queer Studies, Multiplikator*innen in pädagogischen Berufen und in der Sozialen Arbeit, aber auch für queere Menschen und deren Umfeld, wie zum Beispiel Eltern queerer Kinder.

    Die gewissenhaft recherchierte und facettenreiche Untersuchung nimmt sich der Thematik der Diskriminierung und Emanzipation queerer Menschen aus zwei methodisch völlig unterschiedlichen Richtungen an: Zum einen wird mittels Interviewauszügen der O-Ton der subjektiven Erlebnisse der Interviewten, deren persönliche Lebensgeschichten und Biographien präsentiert. Damit bleibt die Studie im engen Bezug zu den konkreten Lebensrealitäten und persönlichen Erlebnissen der Interviewten. Zum Anderen bietet die Arbeit einen fundierten diskurtheoretisch-historischen Abriss der Entwicklung der diskriminatorischen und emanzipatorischen Einflüsse auf queere Identitäten mit besonderem Fokus auf die rechtlichen und medizinischen Diskurse.

    Die Arbeit weitet den Blick auf den gesamten historischen Diskurs, ohne gleichzeitig die individuellen Schickssale, die mit den historisch entstandenen Zuschreibungen, die mit der kollektiven Identität ‚queer‘ verbunden werden, aus den Augen zu verlieren.

    So gelingt der Autorin eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Coming-Out-Prozess, die an vielerlei Stellen zur Selbstreflexion anregt.

  2. Alexander Hagg

    Das Coming-Out: ein Zwischenstand und Manifest

    Das Spannungsfeld zwischen Diskriminierung und Emanzipation von Menschen mit queeren Identitäten, LGTBQ*s, wurde in der Fachliteratur noch nie so vollständig und breit aufgestellt untersucht wie Bärbel Schomers es in ihrer Dissertation schafft. Das Buch bietet einen vollständigen Überblick über die philosophische, moralische, politische und soziale Wertung von Menschen, die sich außerhalb des heteronormativen Systems bewegen. Schomers schlägt einen historischen Bogen zwischen den Zeiten, in denen die Sexualität nicht als Zuordnungsfaktor einer Identität oder Lebensweise betrachtet wurde, über den Wandel der „Moralhoheit“ von den Kirchenvätern, zu den Therapeuten bis zum Staat und „dem Volke“ und erkennt, wie die Pathologisierung zwar einerseits eine neue Form der Unterdrückung darstellte, andererseits die Möglichkeit bot, die Macht über die Moral der Kirche zu entreißen und somit eine Emanzipation erst zu ermöglichen.

    Sie verfolgt unter anderem Zusammenhänge zwischen den Zwangsoutings von NSDAP-Mitgliedern, welche möglicherweise die Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich erst forcierte, verbindet aber auch die im Vergleich mit ihren männlichen Gegenstücken anders ausgeprägte Verfolgung von lesbischen Frauen mit der Unterdrückung der Frau im Allgemeinen und legt einen weiteren Schwerpunkt auf den Umgang mit transsexuellen Mitmenschen, deren Kampf um rechtliche Anerkennung erst viel später als die Rechte Homosexueller von Aktivist*innen thematisiert wurden.

    Die Autorin beschreibt, wie der homosexuelle Aktivismus die Sprache, unter anderem die der Bürgerrechtsbewegung verwendet, um mit Hilfe von Sprechakten und Identifikation gesellschaftliche Änderungen hervorzubringen. Sie beschreibt, wie der Aktivismus unter anderem in die International Bill of Gender Rights kulminierte. Sie setzt sich aber auch kritisch mit dem Aktivismus auseinander, mit dem Phänomen der Diskriminierung auch innerhalb der queeren Szenen, welche sich, genauso wie die heterosexuellen, durch Ausschluss von Andersartigen, beispielsweise von bisexuellen und transsexuellen Personen, erst definieren. Auch die International Bill of Gender Rights wird kritisch unter die Lupe genommen, wobei deren implizit-kausale Kopplung zwischen Gender und Sexualität auch zum Ausschluss von Menschen führt, welche queer auch zu diesen Normen stehen, vor allem mit der Erkenntnis, dass Sexualität nicht stabil ist, sondern wandelbar und unordentlich.

