Beschreibung
Aktuelle ökonomische, politische und gesellschaftliche Transformationsprozesse beeinflussen substanziell die Geschlechterverhältnisse. Die derzeitigen Entwicklungstrends verweisen dabei auf eine neoliberale Neuordnung von Ökonomie, Staat, Familie und Privatsphäre. Die Beiträge dieses Sammelbandes untersuchen diese Entwicklungstrends aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, ob bzw. wie die Transformationsprozesse von Geschlechterverhältnissen zu einer Neubestimmung pädagogischer Handlungsfelder, Bildungsinstitutionen und erziehungswissenschaftlicher Leitbegriffe wie z.B. Bildung, Erziehung, Sozialisation und Care führt.
Im Rahmen der aktuellen ökonomischen, politischen und kulturellen Transformationen westlicher Gesellschaft kommt in der erziehungswissenschaftlichen Geschlechterforschung zwei Faktoren zentrale Bedeutung zu. Zum einen sind Bildung und Erziehung sowohl Motor des gesellschaftlichen Transformationsprozesses als auch ein wichtiges Feld der Einflussnahme. Dies zeigt sich im neoliberalen Umbau von Higher Education, in der Formalisierung von Bildungszielen, in der Entwicklung von Fördermodellen in der frühen Kindheit oder im Bereich Care. Zum anderen rückt das Geschlechterverhältnis auf neue Weise in das Zentrum der Diskussion, denn geschlechtsspezifische Arbeitsteilungen oder an der bürgerlichen Kleinfamilie orientierte Lebensmodelle gelten zunehmend als Hemmnis für eine spezifische Form gesellschaftlichen Fortschritts. Feministische Ansprüche wie Selbstbestimmung werden im Neoliberalismus zudem gewendet in Flexibilität, Mobilität und individuelle Selbstverantwortung. Bildungs- und Geschlechterfragen werden dabei zu zentralen Elementen in einer Humankapitaldebatte, die Geschlecht nicht als Strukturkategorie gesellschaftlicher Ordnung denkt, sondern als Ressource begreift.
Vor diesem Hintergrund ist die Frage zu diskutieren, welche komplexen Wechselbeziehungen sich zwischen den aktuellen Transformationsprozessen von Geschlecht und etwaigen Neubestimmungen erziehungswissenschaftlicher Leitbegriffe (z.B. Erziehung, Bildung, Sozialisation) pädagogischer Handlungsfelder und Bildungsinstitutionen ausmachen lassen. Zentral ist die Annahme, dass über Bildung und Geschlecht auch Kerninstitutionen unserer Gesellschaft formiert werden, wobei sich gegenwärtig kein einheitliches Bild zeigt: Formen der gesellschaftlichen Öffnung gehen mit neuen Schließungen einher und führen zu einer Recodierung von traditionellen Kernkonzepten in beiden Feldern.
Die Herausgeberinnen:
Prof. Dr. Katharina Walgenbach, Gastprofessorin an der Humboldt Universität zu Berlin (Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien/ Institut für Erziehungswissenschaft, Abt. Allgemeine Erziehungswissenschaft)
Dr. phil. habil. Anna Stach, Privatdozentin an der Philipps-Universität Marburg mit den Schwerpunkten Geschlechter- und Medienforschung und Beratung
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen: Frauen- und GeschlechterforscherInnen, Erziehungs-, Politik- und SozialwissenschaftlerInnen
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