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PERIPHERIE 1-2020 (Heft 157-158) | Jenseits der Kolonialität von Geschlecht

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ISSN: 0173-184X

Inhalt

PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
1-2020 (Heft 157-158): Jenseits der Kolonialität von Geschlecht

Denis Goldberg – Freiheitskämpfer, Brückenbauer und wahrer Mensch (1933-2020)

Schwerpunkt
Hanna Hacker: AidToo, ein Störversuch Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business
Carol-Lynne D‘Arcangelis: Feministische Aufrufe des Dekolonialen. Widerstand und Wiederaufleben in den Arbeiten von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson
Miriam friz Trzeciak: Producciones y Milagros Agrupación Feminista. Interview mit Rotmi Enciso & Ina Riaskov
Rubén de J. Solís Mecalco: Dekolonisierung der Maya-Sexualitäten im Südosten Mexikos
Antje Daniel: Brüchige Allianzen. LSBTIQ-Aktivismen im Kontext der intersektionalen und dekolonialen Praxis der südafrikanischen Studierendenbewegung
Manju Ludwig: Bodies in Pain. Gewalt an sexuell „devianten“ männlichen und Transgender-Körpern im kolonialen Indien

PERIPHERIE-Stichwort
Franziska Müller: Die Yogyakarta-Prinzipien als Agenda für LSBTI*Q-Menschenrechte
Sebastian Garbe: Dekolonial – Dekolonisierung

Artikel
Jens Kastner: Für „ein unabhängiges visuelles Denken“. Zur Kunst- und Kultursoziologie des peruanisch-mexikanischen Theoretikers Juan Acha
Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn: Funken von Gerechtigkeit, Funken von Leben. Siege feiern im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden in Afghanistan

Rezensionen
Silvia Rivera Cusicanqui: Ch‘ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung (Theo Mutter)
Aníbal Quijano: Kolonialität der Macht, Eurozentrismus und Lateinamerika (David Mayer)
Sammelrezension zu Boaventura de Sousa Santos: Epistemologien des Südens. Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens / The End of the Cognitive Empire. The Coming of Age of Epistemologies of the South (Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn)
Karin Fischer & Margarete Grandner (Hg.): Globale Ungleichheit. Über Zusammenhänge von Kolonialismus, Arbeitsverhältnissen und Naturverbrauch (Eric Otieno)
Barbara Potthast & Katharina Schembs (Hg.): Student Protests in the Global South. Annotated Sources (1968-2018) (Reinhart Kößler)
Safwan M. Masri: Tunisia. An Arab Anomaly (Tarkan Tek)
Jan Brunner, Anna Dobelmann, Sarah Kirst, Louisa Prause (Hg.): Wörterbuch Land- und Rohstoffkonflikte (Karin Hülsmann & Mirka Schäfer)
Sebastian Matthes: Der Neo-Extraktivismus und die Bürgerrevolution. Rohstoffwirtschaft und soziale Ungleichheiten in Ecuador (Jan Ickler)
Jörg Nowak: Mass Strikes and Social Movements in Brazil and India. Popular Mobilisation in the Long Depression (Hanns Wienold)

Inhaltsverzeichnis herunterladen
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Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

40. Jahrgang 2020

Ausgabe

1 (157-158)

Erscheinungsdatum

29.07.2020

Umfang

224

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v40i1-2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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Autor*innen

Schlagwörter

Afghanistan, Aidtoo, Allianzen, dekoloniale Feminismen, dekoloniales Denken, Dekolonisierung, Denis Goldberg, Entwicklungszusammenarbeit, Eunuchen, Feminismus, feministische Solidarität, Frieden, Gerechtigkeit, Geschlecht, Gewalt, Hilfsorganisationen, indigene Feminismen, indigene Frauen, indigener Widerstand, Juan Acha, koloniales Rechtssystem, Kolonialität, Kulturtheorie, Kunst und Politik, Kunstsoziologie, künstlerische Bewegungen, Leanne B. Simpson, LSBTIQ, LSBTIQ-Menschenrechte, Maria Lugones, Maya, Metoo, Mexiko, Modernität, Online-Aktivismus, Postkolonialismus, Protest, queer Theorie, sexualisierte Gewalt, Sexualitäten, Sexualstraftaten, Siedlerkolonialismus, Studentinnenbewegung, Südafrika, Transgender, Vergewaltigung, Yogyakarta, Yukatan, ästhetischer Konsum

