Inhalt
BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen
1-2013: Freie Beiträge
Beiträge
Charlotte Heinritz / Alexander Röhler: Bedeutung und Auswirkungen von Kunstangeboten im Curriculum von pädagogischen Studiengängen. Erfahrungen mit künstlerischen Seminaren im Pädagogikstudium an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft
Franka Maubach: Freie Erinnerung und mitlaufende Quellenkritik. Zur Ambivalenz der Interviewmethoden in der westdeutschen Oral History um 1980
Johannes Bottländer: Der Sechs-Monate-Einstieg des jugendlichen Rechtsextremisten Jörg Fischer. Zur orientierungsmusterbezogenen Sichtweise biographischer Verlaufsformen
Paula Bleckmann / Irmela Fenner: Verankerung und Vertreibung in realen und virtuellen Welten. Biographische Längsschnittinterviews zu Bewältigung bei Computerspielsucht
Andreas Schmoller: Ich-Narration und Mikrogedächtnis. Die Lebenserzählung eines in Österreich verbliebenen polnischen KZ-Häftlings
Méri Frotscher: „Als Nationalsozialist tat ich jederzeit unter schwersten persönlichen Opfern meine Pflicht“. Autobiographische Erzählung eines Rückwanderers aus Brasilien im institutionellen Kontext
Projektbericht
Ralf Meindl: Kommentierte Edition ausgewählter Zeitzeugenberichte zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa
Literaturbesprechungen
Lu Seegers: Hans Joachim Schröder: Alles Liebe und Heil Hitler. Wie falsche Hoffnungen entstehen. Eine Familiengeschichte.
Konferenzbericht
Ulrich Schmilewski: Workshop über biographisches Material zum schlesischen Kulturleben vor und nach 1945
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Abstracts
Bedeutung und Auswirkungen von Kunstangeboten im Curriculum von pädagogischen Studiengängen. Erfahrungen mit künstlerischen Seminaren im Pädagogikstudium an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft (Charlotte Heinritz, Alexander Röhler)
Die Durchführung von künstlerischen Seminaren als Teil des Curriculums in pädagogischen Masterstudiengängen basiert auf der Annahme, dass die pädagogische Interaktion zwischen Lehrer und Schüler, Kindergärtnerin und Kind etc. nicht nur auf theoretischem Wissen und praktischem Können beruht, sondern darüber hinaus ein Prozess ist, der starke Analogien zu künstlerischen Prozessen (mit anderen Worten: zur Kreation eines Kunstwerkes) aufweist. Mit Interviewdaten, die im Rahmen einer Studie im Masterprogramm an der Alanus Hochschule für Kunst und Gesellschaft in Alfter gewonnen wurden, untersuchen die Autoren, wie sowohl Studierende als auch Dozierende die Bedeutung einschätzen, die die künstlerischen Lehrveranstaltungen für die Persönlichkeitsbildung der Studierenden und deren Vorbereitung auf die pädagogische Praxis haben. Die Ergebnisse der Interviewauswertung zeigen, dass die künstlerischen Elemente des Curriculums von grundlegender Bedeutung für die Studierenden sind. Für viele von ihnen sind sie eine Möglichkeit der Persönlichkeitsentwicklung und Selbstentdeckung. Die künstlerische Arbeit in den Seminaren wird außerdem als eminent handlungsorientiert und nützlich für die eigene pädagogische Praxis wahrgenommen. Aus den Einschätzungen der künstlerischen Seminaraktivitäten durch die Studierenden lassen sich drei Typen der Wahrnehmung und des Umgangs mit Kunst im Studium bilden. Dieser Klassifikation werden die Einschätzungen der Dozierenden der Kunstseminare gegenüber gestellt. In einem zweiten Schritt der Analyse werden Auswirkungen und Nutzen der künstlerischen Seminare aus Sicht der Studierenden identifiziert. Zum Schluss werden Äußerungen aus einer Gruppendiskussion präsentiert, die mit den Absolventen ein Jahr nach Beendigung des Studiums durchgeführt wurde und in der die Teilnehmenden des Masterstudiengangs über die nachhaltigen Folgen der künstlerischen Kurse, insbesondere für ihre pädagogische Praxis, reflektieren.