    Diese Unordnung zeigt sich unter anderem beim Coming-Out. Dieser Sprechakt bringt die Notwendigkeit der Emanzipation, Solidarität, Regularisierung und Normalisierung zum Ausdruck, ist aber auch heute noch Anlass von Diskriminierung, Gewalt und existentieller Unsicherheit. Ein massenhaftes Outing zum Erreichen einer kritischen Masse scheint in greifbarer Nähe, weshalb die Auseinandersetzung der Autorin mit dem aktuellen Spannungsfeld zwischen Diskriminierung und Emanzipation als Gradmesser der Periode bis zum Inkrafttreten der gleichgeschlechtlichen Ehe sozial-biographische Züge annimmt.

    Durch die Verbindung mit realen Interviewpartner*innen, Menschen vielerlei queerer Identitäten und ihren Erfahrungen, überprüft die Autorin zuerst die verschiedensten akademischen Modelle von queerer Identität und zeigt, dass diese auch nur eine Annäherung an reale Gefühle und Wünsche darstellen können. Der Beitritt zu einer kollektiven queeren Identität kann als Provisorium gelten, ist aber durch dessen nachweislich ausgrenzenden Charakter sowohl als politisches Mittel als auch als Auffangbecken zu verstehen. Die Festlegung auf eine Identität, und somit die Annahme der durch das heteronormativen Systems geformten Dualität von Heterosexualität versus Homosexualität, kann als ein Schritt des Emanzipationsprozesses zur Untergrabung der Norm führen. Die Autorin befürwortet aber das Anstreben von Wandelbarkeit, Flexibilität und Pluralität von Identität, jenseits des heteronormativen Systems. Die Arbeit liest sich im Folge, zumindest teilweise, auch als Manifest und Anleitung.

    Die in der Literatur beschriebene temporale Linearität des Coming-Outs, ein lebenslänglicher, mehrphasiger und ungradliniger Prozess, wird von den Interviewpartnern nicht immer so erlebt, obwohl er häufig rückwirkend in eine lineare Erzählung eingebettet wird. Reoutings sind eine Normalität, die durch die immer noch vorhandene Annahme der Heterosexualität als Standardzustand verursacht werden. Das Coming-Out wird von der Autorin als subkulturelle Antwort auf das übliche Modell des Erreichens eines vollerwachsenen Persönlichkeitsstatus definiert. Es ist ein belastender Prozess und die Autorin diagnostiziert eine Verlängerung der Adoleszenz. Es stellt sich aber bei den Interviewpartnern heraus, dass gerade ein frühes Coming-Out die beste Möglichkeit auf ein glückliches und erfülltes Leben bietet. So führt ein frühes Outing zur Erhöhung des Selbstwertgefühls und zur Verfestigung der Identität. Die lokale queere Szene kann als Sozialisierungsinstanz fungieren.

    Die Interviewpartnern teilen ihre Erfahrungen mit Akzeptanz und Inakzeptanz, wobei es im letzteren Fall, vor allem bei Angehörigen, auch Gewöhnungseffekte gibt. Hier fehlt meines Erachtens allerdings eine klarere zeitliche Ordnung der Erfahrungsberichte, um einen besseren Einblick in die aktuelle Situation zu bekommen. Es zeigt sich aber, dass Vorurteile keineswegs überwunden sind, vor allem nicht im öffentlichen Raum. Das Ausmaß sexueller Übergriffe ist erschreckend, Gewalterfahrungen sind üblich und auch an der Arbeitsstelle wird diskriminiert. Dies zu überwinden ist nur möglich, wenn eine breite gesellschaftliche Unterstützung geschaffen wird. Das massenhafte Coming-Out aller queeren Menschen, zu dem die Autorin auffordert, ist deshalb eine politische und soziale Notwendigkeit.