Abstracts

AidToo, ein Störversuch. Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business (Hanna Hacker)
Der Beitrag betrachtet in queerfeministischer, postkolonialer und entwicklungskritischer Perspektive die Aufdeckungen sexualisierter Gewalt im aid business, wie sie mit der Veröffentlichung des einschlägigen „Skandals“ bei der britischen NGO Oxfam Ende 2017 begannen und 2018/19 unter dem Kürzel „AidToo“ international auf verschiedensten Ebenen verhandelt wurden. Die Analyse bezieht sich insbesondere auf drei Handlungsräume: zunächst auf feministischen Aktivismus, seine Strategie des speaking out und die Strukturen der Protestkampagne zu AidToo; weiters auf kritische und reflexive Debatten in Onlinemedien wie Twitter oder in den Blogs von „Smart Development“ und „AfricanFeminism“; und schließlich auf den Umgang betroffener Institutionen, vor allem Oxfam, mit den Aufdeckungen. Im Zentrum steht jeweils die Frage, wie die in AidToo involvierten Akteur*innen Sexualitäten, Körper, Normierungen und Normtransgressionen thematisierten oder dethematisierten. Deutlich werden dabei die Begrenztheiten und Widersprüche der untersuchten aktivistischen, medialen und institutionellen Strategien – aber auch die Wichtigkeit des Aufstörens und Aufschreckens, die politischen Kämpfe im Feld des so nachhaltig in Gewaltstrukturen eingelassenen aid business. Schlagwörter: MeToo, AidToo, Entwicklungszusammenarbeit, Hilfsorganisationen, Feminismus, sexualisierte Gewalt, Online-Aktivismus
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Feministische Aufrufe des Dekolonialen. Widerstand und Wiederaufleben in den Arbeiten von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson (Carol-Lynne D’Arcangelis)
In diesem Artikel vergleiche und kontrastiere ich die dekolonialen Forschungsstrategien von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson, um zu zeigen, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede beide Ansätze aufweisen. Meine Arbeit bezieht sich auf das Feld der dekolonialen Feminismen und diskutiert, inwieweit Simpsons „kwe als Methode des Wiederauflebens“ mit Lugones‘ Konzept des dekolonialen feministischen Widerstands als einer verkörperten, vorpolitischen [infrapolitical] Strategie korrespondiert. Diese dekoloniale Strategie priorisiert Koalitionen und bezieht sich auf Subjekte, die koloniale Divergenzen verkörpern. Indem ich die Divergenzen der beiden Ansätze von Simpson und Lugones skizziere, beziehe ich mich auf das Feld dekolonialer feministischer Literatur, insbesondere auch auf Debatten jenseits des amerikanischen Kontinents. Schlagwörter: dekoloniale Feminismen; indigene Feminismen; Modernität/Kolonialität; indigene Frauen; indigener Widerstand; Siedlerkolonialismus; feministische Solidarität; Leanne B. Simpson; María Lugones
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Dekolonisierung der Maya-Sexualitäten im Südosten Mexikos (Rubén de J. Solís Mecalco)
Der Beitrag rekonstruiert die präkolonialen Geschlechterkonstruktionen, die die Maya in Yucatán/Mexiko als Ausdruck ihrer Kosmovision und Religiosität entwickelt haben. Diese sind durch die Komplementarität des Weiblichen und des Männlichen gekennzeichnet und beide notwendig, um ein kosmisches Gleichgewicht zu erreichen. Diese Kosmovision hat nicht nur weniger ungleiche Gesellschaften mit einer herausragenden Rolle von Frauen und nichtbinären Seinsweisen hervorgebracht. Mit ihren jeweiligen Veränderungen haben diese Geschlechterkonstruktionen auch den Jahrhunderten der Eroberung, Kolonisierung und Unabhängigkeit von Spanien widerstanden. Aus dieser Perspektive können die vielfältigen Sexualitäten, die bei den