Inhalt
ZISU – Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung
Heft 4 (2015): Dinge, Wissen, Fachkulturen. Materialitäten in Unterricht und Schule
Hrsg. von: Ulrich Gebhard, Merle Hummrich, Kerstin Rabenstein & Sabine Reh
Editorial
Ulrich Gebhard / Merle Hummrich / Kerstin Rabenstein / Sabine Reh: Räume, Dinge und schulisches Wissen. Eine Einführung
Thementeil
Georg Breidenstein: Vincent und die „Apotheke“ – oder: die Didaktik des Materials
Thomas Grunau / Mirja Kekeritz: „Verdammtes Ding, dich könn’ wir dann erforschen!“ Perspektiven auf kindliche Auseinandersetzungen mit den Dingen in institutionellen Kontexten
Matthias Martens / Barbara Asbrand / Christian Spieß: Lernen mit Dingen – Prozesse zirkulierender Referenz im Unterricht
Julia Demmer: Artefakte und Wissensformen in biografischen Selbstpräsentationen von Zeitzeug_innen. Fallrekonstruktion Schule
Jutta Wiesemann / Jochen Lange: „Education in a Box“. Die Herstellung schulischer Artefakte in der Lehr-Lernmittelindustrie
Allgemeiner Teil
Wiebke Bobeth-Neumann: Angebote zur Qualifizierung für den Schulleitungsberuf. Deutungsmuster von Lehrkräften auf dem Weg ins Schulleitungsamt
Anne Niessen: Musikpädagogische Perspektiven auf Heterogenität und die Ambivalenz der Anerkennung. Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Lehrenden des Programms „Jedem Kind ein Instrument“
Sammy Wafi / Markus Wirtz: Visualisierungskompetenz in Deutsch und Mathematik aus Sicht von Expertinnen und Experten der Lehr-/Lernforschung und Fachdidaktik
Rezensionen
Svenja Strauß: Kade, Jochen/Nolda, Sigrid/Dinkelaker, Jörg/Herrle, Matthias (Hrsg.) (2014): Videographische Kursforschung. Empirie des Lehrens und Lernens Erwachsener
Till-Sebastian Idel: Zeitler, Sigrid/Heller, Nina/Asbrand, Barbara (2012): Bildungsstandards in der Schule. Eine rekonstruktive Studie zur Implementation der Bildungsstandards
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Abstracts
Vincent und die „Apotheke“ – oder: die Didaktik des Materials (Georg Breidenstein)
Der vorliegende Beitrag nimmt, unter Rückgriff auf den aktuellen Diskurs um die Materialität des Lernens und die „Dinge des Wissens“, ein didaktisches Material aus dezentriertem, individualisiertem Grundschulunterricht unter die Lupe. Zunächst wird die Funktionsweise und -logik der „Apotheke“, eines zentralen Mathematikmaterials aus der Pädagogik Maria Montessoris, beschrieben, um anschließend die konkrete und situative Benutzung dieses komplexen Ensembles an Objekten durch einen Schüler zu analysieren. Dabei herausgearbeitete didaktische Zweifel werden schließlich mit Blick auf ‚pädagogische‘ Qualitäten und die Organisationsform des untersuchten Unterrichts diskutiert. Schlagwörter: Materialität, schulische Objekte, individualisierter Unterricht, Montessori, Mathematikdidaktik
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„Verdammtes Ding, dich könn’ wir dann erforschen!“ Perspektiven auf kindliche Auseinandersetzungen mit den Dingen in institutionellen Kontexten (Thomas Grunau, Mirja Kekeritz)
Sowohl der Übergang in die Grundschule, als auch die Ermöglichung selbstbestimmten, offenen Lernens durch arrangierte Lernumgebungen gehören zu den meist diskutierten Themen in erziehungswissenschaftlichen Kontexten. Gleichzeitig stellt die Untersuchung der konkreten pädagogischen Prozesse in diesen Feldern eines der größten Desiderate dar. Der Artikel geht diesem nach und untersucht kindliche Auseinandersetzungen mit den Dingen in einem institutionenübergreifenden Lernwerkstattprojekt. Es wird aufgezeigt, wie die Dinge in institutionellen Kontexten erscheinen, wie diese von den Kindern genutzt werden, um soziale Ordnung herzustellen, aber auch welchen Einfluss lehrende und forschende Erwachsene bei der Pädagogisierung der Dinge haben. Schlagwörter: Dinge; Materialität; Phänomenologie; Lernwerkstatt; Übergang; Offener Unterricht; Raum; Ko-Konstruktion
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Lernen mit Dingen – Prozesse zirkulierender Referenz im Unterricht (Matthias Martens, Barbara Asbrand, Christian Spieß)
