Inhalt
Soziologiemagazin
1-2024 (Heft 29): Mental Health inside Mental Hell
Editorial
Nils Haacke / Annabell Lamberth: Mental Health inside Mental Hell
Interview
Marc Blüml: Relation von Normalität und Pathologie im Rechtsextremismus. Ein Expert*inneninterview mit Rolf Pohl
Schwerpunkt
Esther Röcher: Mental health in climate hell. Eine Kritische Diskursanalyse des deutschsprachigen psychologischen Diskurses über Klimaresilienz
Leon Kianzad: Verdrängte Ohnmacht. Widersprüchliche Subjektivierungen im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung
Robin Sachsenröder: Psychotherapie am Arbeitsplatz als regulativer Bestandteil des Postfordismus
Maja Heining: Grenzen im Schreiben und Fühlen. Zum Verhältnis von Emotionstagebüchern und psychischer Belastung
Aus der Redaktion
Literaturhinweise
Tagungen und Termine
Redaktionsteam
Danksagung
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Abstracts
Mental health in climate hell. Eine Kritische Diskursanalyse des deutschsprachigen psychologischen Diskurses über Klimaresilienz (Esther Röcher)
Der vorliegende Beitrag stellt die Ergebnisse einer Kritischen Diskursanalyse nach Siegfried und Margarete Jäger des deutschsprachigen psychologischen Diskurses über individuelle Klimaresilienz dar. Hierfür wurden elf psychologische Publikationen aus dem Zeitraum 2020 bis 2023 in Hinblick auf die Frage untersucht, inwieweit die Verantwortung für den Umgang mit den Belastungen der Klimakrise dem Individuum in diesem Diskurs zugeschrieben wird. Hintergrund dieser Untersuchung sind sozialwissenschaftlichen Kritiken an individuellen Resilienzansätzen, die betonen, dass durch den Fokus auf Resilienz die Verantwortung für die Bewältigung gesellschaftlicher Krisen auf Individuen verlagert wird. Die Ergebnisse dieser Kritischen Diskursanalyse zeigen hingegen, dass die Grenzen individueller Resilienzansätze im psychologischen Diskurs über Klimaresilienz mehrheitlich reflektiert werden und die Notwendigkeit politischer Lösungen für die Bewältigung der Klimakrise erkannt wird. Schlagwörter: Klimaresilienz; Kritische Diskursanalyse; Klimaemotionen; Resilienzkritik; Klimawandel
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Verdrängte Ohnmacht. Widersprüchliche Subjektivierungen im Spannungsfeld zwischen Selbst- und Fremdbestimmung (Leon Kianzad)
In von Wirtschaftskrisen und Wachstumsimperativen durchzogenen Zeiten fühlen sich immer mehr Menschen macht-und hilflos. Doch ebenso finden andere Erfüllung und Selbstverwirklichung in verschiedenen Arbeits-und Konsumweisen. Dieser Artikel verhandelt beide Erfahrungen als Ausdrücke eines ideologisch vorgeformten Alltagsbewusstseins und stößt dabei auf einen eigentümlichen Umstand: Alltägliche Selbst-und Weltverhältnisse sind von einer Dialektik der Verdrängung und Verzweiflung gezeichnet sind, in der die Weisen, wie gesellschaftlich verursachte Ohnmacht adressiert wird, in einem immanenten Verhältnis zu ihrer Normalisierung stehen. Individualistische Vorstellungen von Selbstverwirklichung und ihr Ausbleiben stellen dabei zentrale ideologische Komponenten der Aufrechterhaltung kapitalistischer Verwertungslogiken dar. Psychische, soziale, ideologische und medikamentöse Verdrängungsmechanismen verbergen zugleich Ohnmachtsgefühle im Alltagsbewusstsein. Sich mit einer Analyse dieses Zustandes nicht zufriedengebend, zielt das letzte Kapitel darauf ab, Wege aus diesem Umstand hinauszufinden. Ein erster Schritt, so wird argumentiert, besteht im Eingestehen der Ohnmacht und in der Anerkennung und im Erleben der von ihr ausgelösten Affekte: Der eigenen Angst, Hemmnis, Verzweiflung, Bedrängnis und Erschöpfung zu begegnen und dies in Zusammenschluss mit anderen zu tun, eröffnet Wege hin zu einer transformativen Souveränität. Schlagwörter: Kritische Theorie; Affekte; Sozialpsychologie; Subjektivierung; Verdrängung; Kapitalismus
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Psychotherapie am Arbeitsplatz als regulativer Bestandteil des Postfordismus (Robin Sachsenröder)
Dieser Beitrag untersucht die Ausweitung psychotherapeutischer Interventionen am Arbeitsplatz aus einer regulationstheoretischen Perspektive. Diese Interventionen, wie Resilienzseminare, Stressregulations-Kurse und die Adressierung der Arbeitenden als psychosensible Wesen im Rahmen gesundheitsgerechter Führung, werden als hegemoniale Reaktion auf wachsende psychische Leiden im Arbeitskontext interpretiert. Sie gelten als Teil des postfordistischen Akkumulationsregimes. Die medizinische Prävalenz und diskursive Präsenz psychischer Leiden wird im Kontext der postfordistischen Organisation der Gesellschaft und Subjektivierung gesehen. Psychische Leiden stellen eine Teil-Krise dar, die sowohl emanzipatorisches Potenzial birgt, indem sie Forderungen nach besseren Arbeitsbedingungen fördern kann, als auch ein materielles Problem, da sie die Reproduktion der Arbeitskraft behindern. Psychotherapie unterstützt die Hegemonie des Kapitals, indem sie die Betroffenen wieder arbeitsfähig macht und die gesellschaftlichen Ursachen der Leiden abblendet. Schlagwörter: Psychisches Leid; Gesundheitsmanagement; Postfordismus; Regulation; Subjektivierung
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Grenzen im Schreiben und Fühlen. Zum Verhältnis von Emotionstagebüchern und psychischer Belastung (Maja Heining)
Emotionstagebücher betrachten Emotion und Affekt auch methodisch in der Feldforschung und nehmen diese als weitere Dimension der Daten mit auf. Dabei sollen sie unter anderem emotional literacy schulen sowie als sicherer Rückzugsort dienen. Bisher bezieht die Methode psychische Belastung als Beeinflussung emotionalen Erlebens noch nicht explizit mit ein, wodurch sie nicht barrierefrei ist. Emotionales Erleben, Fühlen und Schreiben können durch Belastungen oder psychische Erkrankungen erschwert oder teilweise verunmöglicht werden, womit Emotionstagebücher frustrierend oder weiter belastend sein können. Durch Modifikationen können Emotionstagebücher inklusiver gestaltet und eine Debatte um den Einbezug von psychischer Belastung in methodisches Vorgehen angestoßen werden. Schlagwörter: Mental Health; Emotionstagebücher; Radikaler Empirismus; Reflexivität; Positionalität
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