Maya im 21. Jahrhunderts beobachtet werden, nicht als ein Produkt der westlichen Moderne verstanden werden, sondern eher als ein Überbleibsel, dessen Wurzeln bis in frühere Zeiten zurückreichen. Ausgehend von den Geschlechterkonstruktionen der Maya für die Erforschung zeitgenössischer Sexualitäten bedeutet dies, gleichberechtigte Dialoge mit anderen Bevölkerungsgruppen zu führen, denen ebenfalls die koloniale hetero-patriarchalische Binarität aufgezwungen wurde, sowie mit westlichen Emanzipationsprozessen, einschließlich der Queer-Theorie. Schlagwörter: Maya, Yukatan, Sexualitäten, dekoloniales Denken, Postkolonialismus, Queer-Theorie
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Brüchige Allianzen. LSBTIQ Aktivismen im Kontext der intersektionalen und dekolonialen Praxis der südafrikanischen Studierendenbewegung (Antje Daniel)
Am 9.3.2015 bewarf Chumani Maxwele die Statue von Cecil Rhodes am Universitätsgelände der University of Cape Town mit Fäkalien. Aus dem Unmut gegen die Präsenz des Kolonialisten Rhodes an der Universität und damit aus der Kritik an dieser diskriminierenden Erinnerungskultur entwickelte sich eine der größten sozialen Bewegungen Südafrikas seit der Überwindung der Apartheid. Die Studierenden forderten mit dem Rhodes Must Fall und später mit Fees Must Fall den freien Zugang zur tertiären Bildung und einen universitären Raum jenseits von Diskriminierung und Rassismus. Dekolonisierung und Intersektionalität waren dabei zwei zentrale Schlagworte für das Verständnis der Unrechtserfahrungen der Studierenden und zugleich fassten sie die multiplen Forderungen der Studierenden zusammen. Die vielfache Zuschreibung dessen was Dekolonisierung und Intersektionalität bedeuten, ermöglichte es, Allianzen zwischen unterschiedlichsten Studierenden zu bilden und auch jene Studierenden, wie die LSBTIQs zu integrieren, welche aufgrund ihrer mehrfachen Diskriminierung häufig ausgeschlossen bleiben. Im Protestverlauf erlebten jedoch LSBTIQs Studierende vermehrt Diskriminierung und Ausschluss. Geschlechterpositionen wurden zum Streitpunkt und stellten die Allianzen infrage. Was mit einer geteilten Forderung von Dekolonisierung und Intersektionalität begann und damit mit dem Streben nach einem herrschaftsfreien Raum, der Diskriminierung und Rassismus überwindet, endete in der Reproduktion von Ungleichheit und der Herausbildung von Machtpositionen. Allianzen brachen auf, trugen zur Zersplitterung der Studierendenbewegung bei und ließen Gegenproteste entstehen, welche die herrschaftskritischen Proteste in ihrer Reproduktion von Ungleichheit hinterfragten. Vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung wird die Brüchigkeit von Allianzen deutlich ebenso wie Notwendigkeit, analytisch den Protestverlauf zu analysieren, denn erst dieser zeigt das Entstehen von Allianzen einerseits sowie von Macht- und Exklusionsdynamiken andererseits. Schlagwörter: Südafrika, Protest, Student*innenbewegung, LSBTIQ, Allianzen
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Bodies in pain – Gewalt an sexuell „devianten“ männlichen und Transgender-Körpern im kolonialen Indien (Manju Ludwig)