Dinge sind auf vielfältige Weise in unterrichtliche Lernprozesse involviert und für diese bedeutsam. In der empirischen Analyse von Unterrichtsvideografien mit der Dokumentarischen Methode zeigte sich praxeologisch, dass die Theoriefigur der „zirkulierenden Referenz“ (Latour) geeignet ist, zur Ausdifferenzierung einer gegenstandstheoretischen Beschreibung unterrichtlicher Lernprozesse und ihrer Materialität beizutragen. An Beispielen aus dem Geschichtsunterricht zeigen wir, welche besondere Bedeutung die Materialität von Quellen für das historische Lernen entfaltet. Die rekonstruierten Erkenntnisprozesse der Schülerinnen und Schüler in Assoziation mit Sachquellen, d.h. mit authentischen Gegenständen aus der Vergangenheit, können mit Latour als Tätigkeiten des Abstrahierens beschrieben werden. Schlagwörter: Materialität im Unterricht, Lernen, Erkenntnis, Dokumentarische Methode, Quellenarbeit, historisches Lernen, Geschichtsunterricht, Akteur-Netzwerk-Theorie
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Artefakte und Wissensformen in biografischen Selbstpräsentationen von Zeitzeug_innen Fallrekonstruktion Schule (Julia Demmer)
Überlebende des Holocaust zu Vorträgen an Schulen einzuladen ist – entgegen der dominanten Pathosformel des nahenden ‚Verschwindens der letzten Zeitzeugen‘ – eine immer noch stattfindende und üblich gewordene Praxis. Die Eindrücklichkeit der persönlichen Begegnung mit Überlebenden und das Teilhaben am biografischen und zeitgeschichtlichen Bericht von Zeitzeug_ innen sollen ihren Beitrag dahingehend leisten dass „Auschwitz nicht sich wiederhole“ (Adorno 1966). Der Aufsatz basiert auf einer laufenden ethnografischen Dissertationsstudie, in der Zeitzeug_innengespräche in der schulischen und außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit in Österreich praxistheoretisch (z.B. Reckwitz 2003) untersucht werden. In diesem Beitrag werden nach einem knappen Einblick in das Design der Studie am Beispiel eines Falles einige Interaktionsmuster im Zuge des Gebrauchs von Artefakten in Zeitzeug_innengesprächen an Schulen beschrieben und hierbei verhandelte Verhältnisse und Legitimitäten zwischen erlebnisbezogenem und ereignisgeschichtlichem Wissen beleuchtet. Schlagwörter: soziale Praktiken; Ethnografie; biografisches Erzählen; Zeitzeugenschaft; Holocaust; Materialitäten
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„Education in a Box“. Die Herstellung schulischer Artefakte in der Lehr-Lernmittelindustrie (Jutta Wiesemann, Jochen Lange)
Mit der den Schulen zuliefernden Lehr- und Lernmittelindustrie ist ein Forschungsfeld benannt, dessen Akteure die pädagogische Schulpraxis und ihre täglichen Lernsituationen überlokal figurieren: Artefakte sollen mit ihren Bedeutungen – über die Situation der Entwicklung hinaus – in (spätere) Schulsituationen hinein wirken. Die Entwicklung und „Einschulung“ dieser Lernobjekte ist eine professionelle Praxis, die noch weitgehend unerforscht ist. Hier setzt der Beitrag an und gibt Einblick in die ethnographische Forschung, mit der eben diese Bedingung pädagogischer und didaktischer Praxis der Analyse zugänglich gemacht wird. In den Blick geraten so materielle Adressierungen und Orientierungen (an LehrerInnen, SchülerInnen, Kunden, Unterricht) als Resultat von Aushandlungsprozessen zwischen den Vertretern verschiedener professioneller Fachkulturen (Naturwissenschaftler, Grundschuldidaktiker, Verleger, Händler). Jenseits von Unterricht entstehen so Artefakte die bestimmte Fremdbilder von Schule beinhalten. Ferner soll die unterrichtliche Praxis mit diesen Dingen erkennbar modelliert werden. Diese Prozesse der außerschulischen Modellierung, die auf den schulischen Gebrauch zielen, werden empirisch aufgezeigt und analysiert. Es zeigt sich, dass für die Entwicklung eine vielperspektivische Schullogik Berücksichtigung finden muss. Hierzu beschreiben wir exemplarisch den Prozess des „Anonymisierens“ von alltäglichen Phänomenen, mit dem ein schulisches Präsentieren und Neukontextualisieren von implizit bereits bekannten Phänomenen ermöglicht wird. Schlagwörter: Didaktische Materialität; Lehrmittelindustrie; schulisches Wissen; naturwissenschaftliche Phänomene; Ethnographie
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Angebote zur Qualifizierung für den Schulleitungsberuf. Deutungsmuster von Lehrkräften auf dem Weg ins Schulleitungsamt (Wiebke Bobeth-Neumann)