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Freie Erinnerung und mitlaufende Quellenkritik. Zur Ambivalenz der Interviewmethoden in der westdeutschen Oral History um 1980 (Franka Maubach)
Jüngst rückt die Figur des Zeitzeugen in den wissenschaftlichen Fokus und wird historisiert. Deren „Geburt“ lässt sich auf die Zeit nach Zweitem Weltkrieg und Holocaust datieren. Der nahe Tod der letzten Zeugen dieser Zeit legt die Frage nahe, wie mit den Abertausenden Hör- und Filmdokumenten umzugehen sei, die in den letzten Jahrzehnten in verschiedenen Kontexten gesammelt wurden. Sagen sie, wie die konstruktivistisch ausgerichtete Forschung nahelegt, vor allem etwas über die erinnerungskulturellen Kontexte aus, in denen sie entstanden? Oder lässt sich mit ihnen historische Erfahrung entschlüsseln? Um diese Fragen zu beantworten, müssen die jeweiligen Kontexte, in denen Erinnerungserzählungen entstehen, genau in den Blick genommen werden. Es geht also weniger um die Historisierung der Figur des Zeitzeugen, als um die Historisierung des Zeitzeugeninterviews und seiner Kontexte nach 1945. Diese wird im folgenden Beitrag am Beispiel der westdeutschen Oral History in ihrer formativen Phase um 1980 verfolgt.
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Der Sechs-Monate-Einstieg des jugendlichen Rechtsextremisten Jörg Fischer. Zur orientierungsmusterbezogenen Sichtweise biographischer Verlaufsformen (Johannes Bottländer)
Der vorliegende Beitrag zeigt auf exemplarische Weise, wie in der prozessualen Verlaufskategorie „Einstieg in die rechtsextremistische Szene“ die Affinisierung zu rechtsextremistischen Orientierungsmustern erfolgt und auf unmerkliche Weise eine schleichende Konsolidierung dieser Einstellungsbausteine stattfindet. Dabei wird, ebenfalls beispielhaft, das Augenmerk auf die Frage gerichtet, welche Relevanz den Sozialisationsinstanzen Familie und Peergroup hinsichtlich ihrer induktiven Beeinflussungskraft bei der Genese menschenverachtender und demokratiefeindlicher Ideologeme zukommt. Als primäres Datenmaterial für die Eruierung dieser Forschungsfrage wurde die Autobiographie von Jörg Fischer herangezogen.
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Verankerung und Vertreibung in realen und virtuellen Welten. Biographische Längsschnittinterviews zu Bewältigung bei Computerspielsucht (Paula Bleckmann, Irmela Fenner)
Die rekonstruktive Analyse von 21 biographischen Interviews im Rahmen der interdisziplinären Studie „Internet- und Computerspielabhängigkeit in Deutschland“ (15 davon mit Folgeinterviews nach ca. zwei Jahren) ergab, dass sich süchtiges Computerspielverhalten als subjektiv Sinn ergebende, aber langfristig problemverschärfende virtuelle Selbstmedikation verstehen lässt. Ausstieg und Bewältigung können entsprechend als Prozess verstanden werden, in dessen Verlauf das Computerspielverhalten allmählich oder plötzlich aufhört, „Sinn zu ergeben“, wie wir anhand von vier ausführlichen Einzelfalldarstellungen beschreiben können. Als Analysegrundlage stellen wir ein Vier-Felder-Schema vor, das Veränderungen im Laufe dieses Prozesses strukturiert zu beschreiben erlaubt, indem es Verankerung (was hält?) von Vertreibung (was schreckt ab?) unterscheidet, und zwar sowohl für die reale wie auch für die virtuelle Welt. Bei den wenig reflektierenden, meist jüngeren „Ausschleichern“ wird ein allmählicher Bedeutungsverlust des Computerspielens durch wachsende Verankerung im Leben oder durch Wegfall von Vertreibung aus dem Leben angestoßen. Bei den älteren, stärker reflektierenden „Aussteigern“, treten verschiedene Phasen (Problembewusstsein, Änderungswunsch, Entschluss) auf. Die Beendigung erfolgt schließlich meist abrupt in Richtung Abstinenz. Veränderungsanstoß kann dabei der Wegfall von Verankerung im Spiel oder die Vertreibung aus dem Spiel sein (Mobbing durch die virtuelle Spielgemeinschaft). Ein langfristig gelingender Bewältigungsverlauf geht durchweg mit einer als bedeutsam erlebten Verankerung im realen Leben einher.