    Die Argumente der Autorin haben dazu geführt, dass ich auch selbst wesentlich offener mit meiner eigenen Bisexualität umgehe und mich in jüngster Zeit eher für das „Ja, so bin ich auch“ entschieden habe, statt mich hinter der Heterokomponente meiner Sexualität zu „verstecken“. Auch bei mir lassen sich die akademische Modelle nicht eins zu eins übertragen und mir ist bewusst geworden, dass in diesem Sinne jedes Handeln ein politisches ist.

    Die Autorin erstellt ein Organon der Diskriminierung und Emanzipation, benennt konkrete Schritte für Gesellschaft und Politik und stellt beispielhaft bestehende Projekte vor, die sich gegen Diskriminierung und für Emanzipation von queeren Menschen einsetzen. Das Werk ist auch für fachfremde Personen sehr gut lesbar, wenn diese einen Hauch von Erfahrung mit dem Lesen von akademischen Texten haben. Vor allem bietet es einen sehr vollständigen Überblick über ein Thema, das aktueller ist als je.

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Autor*innen

Schlagwörter

Gender Studies, Identitätspolitik, Queer Studies

Rezensionen/Pressestimmen

Bärbel Schomers Buch ist ein ambitioniertes Werk,welches eindeutig mit viel Engagement und Aufwandverfasst wurde

Anthropos 114.2019

„Die Dissertation von Bärbel Schomers bietet eine überaus lesenswerte, viele innovative Aspekte beinhaltende sowohl theoretisch als auch empirisch wohl fundierte Lektüre, die – da bin ich mir sicher – auch als Buchpublikation zu einem in unserer Gesellschaft noch immer weit verbreiteten Tabu ihren LeserInnenkreis finden wird.“

Hier finden Sie die ganze Rezension: https://www.uni-bonn.de/neues/180-2018

Beschreibung

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Trotz der Wandlungsprozesse innerhalb der Diskurse um Geschlecht und Sexualität bleibt die Diskriminierung queerer Identitäten ein virulentes Problem. Die Formen dieser Diskriminierung untersucht die Autorin in ihrer Studie. Anhand von Interviews zeichnet sie die Auswirkungen der Heteronormativität auf die Betroffenen wie auch die Folgen des diskursiven Wandels auf die plurale Konstruktion queerer Lebensstile nach. Daraus leitet die Autorin die fortbestehende Notwendigkeit konkreter politischer und gesellschaftlicher Emanzipation ab.

Queere Identitäten treten zunehmend in den Fokus des gesellschaftlichen Mainstreams. Es scheint auf den ersten Blick, dass diese vermehrt als legitim akzeptiert werden. Anhand von persönlichen Erfahrungsberichten und einen historischen Blick auf die Entwicklung wissenschaftlicher, politischer, juristischer, medizinischer und gesellschaftlicher Diskurse um Geschlecht und Sexualität soll mit dieser Studie kritischer Blick auf die Entfaltungsfreiheiten queerer Lebensstile geworfen werden. Dabei zeigt sich die Ambivalenz zwischen einerseits der Fortschritte im Kampf um gleiche Rechte und Emanzipation, andererseits aber auch der Defizite jener Diskurse um die Anerkennung queerer Lebensentwürfe. Trotz der zu verzeichnenden weitreichenden politischen und gesellschaftlichen Wandlungsprozesse, kommt die Untersuchung, anhand der Aussagen der Interviewpartner*innen und der Analyse der Diskursgenese, zu dem Ergebnis, dass queere Identitäten nach wie vor diskriminiert, pathologisiert und marginalisiert werden. Der Coming-Out-Prozess wird dabei zum Sinnbild des Spannungsfeldes zwischen Diskriminierung und Emanzipation, da gerade er einen besonders sensiblen Ort individueller Emanzipation, im Rahmen diskriminierter kollektiver Identitäten, konstituiert. Die vorliegende Arbeit versteht sich als Versuch der Sensibilisierung gegenüber den Praktiken der Diskriminierung, denen queere Menschen in heteronormativen Systemen alltäglich ausgesetzt sind und zeigt die Notwendigkeit der Dekonstruktion und Destabilisierung der gesellschaftlichen Normen der Zweigeschlechtlichkeit und des gegengeschlechtlichen Begehrens auf. Sie verbindet die Forderung nach Solidarität und politischem Engagement für die Anerkennung queerer Identitäten mit dem Ziel der generellen Emanzipation marginalisierter Gruppen und verweist so auf die Übertragbarkeit von Diskriminierungs- und Emanzipationstechniken auf all jene, die als „das Andere“ definiert werden.

