Beschreibung
Welche Anforderungen stellen die Schule und die SchülerInnen selbst beim Erlernen einer Fremdsprache? Die Autorin zeigt fünf unterschiedliche Formen der Sinnkonstruktion beim Erlernen der englischen Sprache auf, die in enger Verbindung zu soziokulturellen Voraussetzungen, zu Prozessen der Identitätsbildung sowie zu Fragen nach Selbst- und Fremdbestimmung und Zugehörigkeit stehen. Sie plädiert dafür, in Zeiten von Kompetenz-Orientierung genuin bildungsbedeutsame Erfahrungsräume zu schaffen, in denendie Bedeutsamkeit von Sprachen durch die Lernenden subjektiv erfahren werden kann.
Bildungspolitische Tendenzen der Standardisierung und Kompetenz-Orientierung führen in den letzten Jahren dazu, dass die Lernenden selbst mit ihren Lern- und Bildungsprozessen aus dem Blick der fremdsprachendidaktischen Forschung geraten. Vor diesem Hintergrund befasst sich die Autorin mit den subjektiven Sichtweisen und Erfahrungen von Lernenden im Hinblick auf das Lernen der englischen Sprache. Mit der Bildungsgangforschung als theoretischem Rahmen untersucht sie den Umgang von SchülerInnen mit der Spannung zwischen schulischen Anforderungen und eigenen, biographischen Bedeutungszuschreibungen und subjektiven Sinnstiftungen beim Sprachenlernen.
Sie wertet umfangreiche episodische Interviews mit 30 SchülerInnen der gymnasialen Sekundarstufe II mittels der Dokumentarischen Methode aus. Das methodologische Konstrukt des Orientierungsrahmens wurde dabei mit dem Begriff der Sinnkonstruktion verschränkt. Die Bezugnahmen zum Gegenstand der englischen Sprache lassen sich als narrative Figuren, als Bilder des Selbst- und/oder Gegenstandsverhältnisses, als Konzepte vom Sprachenlernen sowie als biographisch bedingte Hin- und Abwendungsprozesse rekonstruieren, die durch persönliche Erfahrungen aus den subjektiven Bildungsgängen fundiert werden. Neben dem Konzept der Sinnkonstruktion dienen die in der deutschsprachigen Fremdsprachenforschung an Bedeutung zunehmenden Konstrukte der (narrativen) Identität und des Investment dazu, die rekonstruierten komplexen Zusammenhänge zu erfassen.
Anhand von fünf ausgewählten Eckfällen untersucht die Autorin Prozesse der Herstellung einer Beziehung zum Lerngegenstand sowie die Identitätskonstruktionen der SchülerInnen. Diese zeigen fünf unterschiedliche Formen der Sinnkonstruktion bzgl. des Englischlernens und verdeutlichen die subtilen Machtverhältnisse schulischen Lernens. Darüber hinaus nimmt eine systematische fallübergreifende Analyse Sinnkonstruktionen in den Blick, die das Muster der Abgrenzung aufweisen und die Rolle der Lehrperson für Sprachlernprozesse in den Fokus rücken. Auf der Basis empirischer Befunde wird ein Bewusstsein für die Vielschichtigkeit von Prozessen des Sprachenlernens geschaffen. Es wird deutlich, wie eng diese mit biographischen, sozio-kulturellen Bedingungen und mit Fragen nach Selbst- und Fremdbestimmung sowie Zugehörigkeit verwoben sind. Die Autorin plädiert schließlich dafür, in Zeiten von Kompetenz-Orientierung genuin bildungsbedeutsame Erfahrungsräume zu initiieren, in denen die subjektive Bedeutsamkeit von Sprachen im Bildungsgang der Lernenden durch auf Reflexivität gerichtete Lernarrangements akzentuiert wird.
Den Anhang als kostenlosen Download, finden Sie hier (DOI 10.3224/84740682A).
Die Autorin:
Dr. Viktoria Bauer, Referendarin an einem humanistischen Gymnasium in Hamburg
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