Der koloniale Staat in Britisch-Indien intervenierte auf vielseitige Weise in die Leben sexuell „devianter“ männlicher und nichtbinärer kolonialer Subjekte und übte dabei ein beträchtliches Maß an körperlicher und epistemischer Gewalt aus. Der Beitrag stellt einige dieser Interventionen dar, um die historischen Verknüpfungen zwischen männlicher sexueller und nichtbinärer geschlechtlicher „Abweichung“ und staatlicher Gewalt aufzuzeigen. Dafür untersucht er zuerst die Doppelmoral des kolonialen Rechtssystems in der Strafverfolgung sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen: Während heterosexuelle Gewalt strafrechtlich verfolgt werden konnte, war dies bei homosexuellen Vergewaltigungen nicht möglich. Zum zweiten betrachtet er das Gesetz zur Überwachung der sogenannten „kriminellen Stämme“ aus dem Jahr 1871, das die Verfolgung und medizinische Klassifizierung von „Eunuchen“, also von Menschen mit einer nichtbinären Geschlechtsidentität, ermöglichte und deren Leben gewaltsam einschränkte. Zuletzt wirft er einen Blick auf die Welt des kolonialen Strafgefangenenlagers auf den Andamanen, wo koloniale Theorien über die gewalttätigen Neigungen sexuell „devianter“ Männer formuliert wurden und mit verschiedenen Formen der körperlichen Züchtigung experimentiert wurde. Die historische Betrachtung zeigt auf, dass der koloniale Diskurs über männliche sexuelle „Devianz“ stark auf der Terminologie der Gewalt aufbaute, gleichzeitig aber gewaltförmige Einschnitte in die Leben und Körper der Betroffenen verursachte. Schlagwörter: koloniales Rechtssystem, Eunuchen, Vergewaltigung, Sexualstraftaten, Transgender, Gewalt
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Für „ein unabhängiges visuelles Denken“. Zur Kunst- und Kultursoziologie des peruanisch-mexikanischen Theoretikers Juan Acha (Jens Kastner)
Wie die Kunstproduktion mit der sie umgebenden Kultur verknüpft ist und wie sich beide gegenseitig beeinflussen, ist eine zentrale Fragestellung für die – nicht nur soziologisch motivierte – Kunst- und Kulturtheorie. Die Antworten des in Peru geborenen Kunstkritikers und Kulturtheoretikers Juan Acha (1916-1995) auf diese Frage machen sein Werk zu einem außerordentlichen Beitrag zu der disziplinübergreifenden Debatte um Kunstproduktion und Kultur, der im deutschsprachigen Raum bisher nicht wahrgenommen wurde. Denn Acha gibt diese Antworten vor dem Hintergrund einer präzisen Kenntnis globaler kunsttheoretischer Debatten einerseits und einer besonderen Berücksichtigung der lateinamerikanischen Situation andererseits, in der die kolonialen Grundlagen von Ökonomie und Kultur besonders betont werden. Die zentralen Thesen Achas einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen, ist das primäre Ziel dieses Textes. Der Aufsatz beansprucht darüber hinaus, über die Diskussion des Spannungsverhältnisses, das sich im Werke Acha auftut, die Relevanz seines Werkes für heutige Debatten aufzuzeigen: Es handelt sich um die Spannung zwischen einer empirisch-theoretischen Einsicht in die reproduktive Funktion von Kunst auf der einen Seite und die emanzipatorischen Hoffnungen, die auf künstlerische Praktiken zugleich und trotzdem gesetzt werden andererseits. Der Text geht in fünf Schritten vor: Erstens wird das grundlegende Plädoyer Achas für eine Soziologie der Kunst und der dabei zentrale Begriff des no-objetualismo vorgestellt. Zweitens wird die Besonderheit von Achas Ansatz gegenüber anderen, vergleichbaren theoretischen Herangehensweisen an die Kunst herausgestrichen, die in der Bedeutung liegt, die Acha dem Kolonialismus einräumt. Mit dessen analytischer Bedeutung geht die normative Hinwendung zu einer Redefinition der Kunst einher. Drittens wird Achas Fokus auf den ästhetischen Konsum nachgezeichnet und seine relationale Methode skizziert, um dann viertens näher auf das politische Engagement einzugehen. Fünftens wird der Einfluss von Achas Werkes auf andere TheoretikerInnen und auf die künstlerischen Bewegungen seiner Zeit skizziert. Schlagwörter: Kunstsoziologie, Kulturtheorie, ästhetischer Konsum, Kunst und Politik, künstlerische Bewegungen
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Inhalt