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Ich-Narration und Mikrogedächtnis. Die Lebenserzählung eines in Österreich verbliebenen polnischen KZ-Häftlings (Andreas Schmoller)
Der vorliegende Beitrag fokussiert auf die komplexe Beziehung eines KZ-Überlebenden zu jenem Ort, in dem er zugleich als KZ-Häftling inhaftiert war und daran anschließend mehrere Jahrzehnte dort auch gelebt hat. Diese lebensgeschichtliche Besonderheit bietet sich an, anhand der konkreten lebensgeschichtlichen Erzählung des Betroffenen die diversen Schichtungen des lokalen Gedächtnisses des Konzentrationslagers, wie sie sich bereits mit dem Zeitpunkt der Befreiung des Lagers 1945 zu formieren begonnen haben, zu erörtern. Dies geschieht, indem die Lebenserzählung als Dokument einer stets neu sicherzustellenden persönlichen Ich-Identität gelesen und interpretiert wird, die insbesondere aus einer Integrationsgeschichte besteht, in der die Zugehörigkeit zum Ort Ziel und Hindernis zugleich ist. Was auf den ersten Blick eine von vielen Erzählungen über Widerstand, Verfolgung, KZ-Haft und schwieriger Rückkehr in ein normales Leben zu sein scheint, wird unter der hier vorgestellten Betrachtungsweise als Dialog mit den lokalen Gedächtnisregistern erkennbar.
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„Als Nationalsozialist tat ich jederzeit unter schwersten persönlichen Opfern meine Pflicht“. Autobiographische Erzählung eines Rückwanderers aus Brasilien im institutionellen Kontext (Méri Frotscher)
Autobiographien sind geeignet, die Beziehung zwischen Politik und Migration aufzuzeigen. Dazu wird in diesem Artikel die Fallstudie eines Rückwanderers aus Brasilien ins nationalsozialistische Deutschland herangezogen. Es wird dessen personenbezogene Akte des Rückwandereramts (RWA) verwendet, die neben seinem Lebenslauf auch andere Schriftstücke des Amtes enthält. Durch die Analyse des Lebenslaufs und anderer Selbstzeugnisse dieses Rückwanderers wird die Problematik der Selbstdarstellung im institutionellen Kontext des nationalsozialistischen Regimes behandelt. Außerdem gibt diese Fallstudie – unter Einbeziehung weiterer Aktenbestände zum Rückwandereramt – Einblicke in diese bisher kaum beschriebene Institution, die damals eigens wegen der Rückwanderer gegründet wurde. Ebenso wird die Rückwanderung als bisher kaum beachtete Migrationsströmung im nationalsozialistischen Kontext thematisiert.
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Kommentierte Edition ausgewählter Zeitzeugenberichte zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (Ralf Meindl)
Das Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE) hat in Kooperation mit dem Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen (IGB) eine Online-Edition von 50 Zeitzeugenberichten zur Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa ausgearbeitet. Die ausgewählten Berichte sollen den Wert der Zeitzeugenberichte als Quelle für das historische Geschehen im östlichen Europa demonstrieren, aber auch deutlich machen, dass sich an ihnen die Erinnerungskultur der Nachkriegsgesellschaften in West- und Ostdeutschland sowie die gesellschaftlich-politischen Implikationen dieser Erinnerungskultur untersuchen lassen. Leitmotiv der Quellenauswahl war, möglichst viele Facetten der Archivbestände zu versammeln. Dabei wurden insgesamt fünf Kategorien berücksichtigt, innerhalb derer diese Vielfalt erzielt werden soll: die Region, die zeitliche Erstreckung und die Themen, von denen die Quellen berichten, die Person der Berichterstatterin oder des Berichterstatters und die Gattung des Berichts.
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