Beschreibung
Auf welches Wissen stützt sich die Praxis Sozialer Arbeit? In welchen Situationen wird welches Wissen von wem (gegenüber wem) expliziert? Mit welchen Absichten? Mit welchen Folgen? Was lässt sich daran erkennen und daraus schließen? Dieses Buch beleuchtet den Wissensgebrauch Sozialer Arbeit aus Sicht der ethnomethodologischen Konversationsanalyse. Gestützt auf einen umfangreichen Datenkorpus von Hilfeplangesprächen zeigt Heinz Messmer, wie Professionelle in der direkten Interaktion mit Betroffenen (Kindern, Heranwachsenden und Eltern) Wissen generieren, wie dieses Wissen im Gespräch prozessiert, wie und mit welchen Absichten es gültig gemacht wird und welche Schlüsse sich daraus ergeben.
Ausgehend von einem breit ausgefächerten Wissensverständnis zielt die vorliegende Studie auf eine empirische Aufschlüsselung des Wissensgebrauchs in der sozialarbeiterischen Professionellen/Klient-Interaktion. Empirische Grundlage der Untersuchung sind umfangreiche Gesprächstranskriptionen von Hilfeplangesprächen (HPG) im Kontext der stationären Fremdunterbringung zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Fallbearbeitung (Falleingang, Fortschreibung, Beendigung). Gemäß den methodischen Prinzipien der Konversationsanalyse werden diese Gespräche daraufhin untersucht, welches Wissen von wem zu welchen Zeitpunkten und mit welchen Absichten in das Gespräch eingebracht wird, wie es mitgeteilt wird und die Beteiligten wechselseitig darauf reagieren.
Wie die Untersuchungen im Einzelnen zeigen, fungiert das explizierte Wissen weniger als Spiegel einer objektiv erkennbaren Fallwirklichkeit, sondern primär als ein Instrument ihrer Situierung für alle praktischen Zwecke. Es ist ein Wissen, das aus Personen Fälle macht, das die Verstrickungen ihrer Lebenswelt in institutionell bearbeitbare Problemkategorien umkontextiert und vor allem ist es ein Wissen, das auf die oft kontingenten, unbestimmten und antagonistischen Anforderungen des Moments reagiert. Vor diesem Hintergrund versteht sich die vorliegende Studie als Beitrag für ein realistisches Hilfeverständnis, d.h. als Rekonstruktion einer Praxis, nicht wie sein sollte, sondern wie sie tatsächlich ist. Sie öffnet den Blick für die sprachlich-epistemische Verfasstheit professioneller Aktivitäten und schließt von den aufgezeigten Routinen auf eine Praxis, die zu den herkömmlichen Annahmen Sozialer Arbeit oft in Widerspruch steht.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Der Autor:
Heinz Messmer, Prof. emer. Hochschule für Soziale Arbeit/FHNW, Schweiz
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Die Fachbereiche:
Soziale Arbeit, Soziologie
Bewertungen
Es gibt noch keine Bewertungen.