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PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
1-2020 (Heft 157-158): Jenseits der Kolonialität von Geschlecht

Denis Goldberg – Freiheitskämpfer, Brückenbauer und wahrer Mensch (1933-2020)

Schwerpunkt
Hanna Hacker: AidToo, ein Störversuch Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business
Carol-Lynne D‘Arcangelis: Feministische Aufrufe des Dekolonialen. Widerstand und Wiederaufleben in den Arbeiten von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson
Miriam friz Trzeciak: Producciones y Milagros Agrupación Feminista. Interview mit Rotmi Enciso & Ina Riaskov
Rubén de J. Solís Mecalco: Dekolonisierung der Maya-Sexualitäten im Südosten Mexikos
Antje Daniel: Brüchige Allianzen. LSBTIQ-Aktivismen im Kontext der intersektionalen und dekolonialen Praxis der südafrikanischen Studierendenbewegung
Manju Ludwig: Bodies in Pain. Gewalt an sexuell „devianten“ männlichen und Transgender-Körpern im kolonialen Indien

PERIPHERIE-Stichwort
Franziska Müller: Die Yogyakarta-Prinzipien als Agenda für LSBTI*Q-Menschenrechte
Sebastian Garbe: Dekolonial – Dekolonisierung

Artikel
Jens Kastner: Für „ein unabhängiges visuelles Denken“. Zur Kunst- und Kultursoziologie des peruanisch-mexikanischen Theoretikers Juan Acha
Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn: Funken von Gerechtigkeit, Funken von Leben. Siege feiern im Kampf für Gerechtigkeit und Frieden in Afghanistan

Rezensionen
Silvia Rivera Cusicanqui: Ch‘ixinakax utxiwa. Eine Reflexion über Praktiken und Diskurse der Dekolonisierung (Theo Mutter)
Aníbal Quijano: Kolonialität der Macht, Eurozentrismus und Lateinamerika (David Mayer)
Sammelrezension zu Boaventura de Sousa Santos: Epistemologien des Südens. Gegen die Hegemonie des westlichen Denkens / The End of the Cognitive Empire. The Coming of Age of Epistemologies of the South (Hjalmar Jorge Joffre-Eichhorn)
Karin Fischer & Margarete Grandner (Hg.): Globale Ungleichheit. Über Zusammenhänge von Kolonialismus, Arbeitsverhältnissen und Naturverbrauch (Eric Otieno)
Barbara Potthast & Katharina Schembs (Hg.): Student Protests in the Global South. Annotated Sources (1968-2018) (Reinhart Kößler)
Safwan M. Masri: Tunisia. An Arab Anomaly (Tarkan Tek)
Jan Brunner, Anna Dobelmann, Sarah Kirst, Louisa Prause (Hg.): Wörterbuch Land- und Rohstoffkonflikte (Karin Hülsmann & Mirka Schäfer)
Sebastian Matthes: Der Neo-Extraktivismus und die Bürgerrevolution. Rohstoffwirtschaft und soziale Ungleichheiten in Ecuador (Jan Ickler)
Jörg Nowak: Mass Strikes and Social Movements in Brazil and India. Popular Mobilisation in the Long Depression (Hanns Wienold)

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Bibliografie

Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

40. Jahrgang 2020

Ausgabe

1 (157-158)

Erscheinungsdatum

29.07.2020

Umfang

224

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v40i1-2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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Schlagwörter

