Beschreibung
Das Sterbethema – Publikationen hierzu sind vornehmlich in der Philosophie, der Theologie und der Psychologie angesiedelt. Überwiegend folgen sie einer Neigung zum mitleidenden Hineinfühlen in die Lage von Sterbenden. Statt dieser wissenschaftlichen Tradition phänomenologisch-hermeneutischen Verstehens zu folgen, wird in diesem Buch ein neurobiologisch inspirierter empirisch-analytischer Zugriff gewählt: Der Autor verlagert das Interesse vom Hineinfühlen in Sterbende auf die Nachlebenden und plädiert für einen palliativen Umgang mit Sterbenden. In einem Exkurs wird der Umgang mit dem Sterben in der Corona-Krise behandelt.
In dem Buch wird erkennbar, was dem traditionellen Ansatz des phänomenologisch-hermeneutischen Verstehens entgeht: Die Nachlebenden befinden sich unter dem Druck eines leistungsgesellschaftlich gefärbten Sterbediskurses, der sich empirisch erschließen lässt. Er wird ihnen als Lernstoff aufgedrängt. Über dafür zuständige Areale des Gehirns, ihren Lernapparat, lernen die Nachlebenden in einem (weitgehend hinter ihrem Rücken ablaufenden Lernprozess), dass im Sterben Stärke (zugespitzt: Heroismus) verlangt wird. Der lebenslang gelernte Sterbeheroismus überformt das Bedürfnis der Sterbenden nach mitleidender Zuwendung in hohem Maße. Im Falle sich länger hinziehender Sterbesituationen führt das dazu, dass mitleidendes Verstehen und speziell der darauf basierende phänomenologisch-hermeneutische Zugriff ins Leere gehen. In der Konsequenz dieser innovativen Anwendung neurobiologischer Erkenntnisse auf das Sterbethema muss den Sterbenden Schwäche zugestanden werden. Dazu bedarf es eines Sterbediskurses, in dem die heroisierende Komponente zurückgedrängt wird, um so einen palliativen Umgang mit Sterbenden zu ermöglichen.
Autor:
Dr. habil. Klaus Günther, Universität Bonn
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppe:
Forschende der Sozialwissenschaften, Sozialen Arbeit und Psychologie; Praxis der Palliativtherapie
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.