Beschreibung
Die Untersuchung bietet einen umfassenden Einblick in den Alltag berufsbedingt abwesender Mütter und fokussiert dabei die Grenzen der binär-hierarchischen Geschlechterordnung. Daran anknüpfend liefert die Studie einen vertiefenden Einblick in ambivalente Prozesse der sozialen Dimensionen der Normativität. Damit rücken die auf der individuellen Ebene notwendigen Auseinandersetzungen mit widersprüchlichen gesellschaftlichen Anforderungen in den Mittelpunkt des Interesses.
Die Studie basiert auf qualitativen, leitfadengestützten Interviews mit Frauen, die Kinder haben und pendeln. Die Interviewten arbeiten in einer dem Familienwohnsitz entfernten Stadt und sind daher auch zeitweise über Nacht von der Familie abwesend. In dieser Zeit übernimmt der Partner die Versorgung des Haushalts und der Kinder. Die Untersuchung gibt einen umfassenden Einblick in den Alltag berufsbedingt abwesender Mütter und fokussiert dabei die Grenzen der binär-hierarchischen Geschlechterordnung. Das Phänomen pendelnder Mütter als ein Pendeln an den Grenzen der Geschlechterordnung darzustellen markiert nicht nur die Verwobenheit der Akteurinnen in zum Teil widersprüchliche, gesellschaftliche Erwartungen an Frauen als (mobile) Erwerbstätige und Frauen als Mütter. Ebenfalls wird dadurch markiert, dass die Frage nach den Grenzen (der Geschlechterordnung) immer auch die Frage nach Überschreitung, nach Möglichkeiten und Spielräumen einschließt.
Die Befunde aus den Interviews zeigen unter anderem, dass die Abwesenheit von der Familie gut legitimiert werden muss. Um im Rahmen einer guten Mutter denkbar zu bleiben und anerkannt zu werden, müssen sie den Zwang ihrer Situation herausstellen. Dies aber verhindert die Artikulation lustvoller Dimensionen, die auch einen Teil ihrer Erfahrungen mit und in der Abwesenheit ausmachen. In diesem prekären Spannungsverhältnis von der Legitimation einerseits und einer ‘Lust an der Abwesenheit’ andererseits erwächst die Notwendigkeit einer Sorge um sich selbst.
Insgesamt zeigt die Untersuchung nicht nur auf, dass veränderte Arrangements die Grundlage für eine Kritik an derzeitigen Bedingungen der Arbeitswelt aber auch der derzeitigen Ideale der bürgerlichen Kleinfamilie sind, sondern weiterführend Kritik als eine Form von Praxis untersucht werden muss, die ihren Niederschlag nicht zuletzt in den (modifizierten) Selbstverhältnissen findet.
Aus dem Inhalt:
- Anerkennung und Verantwortung: machtvolle Beziehungen des Subjekts
- An den Grenzen der Geschlechterordnung
- Geschlechterverhältnisse als produktive Auseinandersetzung mit Widersprüchen denken
Die Autorin:
Dr. phil. Katharina Wojahn, Lehrbeauftragte an der FH Kiel, Universität Bielefeld, Universität Osnabrück. Doktorandin an der Bielefeld Graduate School in History and Sociology, Mitarbeiterin beim Frauennotruf Bielefeld e.V.
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppe: Forschende und Lehrende der Gender Studies und Soziologie
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