Abstracts

Abstracts

AidToo, ein Störversuch. Strategien gegen sexualisierte Gewalt im Aid Business (Hanna Hacker)
Der Beitrag betrachtet in queerfeministischer, postkolonialer und entwicklungskritischer Perspektive die Aufdeckungen sexualisierter Gewalt im aid business, wie sie mit der Veröffentlichung des einschlägigen „Skandals“ bei der britischen NGO Oxfam Ende 2017 begannen und 2018/19 unter dem Kürzel „AidToo“ international auf verschiedensten Ebenen verhandelt wurden. Die Analyse bezieht sich insbesondere auf drei Handlungsräume: zunächst auf feministischen Aktivismus, seine Strategie des speaking out und die Strukturen der Protestkampagne zu AidToo; weiters auf kritische und reflexive Debatten in Onlinemedien wie Twitter oder in den Blogs von „Smart Development“ und „AfricanFeminism“; und schließlich auf den Umgang betroffener Institutionen, vor allem Oxfam, mit den Aufdeckungen. Im Zentrum steht jeweils die Frage, wie die in AidToo involvierten Akteur*innen Sexualitäten, Körper, Normierungen und Normtransgressionen thematisierten oder dethematisierten. Deutlich werden dabei die Begrenztheiten und Widersprüche der untersuchten aktivistischen, medialen und institutionellen Strategien – aber auch die Wichtigkeit des Aufstörens und Aufschreckens, die politischen Kämpfe im Feld des so nachhaltig in Gewaltstrukturen eingelassenen aid business. Schlagwörter: MeToo, AidToo, Entwicklungszusammenarbeit, Hilfsorganisationen, Feminismus, sexualisierte Gewalt, Online-Aktivismus
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Feministische Aufrufe des Dekolonialen. Widerstand und Wiederaufleben in den Arbeiten von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson (Carol-Lynne D’Arcangelis)
In diesem Artikel vergleiche und kontrastiere ich die dekolonialen Forschungsstrategien von María Lugones und Leanne Betasamosake Simpson, um zu zeigen, welche Ähnlichkeiten und Unterschiede beide Ansätze aufweisen. Meine Arbeit bezieht sich auf das Feld der dekolonialen Feminismen und diskutiert, inwieweit Simpsons „kwe als Methode des Wiederauflebens“ mit Lugones‘ Konzept des dekolonialen feministischen Widerstands als einer verkörperten, vorpolitischen [infrapolitical] Strategie korrespondiert. Diese dekoloniale Strategie priorisiert Koalitionen und bezieht sich auf Subjekte, die koloniale Divergenzen verkörpern. Indem ich die Divergenzen der beiden Ansätze von Simpson und Lugones skizziere, beziehe ich mich auf das Feld dekolonialer feministischer Literatur, insbesondere auch auf Debatten jenseits des amerikanischen Kontinents. Schlagwörter: dekoloniale Feminismen; indigene Feminismen; Modernität/Kolonialität; indigene Frauen; indigener Widerstand; Siedlerkolonialismus; feministische Solidarität; Leanne B. Simpson; María Lugones
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Dekolonisierung der Maya-Sexualitäten im Südosten Mexikos (Rubén de J. Solís Mecalco)
Der Beitrag rekonstruiert die präkolonialen Geschlechterkonstruktionen, die die Maya in Yucatán/Mexiko als Ausdruck ihrer Kosmovision und Religiosität entwickelt haben. Diese sind durch die Komplementarität des Weiblichen und des Männlichen gekennzeichnet und beide notwendig, um ein kosmisches Gleichgewicht zu erreichen. Diese Kosmovision hat nicht nur weniger ungleiche Gesellschaften mit einer herausragenden Rolle von Frauen und nichtbinären Seinsweisen hervorgebracht. Mit ihren jeweiligen Veränderungen haben diese Geschlechterkonstruktionen auch den Jahrhunderten der Eroberung, Kolonisierung und Unabhängigkeit von Spanien widerstanden. Aus dieser Perspektive können die vielfältigen Sexualitäten, die bei den