Inhalt
ZISU – Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung
Heft 12 (2023): Fachunterricht und Subjektivierung
Hrsg. von: Uwe Gellert, Thorsten Merl, Kerstin Rabenstein & Matthias Schierz
Editorial
Uwe Gellert / Thorsten Merl / Kerstin Rabenstein / Matthias Schierz: Fachunterricht und Subjektivierung
Thementeil
Nele Kuhlmann / Christian Herfter: Subjektivierung im Medium mathematischen Schulwissens – Explorationen zu unterrichtlichen Praktiken des Schreibens, Vorstellens und Rechnens
Ezgi Güvenç / Tobias Leonhard: Phänomene doppelter Subjektivierung im Praktikum (im Open Access verfügbar)
Hanna Roose: Subjektorientierung und Subjektivierung im evangelischen Religionsunterricht
Delia Hülsmann: Fachliche und soziale Implikationen von Spracharbeit. Sprachbezogene Bearbeitungsprozesse aus erwerbs- und anerkennungstheoretischer Perspektive
Hannes König / Helen Lehndorf: Deuten und deuten lassen. Subjektpositionen des Interpretierens als Wissens- und Lehrpraxis literaturwissenschaftlicher Seminare
Anja Langer: Figuren der Interferenz im Sprechen über heteronormativitätskritische Fachunterrichtsgestaltung
Allgemeiner Teil
Andrea Bossen / Thorsten Merl / Angela Bauer: Zur Abstimmung gebracht – Herstellung einer Klassengemeinschaft im Klassenrat
Kerstin Rabenstein: Zur Herstellung der Schulklasse in Artefakten. Eine Praxeografie zu ersten Tagen von neuen 5. Klassen
Rezensionen
Elias Braun: Machold, Claudia / Wienand, Carmen (2021): Die Herstellung von Differenz in der Grundschule. Eine Langzeitethnographie. Beltz Juventa: Weinheim und Basel, 217 S.
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Leseproben
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Abstracts
Subjektivierung im Medium mathematischen Schulwissens – Explorationen zu unterrichtlichen Praktiken des Schreibens, Vorstellens und Rechnens (Nele Kuhlmann, Christian Herfter)
Für die subjektivierungsanalytische Problemstellung, wie aus jungen Menschen in und durch (Fach-)Unterricht Schüler*innen werden, ist die Dimension der Subjektkonstitution im Medium von Fachlichkeit zwar zentral, bislang aber wenig im Fokus der Aufmerksamkeit. Ausgehend von diesem Desiderat werden im Beitrag theoretische Konzepte zur Rekonstruktion von schulfachspezifischen Subjektivierungslogiken ausgelotet und in methodologisch-methodische Justierungen zur Analyse von situierten Wissenspraktiken übersetzt. In einer empirischen Exploration eines videographierten Mathematikunterrichts einer sechsten Klasse werden dann die vollzogenen Praktiken des Schreibens, Vorstellens und Rechnens daraufhin untersucht, wie sowohl der unterrichtliche Gegenstand als auch damit verschränkt bestimmte anerkennbare Subjekte hervorgebracht werden. Dass es sich dabei um Spezifiken der Subjektivierung im Mathematikunterricht handeln könnte, plausibilisieren wir in der Rückbindung an wissenschafts- und praktikentheoretische Analysen. Schlagwörter: Subjektivierung, Fachlichkeit, Mathematikunterricht, Wissenspraktiken, Anerkennung
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Phänomene doppelter Subjektivierung im Praktikum (Ezgi Güvenç, Tobias Leonhard)
Wenn Unterricht als Subjektivierungsgeschehen betrachtet wird, wendet sich der Blick zunächst auf diejenigen Adressaten, für die er in erster Linie veranstaltet wird – die Schüler*innen. Angesichts der Relationalität von Adressierungspraktiken versuchen wir jedoch, im Beitrag zu zeigen, dass das Adressierungsgeschehen als mindestens reziprok zu untersuchen ist. Anhand eines Transkriptauszuges aus einer Mathematiklektion in der Primarschule, die von einer Studentin im ersten Praktikum durchgeführt wird, zeigen wir, wie eine Praxislehrerin die Studentin und einen Schüler im Verlauf des Unterrichtsgeschehen bezüglich der auch fachlichen Auseinandersetzung adressiert und damit aus dem Hintergrund die Ordnung des Unterrichts bestimmt. Die Rekonstruktion zeigt einen doppelten situativen Subjektivierungsprozess, in dem die Lehrerin durch starke Positionierungen ihre Vorstellungen von Unterricht durchsetzt. Schlagwörter: Subjektivierung, Adressierung, Praktikum, Unterricht
