Beschreibung
Tattoos erzählen Geschichten – und das nicht nur auf individueller, sondern auch auf kollektiver Ebene. Basierend auf qualitativen Interviews mit tätowierten Personen untersucht diese Studie die Bedeutung von Tätowierungen in unserer heutigen Gesellschaft und zeigt, wie sich das Tattoo-Phänomen seit den 1990er Jahren gewandelt hat. Dabei wird deutlich, dass Tattoos nicht nur höchstpersönliche Bedeutungsträger sind, sondern auch Träger kollektiver Bedeutungen: Eine faszinierende Reise in die Welt der gezeichneten Häute unserer Zeit.
Tattoos sind kein Schmuck, den man einfach wechseln, tauschen oder vererben kann. Sie sind in die Haut der Körper eingezeichnet und damit einverleibt. Sie gehören zu den ‚Zeichen‘ unserer Zeit. In Form von qualitativen Interviews und auf Basis einer Zeichentheorie wird eine eindrucksvolle biographische Geschichte über Tattoos aufgezeigt und analysiert. Es zeigt sich: Tattoos sind höchstpersönliche Bedeutungsträger. Zugleich sind sie aber auch Träger kollektiver Bedeutungen und in eine soziokulturelle Dynamik eingebettet. Damit gerät der gesellschaftliche Kontext in den Blick. Viele Tattoo-Geschichten der interviewten Einzelpersonen zeigen, dass diese nicht nur ihr jeweils individuelles Leben repräsentieren. Als zugleich vergesellschaftete Wesen tragen viele der Befragten mit ihren Tattoos die Anzeichen einer – von Andreas Reckwitz sogenannten – ‚Gesellschaft der Singularitäten‘.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autor*innen:
Eva Bühler, M.Sc., Wiss. Mitarbeiterin, Pädagogische Hochschule Heidelberg
Prof. Dr. rer. soc. habil., Dr. theol. Michael N. Ebertz, Professor i.R., Katholische Hochschule Freiburg
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Die Fachbereiche:
Sozialwissenschaften, Erziehungswissenschaft, Kulturwissenschaften
Julia Roschewski –
Ich habe das Buch „Gezeichnet – Tattoos und ihre soziokulturellen Bedeutungen“ von Eva Bühler und Michael N. Ebertz als Rezensionsexemplar zugeschickt bekommen. Ich fand den Titel sehr interessant, da ich vorher noch nie eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Tattoos gesehen habe. Das Buch selbst fängt mit der Geschichte der Tattoos an, die deutlich länger zurückliegt, und bereits bei den Ägyptern angewendet wurde. Zudem haben sich auch die kulturellen Bedeutungen von Tattoos mit der Zeit sehr gewandelt. Manche Tattoos waren beispielsweise nur für einen einzigen kulturellen Stamm vorgesehen und kein Außenstehender durfte dasselbe Tattoo haben. Im Gegensatz dazu sieht man heutzutage ein und dasselbe Motiv bei sehr vielen Menschen, die dadurch nicht unbedingt einer Gruppe angehören.
Dieses Buch spricht allen voran Studierende aus dem Fachbereich Soziologie an. Ich persönlich studieren Erziehungswissenschaften und hatte ein Wahlpflichtseminar in der Soziologie und fand das Erforschen anderer Kulturen unglaublich spannend. Deshalb habe ich mich für dieses Rezensionsexemplar entschieden, da das Buch, meiner Meinung nach, sehr viel über andere Kulturen aussagt.
Soian Grap –
Dieses Buch geht aus einem Lehrforschungsprojekt hervor und basiert auf den im Rahmen dessen von Studierenden (alle namentlich im Buch erwähnt) durchgeführten Interviews mit verschiedensten Personen.
Tattoos werden von den Autor*innen grundsätzlich als Zeichen behandelt. Neben einer kurzen historischen Einordnung von Tätowierungen und wann und wie diese in die westliche/europäische Kultur(en) gelangt sind, werden unterschiedliche (Be-)Deutungsmöglichkeiten von Zeichen dargestellt. Die Theorie wird hier als bald auch mit Auszügen aus den Interviews illustriert. Insgesamt ist der Text gut verständlich und die Auswahl der zitierten Autor*innen sowie die theoretischen Überlegungen sind nachvollziehbar. Viele soziologische Klassiker*innen wie Bourdieu, Goffmann, Foucault … werden mit modernen/moderneren Autor*innen wie Reckwitz ergänzt.
Aus meiner studentischen Perspektive (kurz vor Beendigung des Masterstudiums) lohnt sich dieses Buch dadurch besonders, denn es ist ein wunderbares Beispiel für die Verbindung von theoretischen Ansätzen mit illustrativen Beispielen aus der empirischen Arbeit. Aber auch dafür, wie empirische Arbeit neue Erkenntnisse hervorbringen kann. Hier greifen Theorie und Empirie immer wieder ineinander. Das fehlt in meinem Studium und der behandelten Literatur leider oft.
Dieses Buch hätte ich mir gern schon letztes Jahr gewünscht, als ich eine Hausarbeit zu (kollektiven) Identitäten und Stigmata schreiben wollte.
Wen Stigma, Identität, Tattoos als Kulturgut, als soziokulturelle oder auch individuelle Bedeutungsträger interessieren, wird mit diesem Buch nichts falsch machen und vermutlich von der Lektüre auf verschiedenste Weise bereichert werden.