Maya im 21. Jahrhunderts beobachtet werden, nicht als ein Produkt der westlichen Moderne verstanden werden, sondern eher als ein Überbleibsel, dessen Wurzeln bis in frühere Zeiten zurückreichen. Ausgehend von den Geschlechterkonstruktionen der Maya für die Erforschung zeitgenössischer Sexualitäten bedeutet dies, gleichberechtigte Dialoge mit anderen Bevölkerungsgruppen zu führen, denen ebenfalls die koloniale hetero-patriarchalische Binarität aufgezwungen wurde, sowie mit westlichen Emanzipationsprozessen, einschließlich der Queer-Theorie. Schlagwörter: Maya, Yukatan, Sexualitäten, dekoloniales Denken, Postkolonialismus, Queer-Theorie
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Brüchige Allianzen. LSBTIQ Aktivismen im Kontext der intersektionalen und dekolonialen Praxis der südafrikanischen Studierendenbewegung (Antje Daniel)
Am 9.3.2015 bewarf Chumani Maxwele die Statue von Cecil Rhodes am Universitätsgelände der University of Cape Town mit Fäkalien. Aus dem Unmut gegen die Präsenz des Kolonialisten Rhodes an der Universität und damit aus der Kritik an dieser diskriminierenden Erinnerungskultur entwickelte sich eine der größten sozialen Bewegungen Südafrikas seit der Überwindung der Apartheid. Die Studierenden forderten mit dem Rhodes Must Fall und später mit Fees Must Fall den freien Zugang zur tertiären Bildung und einen universitären Raum jenseits von Diskriminierung und Rassismus. Dekolonisierung und Intersektionalität waren dabei zwei zentrale Schlagworte für das Verständnis der Unrechtserfahrungen der Studierenden und zugleich fassten sie die multiplen Forderungen der Studierenden zusammen. Die vielfache Zuschreibung dessen was Dekolonisierung und Intersektionalität bedeuten, ermöglichte es, Allianzen zwischen unterschiedlichsten Studierenden zu bilden und auch jene Studierenden, wie die LSBTIQs zu integrieren, welche aufgrund ihrer mehrfachen Diskriminierung häufig ausgeschlossen bleiben. Im Protestverlauf erlebten jedoch LSBTIQs Studierende vermehrt Diskriminierung und Ausschluss. Geschlechterpositionen wurden zum Streitpunkt und stellten die Allianzen infrage. Was mit einer geteilten Forderung von Dekolonisierung und Intersektionalität begann und damit mit dem Streben nach einem herrschaftsfreien Raum, der Diskriminierung und Rassismus überwindet, endete in der Reproduktion von Ungleichheit und der Herausbildung von Machtpositionen. Allianzen brachen auf, trugen zur Zersplitterung der Studierendenbewegung bei und ließen Gegenproteste entstehen, welche die herrschaftskritischen Proteste in ihrer Reproduktion von Ungleichheit hinterfragten. Vor dem Hintergrund der Studierendenbewegung wird die Brüchigkeit von Allianzen deutlich ebenso wie Notwendigkeit, analytisch den Protestverlauf zu analysieren, denn erst dieser zeigt das Entstehen von Allianzen einerseits sowie von Macht- und Exklusionsdynamiken andererseits. Schlagwörter: Südafrika, Protest, Student*innenbewegung, LSBTIQ, Allianzen
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Bodies in pain – Gewalt an sexuell „devianten“ männlichen und Transgender-Körpern im kolonialen Indien (Manju Ludwig)
