Beschreibung
1968 haben sich Teile der Politikwissenschaft radikal-reformerisch engagiert. Gestützt auf biographische Erfahrungen sucht der Autor den Grundgedanken dieser Revolte in einem Verständnis von Demokratie, das sich auf die niemals endende Aufgabe der Herstellung demokratischerer Verhältnisse durch radikale Reformen konzentriert – und fordert die Politikwissenschaft zu einer Rückkehr zu diesem Grundgedanken auf.
Gegenwärtig findet exakt das Gegenteil der Ausweitung von Demokratie statt: eine immer bedrohlichere Erosion demokratischer Voraussetzungen und Verhältnisse in zahlreichen Bereichen. Dazu gehört auch die Universität: Neoliberale „Modernisierungs“-Strategien haben die kollegiale Gruppen- zur autokratisch geleiteten Managementuniversität umgeformt. Zwar waren im Gefolge von 1968 aus den angestrebten radikalen Reformen moderate geworden – die Gruppenuniversität mit professoralem Übergewicht, im Vergleich zur monokratischen Herrschaft der Ordinarien dennoch ein messbarer, erfahrbarer Fortschritt. Denn durch Mitwirkung bei der Gestaltung von Ausbildungs- und Forschungsinhalten konnten hier Handlungskompetenzen erworben und Kommunikationsstrategien erlernt, mit anderen Worten Sozialkapital gebildet werden. Für die vielfältig in Frage gestellte Demokratie am Beginn des 21. Jahrhunderts besitzt die Rückkehr zu einer partizipatorisch organisierten Universität deshalb einen wesentlichen Stellenwert. Hier wie in anderen Bereichen gilt es für die Politikwissenschaft, sich analytisch und normativ zu engagieren, aktuellen Trends entgegenzuwirken, empirisch untermauerte Lösungsvorschläge zu unterbreiten, öffentlichkeitswirksam aufzutreten. Auch 1968 haben Politikwissenschaftler, wie die Darstellung zeigt, solches radikal-reformerische Engagement an den Tag gelegt.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Der Autor:
Prof. em. Dr. Rainer Eisfeld, Fachbereich Kultur- und Sozialwissenschaften, Universität Osnabrück
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt)
Die Zielgruppe:
Lehrende und Forschende der Politikwissenschaft
Carina Röcher –
Ich habe „Ein neuer Blick auf 1968 – Impulse für eine engagierte Politikwissenschaft“ von Rainer Eisfeld im Rahmen des Read & Feed-Programms gelesen.
Das Buch ist leicht verständlich und spricht diejenigen an, die sich die Frage stellen, wie sich die Politikwissenschaft im akademischen Rahmen über Zeiten hinweg gewandelt hat. Zwar soll das Buch nicht als 1:1-Anleitung für Dozierende herhalten, dennoch finde ich den persönlichen Einblick Eisfelds als damaligen wissenschaftlichen Mitarbeiter in Frankfurt insofern spannend, als dieser die Lage der Universitäten im Jahr 1968 schildert und nahe legt, wie Dozierende und Studierende im Idealfall interagieren sollten.
Mein Studium in der Politikwissenschaft regte dazu an, mich für die politische Bildung zu interessieren. Ob es mich weiterhin auf meinem akademischen Werdegang begleiten wird, kann ich nicht beurteilen. Durch den historischen Aspekt meines Nebenfaches kann ich mir jedoch vorstellen, dass ich mich davon inspirieren lassen würde. Für meine Bachelor-Arbeit ist es zumindest (noch) nicht vorgesehen.
Das Buch gibt Anregungen für Dozierende, die sich nicht auf eine rein monotone und frontale Lehre nach preußischem Vorbild versteifen wollen. An dieser Stelle hätte ich mir auch das Gleiche für Studierende gewünscht, da ich den Bedarf nach mehr Interaktion bzw. mehr Aktivismus in den eigenen Reihen beobachte. Viele Studierende versuchen durch den neoliberalen Passus der Bologna-Reform ihr Studium möglichst schnell abzuschließen, dabei gehört so viel mehr dazu. Die Politikwissenschaft soll, und da stimme ich Herrn Prof. Dr. Eisfeld zu, Menschen als die politischen Wesen, die sie sind, zur Teilnahme bewegen. Konventionen dürfen gebrochen und hinterfragt werden.