In vorliegendem Beitrag wird der Frage nachgegangen, welche Deutungsmuster Lehrkräfte, die den Aufstieg ins Schulleitungsamt planen, den bestehenden Qualifizierungsangeboten zugrunde legen und welche Vorstellungen von Schulleitungshandeln damit verknüpft sind. Der Beitrag fokussiert auf das Bundesland Schleswig-Holstein, in dem zwei fakultative Angebote zur Wahl stehen. Anhand von Interviewsequenzen sowie ethnographischen Ausschnitten und deren Analyse mittels dokumentarischer Methode kann gezeigt werden, dass die Lehrpersonen in ebendas Qualifizierungsangebot einmünden, welches mit ihrem Deutungsmuster bestmöglich harmoniert. Im Beitrag werden zwei Deutungsmuster einander gegenübergestellt. In einem bildet sich die Bezugnahme auf einen hohen Stellenwert von Wissenschaftlichkeit im Qualifizierungskurs ab sowie ein an hierarchischen Strukturen orientiertes Führungsverständnis. Dem zweiten Deutungsmuster liegt sowohl die Auffassung von Schulleitung als primus inter pares zugrunde als auch die Priorisierung einer Qualifizierung mit handlungspraktischem Trainingscharakter. Schlagwörter: Qualifizierungsstruktur; Schulleitungshandeln; Deutungsmuster; Dokumentarische Methode
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Musikpädagogische Perspektiven auf Heterogenität und die Ambivalenz der Anerkennung. Ergebnisse einer qualitativen Interviewstudie mit Lehrenden des Programms „Jedem Kind ein Instrument“ (Anne Niessen)
Die Heterogenität von Lerngruppen stellt eine der bedeutsamsten Herausforderungen für die Gestaltung von Unterricht dar. Im vorliegenden Beitrag wird auf Basis einer musikpädagogischen Interviewstudie erschlossen, wie Lehrende in dem musikpädagogischen Programm „Jedem Kind ein Instrument“ die Heterogenität ihrer Schülerinnen und Schüler wahrnehmen. Dabei stellt sich heraus, dass die Eindrücke der befragten Lehrenden von den Erstklässlerinnen und Erstklässlern wesentlich durch ihre Vermutungen über das jeweilige Elternhaus geprägt sind. Zudem gibt es in den Interviews mit den Probandinnen und Probanden deutliche Hinweise auf die „Ambivalenz der Anerkennung“ (Balzer/Ricken 2010). Bei einer genaueren Betrachtung der Rahmenbedingungen des musikpädagogischen Programms erweist sich, dass sich die Lehrenden in Bezug auf die Förderung ihrer Schülerinnen und Schüler in einem Dilemma befinden, das u. a. mit dem schulischen Kontext des musikpädagogischen Programms zu tun hat. Schlagwörter: Musikpädagogik; Heterogenität; Lehrendenforschung; Grounded Theory Methodologie
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Visualisierungskompetenz in Deutsch und Mathematik aus Sicht von Expertinnen und Experten der Lehr-/Lernforschung und Fachdidaktik (Sammy Wafi, Markus Wirtz)
Visualisierungen sind von zentraler Bedeutung im Schul- und Lernalltag. Obwohl Visualisierungen zunehmend in der bildungswissenschaftlichen Forschung berücksichtigt werden, existiert bisher keine pädagogisch-psychologische und fachdidaktische Modellbasis, welche die erforderlichen Kompetenzen zur lernförderlichen Verarbeitung in disziplinübergreifender Anwendungsperspektive beinhaltet. Visualisierungskompetenz wird in diesem Beitrag als Fähigkeit zum Umgang mit externalen, statischen Visualisierungen verstanden, so dass diese dem Auf- und Ausbau adäquater Wissensstrukturen dienen. Der Beitrag strebt auf Basis einer qualitativen Befragung von Expertinnen und Experten sowie deren inhaltsanalytischer Auswertung die Entwicklung eines Strukturmodells von Visualisierungskompetenz im schulischen Kontext an, das (1) den internationalen erziehungswissenschaftlichen Diskurs zum Thema Visualisierungskompetenz integriert und (2) die Sichtweisen von Expertinnen und Experten mit Fokus auf Deutsch- und Mathematikunterricht berücksichtigt. Das resultierende Strukturmodell trägt zur fächerübergreifenden, konzeptuellen Klärung von Visualisierungskompetenz bei und liefert die Basis für ein empirisch fundiertes Diagnoseinstrumentarium. Schlagwörter: Visualisierungskompetenz, Strukturmodellierung, Literaturanalyse, Expertenbefragung
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