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Subjektorientierung und Subjektivierung im evangelischen Religionsunterricht (Hanna Roose)
Subjektorientierung gilt aktuell als eine prominente religionsdidaktische Norm. Als zentrale Norm der Subjekt-Werdung wird Verantwortung genannt. Diese Verantwortung gilt gegenüber anderen Menschen, aber auch sich selbst gegenüber und Gott gegenüber. In subjektivierungstheoretischer Perspektive lässt sich Subjektorientierung als Programm zur Subjektivierung verstehen. Eine praxeologisch fundierte Subjektivierungsforschung rekonstruiert, wie Schülerinnen und Schüler, aber auch die Lehrkraft, in den Adressierungspraktiken des Unterrichts im Medium der ‚Sache‘ subjektiviert werden. Inwiefern entspricht Religionsunterricht damit seiner eigenen Norm der Subjektorientierung? Welche Anfragen stellen rekonstruierte Prozesse der Subjektivierung mit den in ihnen eingelagerten Normen an die religionsdidaktische Norm der Subjektorientierung? Der Beitrag analysiert zu diesen Fragen eine evangelische Religionsstunde zur Erzählung vom sogenannten ‚Sündenfall‘ (1. Mose 3) in einer 11. Jahrgangsstufe. Die Adressierungsanalyse zeigt, wie die Stunde das moralische Subjekt als ‚accountable‘ entwirft und diesen Entwurf bricht. Schlagwörter: Subjektorientierung, Subjektivierung, Evangelischer Religionsunterricht, Adressierungsanalyse, Religionsdidaktik
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Fachliche und soziale Implikationen von Spracharbeit. Sprachbezogene Bearbeitungsprozesse aus erwerbs- und anerkennungstheoretischer Perspektive (Delia Hülsmann)
Der Beitrag untersucht eine Situation im Unterrichtsgespräch des Deutschunterrichts der Sekundarstufe I, in der eine vorangegangene Äußerung bearbeitet wird, sowohl in Bezug auf ihr Spracherwerbspotenzial als auch in Bezug auf die Subjektivierung der Beteiligten. Die Rekonstruktion zielt darauf ab, sowohl fachliche als auch soziale Implikationen von Bearbeitungen beschreiben zu können. Methodisch wird dafür zum einen ein gesprächsanalytisches, zum anderen ein adressierungsanalytisches Vorgehen vorgeschlagen. Im Ergebnis zeigt dieser doppelte Zugriff eine enge Verbindung von Formen der Bearbeitung, Spracherwerbspotenzial und Subjektivierung auf. Schlagwörter: Sprachbildung, Unterrichtsgespräch, Deutschunterricht, Subjektivität, Ungleichheit
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Deuten und deuten lassen. Subjektpositionen des Interpretierens als Wissens- und Lehrpraxis literaturwissenschaftlicher Seminare (Hannes König, Helen Lehndorf)
Der Beitrag untersucht explorativ das Adressierungsgeschehen in einem literaturwissenschaftlichen Seminar. Es zeigt sich, wie im Zusammenspiel der fachlichen Wissenspraxis des Interpretierens sowie der universitären Lehrpraxis des Seminars spezifische Subjektpositionen sowohl für die Studierenden als auch für den Dozierenden erzeugt werden. Während aus literaturdidaktischer Perspektive vor allem sichtbar wird, wie das Seminar das Einüben einer ästhetischen Haltung gegenüber dem Werk ermöglicht, wird aus Sicht einer rekonstruktiven Unterrichtsforschung eine spezifisch seminaristische Asymmetrie im Subjektverhältnis zwischen Studierenden und Dozierendem deutlich. Schlagwörter: Hochschullehre, Literaturwissenschaft, Literaturdidaktik, Unterrichtsforschung, Fachlichkeit, Subjektivierung, Interpretation