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Aus dem Inhalt:

  • Von der Kriminalisierung über die Pathologisierung zur Legalisierung
  • Zur sozialen Konstruktion queerer Identitäten: Untersuchungsdesign und Methodik
  • Coming-out

Onlineanhang: Interviews zum Buch (DOI: 10.3224/86388789A)

Die Autorin:
Dr. phil. Bärbel Schomers, Studium der Soziologie, Politischen Wissenschaften und Erziehungswissenschaften (M.A.) sowie 1. Staatsprüfung in Pädagogik und Sozialwissenschaften (Sek. I & II). Promotion in Soziologie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Langjährige Tätigkeiten in verschiedenen Berufsfeldern der Sozialen Arbeit. Arbeitsschwerpunkte: Queer & Gender Theory, Exklusion & Inklusion, Jugend- & Mediensoziologie.

 

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Zielgruppen:
Forschende und Lehrende der Geschlechterforschung, Erziehungswissenschaft, Sozialwissenschaften

Bibliografie

Zusätzliche Information

Verlag

ISBN

978-3-86388-789-6

eISBN

978-3-86388-358-4

Format

A5

Umfang

300

Erscheinungsjahr

2018

Erscheinungsdatum

26.03.2018

Auflage

1.

Sprache

Deutsch

Bewertungen (2)

2 Bewertungen für Coming-Out – Queere Identitäten zwischen Diskriminierung und Emanzipation

  1. Anna Triebel

    Die Lektüre eignet sich für alle, die sich aus wissenschaftlichem, beruflichem oder persönlichem Interesse näher mit dem Prozess des „Coming-out“ auseinander setzen möchten. Das Werk kann als Lehrbuch genutzt werden und ist gleichermaßen für interessierte Laien spannend und verständlich geschrieben. Zu empfehlen ist diese Publikation insbesondere Soziolog*innen, Sozialwissenschaftler*innen, Lehrenden und Studierenden in den Gender- und Queer Studies, Multiplikator*innen in pädagogischen Berufen und in der Sozialen Arbeit, aber auch für queere Menschen und deren Umfeld, wie zum Beispiel Eltern queerer Kinder.

    Die gewissenhaft recherchierte und facettenreiche Untersuchung nimmt sich der Thematik der Diskriminierung und Emanzipation queerer Menschen aus zwei methodisch völlig unterschiedlichen Richtungen an: Zum einen wird mittels Interviewauszügen der O-Ton der subjektiven Erlebnisse der Interviewten, deren persönliche Lebensgeschichten und Biographien präsentiert. Damit bleibt die Studie im engen Bezug zu den konkreten Lebensrealitäten und persönlichen Erlebnissen der Interviewten. Zum Anderen bietet die Arbeit einen fundierten diskurtheoretisch-historischen Abriss der Entwicklung der diskriminatorischen und emanzipatorischen Einflüsse auf queere Identitäten mit besonderem Fokus auf die rechtlichen und medizinischen Diskurse.

    Die Arbeit weitet den Blick auf den gesamten historischen Diskurs, ohne gleichzeitig die individuellen Schickssale, die mit den historisch entstandenen Zuschreibungen, die mit der kollektiven Identität ‚queer‘ verbunden werden, aus den Augen zu verlieren.

    So gelingt der Autorin eine umfassende Auseinandersetzung mit dem Coming-Out-Prozess, die an vielerlei Stellen zur Selbstreflexion anregt.