Der koloniale Staat in Britisch-Indien intervenierte auf vielseitige Weise in die Leben sexuell „devianter“ männlicher und nichtbinärer kolonialer Subjekte und übte dabei ein beträchtliches Maß an körperlicher und epistemischer Gewalt aus. Der Beitrag stellt einige dieser Interventionen dar, um die historischen Verknüpfungen zwischen männlicher sexueller und nichtbinärer geschlechtlicher „Abweichung“ und staatlicher Gewalt aufzuzeigen. Dafür untersucht er zuerst die Doppelmoral des kolonialen Rechtssystems in der Strafverfolgung sexueller Übergriffe und Vergewaltigungen: Während heterosexuelle Gewalt strafrechtlich verfolgt werden konnte, war dies bei homosexuellen Vergewaltigungen nicht möglich. Zum zweiten betrachtet er das Gesetz zur Überwachung der sogenannten „kriminellen Stämme“ aus dem Jahr 1871, das die Verfolgung und medizinische Klassifizierung von „Eunuchen“, also von Menschen mit einer nichtbinären Geschlechtsidentität, ermöglichte und deren Leben gewaltsam einschränkte. Zuletzt wirft er einen Blick auf die Welt des kolonialen Strafgefangenenlagers auf den Andamanen, wo koloniale Theorien über die gewalttätigen Neigungen sexuell „devianter“ Männer formuliert wurden und mit verschiedenen Formen der körperlichen Züchtigung experimentiert wurde. Die historische Betrachtung zeigt auf, dass der koloniale Diskurs über männliche sexuelle „Devianz“ stark auf der Terminologie der Gewalt aufbaute, gleichzeitig aber gewaltförmige Einschnitte in die Leben und Körper der Betroffenen verursachte. Schlagwörter: koloniales Rechtssystem, Eunuchen, Vergewaltigung, Sexualstraftaten, Transgender, Gewalt
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Für „ein unabhängiges visuelles Denken“. Zur Kunst- und Kultursoziologie des peruanisch-mexikanischen Theoretikers Juan Acha (Jens Kastner)
Wie die Kunstproduktion mit der sie umgebenden Kultur verknüpft ist und wie sich beide gegenseitig beeinflussen, ist eine zentrale Fragestellung für die – nicht nur soziologisch motivierte – Kunst- und Kulturtheorie. Die Antworten des in Peru geborenen Kunstkritikers und Kulturtheoretikers Juan Acha (1916-1995) auf diese Frage machen sein Werk zu einem außerordentlichen Beitrag zu der disziplinübergreifenden Debatte um Kunstproduktion und Kultur, der im deutschsprachigen Raum bisher nicht wahrgenommen wurde. Denn Acha gibt diese Antworten vor dem Hintergrund einer präzisen Kenntnis globaler kunsttheoretischer Debatten einerseits und einer besonderen Berücksichtigung der lateinamerikanischen Situation andererseits, in der die kolonialen Grundlagen von Ökonomie und Kultur besonders betont werden. Die zentralen Thesen Achas einem deutschsprachigen Publikum zugänglich zu machen, ist das primäre Ziel dieses Textes. Der Aufsatz beansprucht darüber hinaus, über die Diskussion des Spannungsverhältnisses, das sich im Werke Acha auftut, die Relevanz seines Werkes für heutige Debatten aufzuzeigen: Es handelt sich um die Spannung zwischen einer empirisch-theoretischen Einsicht in die reproduktive Funktion von Kunst auf der einen Seite und die emanzipatorischen Hoffnungen, die auf künstlerische Praktiken zugleich und trotzdem gesetzt werden andererseits. Der Text geht in fünf Schritten vor: Erstens wird das grundlegende Plädoyer Achas für eine Soziologie der Kunst und der dabei zentrale Begriff des no-objetualismo vorgestellt. Zweitens wird die Besonderheit von Achas Ansatz gegenüber anderen, vergleichbaren theoretischen Herangehensweisen an die Kunst herausgestrichen, die in der Bedeutung liegt, die Acha dem Kolonialismus einräumt. Mit dessen analytischer Bedeutung geht die normative Hinwendung zu einer Redefinition der Kunst einher. Drittens wird Achas Fokus auf den ästhetischen Konsum nachgezeichnet und seine relationale Methode skizziert, um dann viertens näher auf das politische Engagement einzugehen. Fünftens wird der Einfluss von Achas Werkes auf andere TheoretikerInnen und auf die künstlerischen Bewegungen seiner Zeit skizziert. Schlagwörter: Kunstsoziologie, Kulturtheorie, ästhetischer Konsum, Kunst und Politik, künstlerische Bewegungen
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