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Figuren der Interferenz im Sprechen über heteronormativitätskritische Fachunterrichtsgestaltung (Anja Langer)
Ausgehend von sich mehrenden Rufen nach einer heteronormativitätskritischen Fachunterrichtsgestaltung wird im Beitrag der Frage nachgegangen, in welches Verhältnis Fachunterricht und Heteronormativitätskritik im Rahmen einer Lehrkräftefortbildung gesetzt werden. Auf Basis der adressierungsanalytischen Rekonstruktion (Kuhlmann et al. 2017; Ricken et al. 2017) ausgewählter Transkriptauszüge werden drei im Sprechen der an der Fortbildung Beteiligten zum Ausdruck kommende Figuren der Interferenz von Fachunterricht und Heteronormativitätskritik herausgearbeitet: Einbauen, Anbauen, Umbauen. Welchen Logiken die Figuren folgen und inwiefern ebendiese als heteronormativitätskritische Ergänzungen oder als Disruptionen verstanden werden können, wird unter Rekurs auf zwei unterschiedliche Verständnisse von Interferenz diskutiert. Schlagwörter: Lehrerfortbildung, Heteronormativitätskritik, Fachunterricht, Adressierungsanalyse, Interferenz
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Zur Abstimmung gebracht – Herstellung einer Klassengemeinschaft im Klassenrat (Andrea Bossen, Thorsten Merl, Angela Bauer)
Der Klassenrat wird nicht nur als Instanz demokratischen Lernens verstanden, sondern auch als gemeinschaftsstiftende Maßnahme, in der Schüler*innen selbstorganisiert (Konflikt)Themen bearbeiten sollen. Abstimmungen bilden in der Praxis ein zentrales Moment, mit dem Partikularinteressen in einen anzuerkennenden Mehrheitsbeschluss überführt werden. Anhand ethnographischer Beobachtungsprotokolle dreier Klassenräte haben wir Abstimmungsprozesse rekonstruiert und unterschiedliche Modi herausgearbeitet, wie dort Bezüge zu Gemeinsamem hergestellt werden, die zugleich schulisch rational sein sollen. Die (Klassen)Gemeinschaft, die dabei performativ von Schüler*innen, Pädagoginnen und Pädagogen entworfen wird, ist als eine funktionale und pragmatische Arbeitsgemeinschaft zu verstehen. Die Abstimmung fungiert hierfür als methodische Lösung. Schlagwörter: Klassenrat, Gemeinschaft, Ethnographie, Abstimmung
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Zur Herstellung der Schulklasse in Artefakten. Eine Praxeografie zu ersten Tagen von neuen 5. Klassen (Kerstin Rabenstein)
In der Schulklasse wird zwar viel geforscht, zu der Frage, wie Schulklassen hergestellt werden, jedoch kaum. Angesichts bisher vorliegender explorativer ethnografischer Studien, die sich für die Performativität von Schulklassen als diskursiv und körperlich hergestellte Ordnung interessieren, wird in dem Beitrag für den Anfang neuer 5. Klassen nach den in Artefakten und ihren Praktiken hergestellten normativen Vorstellungen der Schulklasse gefragt. Erkundet wird damit das Potenzial einer praxistheoretischen Perspektivierung der Erforschung der Schulklasse als eine sich materialisierende Kultur, die auch schrift- und zeichentragende Artefakte einbezieht. An Daten aus ethnografischen Beobachtungen zum Anfang neuer 5. Klassen werden Artefakte und ihr situativer Gebrauch in Bezug auf implizite, normativ erwünschte Vorstellungen zur Schulklasse betrachtet. Insgesamt zeigt sich die Herstellung der Schulklasse in dieser praxistheoretischen Perspektivierung auf die ersten Tage neuer 5. Klassen als eine zuvorderst auf ein gemeinsames Tun ausgerichtete soziale Praxis. Schlagwörter: Ethnografie, Artefakte, Schulklasse, Praxistheorie, Vergemeinschaftung, Praktiken, Körper, Materialität
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