  2. Alexander Hagg

    Das Coming-Out: ein Zwischenstand und Manifest

    Das Spannungsfeld zwischen Diskriminierung und Emanzipation von Menschen mit queeren Identitäten, LGTBQ*s, wurde in der Fachliteratur noch nie so vollständig und breit aufgestellt untersucht wie Bärbel Schomers es in ihrer Dissertation schafft. Das Buch bietet einen vollständigen Überblick über die philosophische, moralische, politische und soziale Wertung von Menschen, die sich außerhalb des heteronormativen Systems bewegen. Schomers schlägt einen historischen Bogen zwischen den Zeiten, in denen die Sexualität nicht als Zuordnungsfaktor einer Identität oder Lebensweise betrachtet wurde, über den Wandel der „Moralhoheit“ von den Kirchenvätern, zu den Therapeuten bis zum Staat und „dem Volke“ und erkennt, wie die Pathologisierung zwar einerseits eine neue Form der Unterdrückung darstellte, andererseits die Möglichkeit bot, die Macht über die Moral der Kirche zu entreißen und somit eine Emanzipation erst zu ermöglichen.

    Sie verfolgt unter anderem Zusammenhänge zwischen den Zwangsoutings von NSDAP-Mitgliedern, welche möglicherweise die Verfolgung Homosexueller im Dritten Reich erst forcierte, verbindet aber auch die im Vergleich mit ihren männlichen Gegenstücken anders ausgeprägte Verfolgung von lesbischen Frauen mit der Unterdrückung der Frau im Allgemeinen und legt einen weiteren Schwerpunkt auf den Umgang mit transsexuellen Mitmenschen, deren Kampf um rechtliche Anerkennung erst viel später als die Rechte Homosexueller von Aktivist*innen thematisiert wurden.

    Die Autorin beschreibt, wie der homosexuelle Aktivismus die Sprache, unter anderem die der Bürgerrechtsbewegung verwendet, um mit Hilfe von Sprechakten und Identifikation gesellschaftliche Änderungen hervorzubringen. Sie beschreibt, wie der Aktivismus unter anderem in die International Bill of Gender Rights kulminierte. Sie setzt sich aber auch kritisch mit dem Aktivismus auseinander, mit dem Phänomen der Diskriminierung auch innerhalb der queeren Szenen, welche sich, genauso wie die heterosexuellen, durch Ausschluss von Andersartigen, beispielsweise von bisexuellen und transsexuellen Personen, erst definieren. Auch die International Bill of Gender Rights wird kritisch unter die Lupe genommen, wobei deren implizit-kausale Kopplung zwischen Gender und Sexualität auch zum Ausschluss von Menschen führt, welche queer auch zu diesen Normen stehen, vor allem mit der Erkenntnis, dass Sexualität nicht stabil ist, sondern wandelbar und unordentlich.

    Diese Unordnung zeigt sich unter anderem beim Coming-Out. Dieser Sprechakt bringt die Notwendigkeit der Emanzipation, Solidarität, Regularisierung und Normalisierung zum Ausdruck, ist aber auch heute noch Anlass von Diskriminierung, Gewalt und existentieller Unsicherheit. Ein massenhaftes Outing zum Erreichen einer kritischen Masse scheint in greifbarer Nähe, weshalb die Auseinandersetzung der Autorin mit dem aktuellen Spannungsfeld zwischen Diskriminierung und Emanzipation als Gradmesser der Periode bis zum Inkrafttreten der gleichgeschlechtlichen Ehe sozial-biographische Züge annimmt.

    Durch die Verbindung mit realen Interviewpartner*innen, Menschen vielerlei queerer Identitäten und ihren Erfahrungen, überprüft die Autorin zuerst die verschiedensten akademischen Modelle von queerer Identität und zeigt, dass diese auch nur eine Annäherung an reale Gefühle und Wünsche darstellen können. Der Beitritt zu einer kollektiven queeren Identität kann als Provisorium gelten, ist aber durch dessen nachweislich ausgrenzenden Charakter sowohl als politisches Mittel als auch als Auffangbecken zu verstehen. Die Festlegung auf eine Identität, und somit die Annahme der durch das heteronormativen Systems geformten Dualität von Heterosexualität versus Homosexualität, kann als ein Schritt des Emanzipationsprozesses zur Untergrabung der Norm führen. Die Autorin befürwortet aber das Anstreben von Wandelbarkeit, Flexibilität und Pluralität von Identität, jenseits des heteronormativen Systems. Die Arbeit liest sich im Folge, zumindest teilweise, auch als Manifest und Anleitung.

    Die in der Literatur beschriebene temporale Linearität des Coming-Outs, ein lebenslänglicher, mehrphasiger und ungradliniger Prozess, wird von den Interviewpartnern nicht immer so erlebt, obwohl er häufig rückwirkend in eine lineare Erzählung eingebettet wird. Reoutings sind eine Normalität, die durch die immer noch vorhandene Annahme der Heterosexualität als Standardzustand verursacht werden. Das Coming-Out wird von der Autorin als subkulturelle Antwort auf das übliche Modell des Erreichens eines vollerwachsenen Persönlichkeitsstatus definiert. Es ist ein belastender Prozess und die Autorin diagnostiziert eine Verlängerung der Adoleszenz. Es stellt sich aber bei den Interviewpartnern heraus, dass gerade ein frühes Coming-Out die beste Möglichkeit auf ein glückliches und erfülltes Leben bietet. So führt ein frühes Outing zur Erhöhung des Selbstwertgefühls und zur Verfestigung der Identität. Die lokale queere Szene kann als Sozialisierungsinstanz fungieren.

    Die Interviewpartnern teilen ihre Erfahrungen mit Akzeptanz und Inakzeptanz, wobei es im letzteren Fall, vor allem bei Angehörigen, auch Gewöhnungseffekte gibt. Hier fehlt meines Erachtens allerdings eine klarere zeitliche Ordnung der Erfahrungsberichte, um einen besseren Einblick in die aktuelle Situation zu bekommen. Es zeigt sich aber, dass Vorurteile keineswegs überwunden sind, vor allem nicht im öffentlichen Raum. Das Ausmaß sexueller Übergriffe ist erschreckend, Gewalterfahrungen sind üblich und auch an der Arbeitsstelle wird diskriminiert. Dies zu überwinden ist nur möglich, wenn eine breite gesellschaftliche Unterstützung geschaffen wird. Das massenhafte Coming-Out aller queeren Menschen, zu dem die Autorin auffordert, ist deshalb eine politische und soziale Notwendigkeit.

    Die Argumente der Autorin haben dazu geführt, dass ich auch selbst wesentlich offener mit meiner eigenen Bisexualität umgehe und mich in jüngster Zeit eher für das „Ja, so bin ich auch“ entschieden habe, statt mich hinter der Heterokomponente meiner Sexualität zu „verstecken“. Auch bei mir lassen sich die akademische Modelle nicht eins zu eins übertragen und mir ist bewusst geworden, dass in diesem Sinne jedes Handeln ein politisches ist.

    Die Autorin erstellt ein Organon der Diskriminierung und Emanzipation, benennt konkrete Schritte für Gesellschaft und Politik und stellt beispielhaft bestehende Projekte vor, die sich gegen Diskriminierung und für Emanzipation von queeren Menschen einsetzen. Das Werk ist auch für fachfremde Personen sehr gut lesbar, wenn diese einen Hauch von Erfahrung mit dem Lesen von akademischen Texten haben. Vor allem bietet es einen sehr vollständigen Überblick über ein Thema, das aktueller ist als je.

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Anthropos 114.2019

„Die Dissertation von Bärbel Schomers bietet eine überaus lesenswerte, viele innovative Aspekte beinhaltende sowohl theoretisch als auch empirisch wohl fundierte Lektüre, die – da bin ich mir sicher – auch als Buchpublikation zu einem in unserer Gesellschaft noch immer weit verbreiteten Tabu ihren LeserInnenkreis finden wird.“

Hier finden Sie die ganze Rezension: https://www.uni-bonn.de/neues/180-2018

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