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PERIPHERIE 2-2018 (Heft 150-151) | Jenseits des Entwicklungsdenkens

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ISSN: 0173-184X

Inhalt

PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
2-2018 (Heft 150-151): Jenseits des Entwicklungsdenkens

Schwerpunkt
Wolfram Schaffar & Aram Ziai: Reaktionäre Alternativen zur „Entwicklung“? Zur Rehabilitierung der Post-Development-Konzepte in Thailand und im Iran
Sally Matthews: Afrikanische Entwicklungsalternativen Ubuntu und die Post-Development-Debatte
Leonhard Praeg: Epistemologien des Südens und das Gespenst des leeren Signifikanten
Felix Anderl: Entwicklung als Motiv für Herrschaft und Widerstand. Kohärenz und Fragmentierung während des Zivilgesellschaftsforums der Weltbankgruppe

Diskussion
Wolfgang Sachs: Papst vs. UNO. Sustainable Development Goals und Laudato si’: Abgesang auf das Entwicklungszeitalter?
Devan Pillay: Alternativen zu „Entwicklung“. Antike Erbschaften, moderne Neuaufbrüche
Reinhart Kößler: Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Entwicklung. Russische Dorfgemeinde, Gandhi und Fallstricke der Solidarität
Maria De Eguia Huerta: Vida Tranquila. Alternativen zur Entwicklung am Beispiel des Gender-Mainstreaming in Bolivien
Jill Philine Blau: Commoning und Wanderweidewirtschaft. Die Rechtler_innen im Oberallgäu
Jochen Dallmer: Glück als Entwicklungsziel? Idee und Praxis des Bruttonationalglück

PERIPHERIE-Stichwort
Aram Ziai: Post-Development
Ulrike Schultz: Subsistenzproduktion
Matthias Schmelzer: Degrowth & Postwachstum
Aram Ziai: Abwicklung des Nordens

Rezensionen
Bettina Engels: Gordon Crawford, Lena J. Kruckenberg, Nicholas Loubere and Rosemary Morgan (Hg.): Understanding Global Development Research. Fieldwork Issues, Experiences and Reflections. London: Sage 2017, 262 Seiten
Reinhart Kößler: Michael Neocosmos: Thinking Freedom in Africa. Toward a Theory of Emancipatory Politics. Johannesburg: Wits University Press 2016, 644 Seiten (https://doi.org/10.18772/12016128660)
Reinhart Kößler: Erik S. Reinert, Jayati Ghosh and Rainer Kattel (Hg.): Handbook of Alternative Theories of Development. Northampton, US-MA: Edward Elgar 2016, 812 Seiten
Reinhart Kößler: Britta Becker, Maren Grimm und Jakob Krameritsch (Hg.): Zum Beispiel BASF. Über Konzernmacht und Menschenrechte. Wien: Mandelbaum 2018, 456 Seiten
Peter Clausing: Multiwatch (Hg.): Schwarzbuch Syngenta. Dem Basler Agromulti auf der Spur. Zürich: edition 8 Verlagsgenossenschaft 2016, 316 Seiten
Kaya de Wolff: Reinhart Kößler und Henning Melber: Völkermord – und was dann? Die Politik deutsch-namibischer Vergangenheitsbearbeitung. Frankfurt a.M.: Brandes und Apsel 2017, 172 Seiten
Bettina Barthel: Mechthild Exo: Das übergangene Wissen. Eine dekoloniale Kritik des liberalen Peacebuilding durch basispolitische Organisationen in Afghanistan. Bielefeld: transcript 2017, 446 Seiten, Open Access. (https://doi.org/10.14361/9783839438725)
Olaf Tietje: Nikolai Huke: „Sie repräsentieren uns nicht.“ Soziale Bewegungen und Krisen der Demokratie in Spanien. Münster: Westfälisches Dampfboot 2017, 321 Seiten

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Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): peripherie.budrich-journals.de
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Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

38. Jahrgang 2018

Ausgabe

2 (150-151)

Erscheinungsdatum

27.07.2018

Umfang

233

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v38i2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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Autor*innen

Schlagwörter

Afrika, Allgäu, Bayern, Bolivien, buen vivir, degrowth, Entwicklung, Entwicklungsdiskurs, Epistemologie, gender mainstreaming, Herrschaft, Iran, Kapitalismus, nachhaltige Entwicklung, Nachhaltigkeit, Partizipation, Pluralismus, politische Philosophie, post-development, Postwachstum, Russland, Suffizienzwirtschaft, Thailand, Ubuntu, Weidewirtschaft, Weltbankgruppe, Widerstand

Abstracts

Reaktionäre Alternativen zur „Entwicklung“? Zur Rehabilitierung der Post-Development-Konzepte in Thailand und im Iran (Wolfram Schaffar, Aram Ziai)
Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert geht unter dem Namen „post-development“ ein Gespenst in der Entwicklungstheorie um. Während die klassischen post-development-Texte ihren Fokus primär auf Mexiko, Kolumbien und Indien richteten und die neuere Debatte um buen vivir v.a. Ecuador und Bolivien in den Blick nahm (siehe auch PERIPHERIE Nr. 149), lassen sich alternative, auf nichtwestliche Traditionen Bezug nehmende Vorstellungen einer guten Gesellschaft auch in zahlreichen anderen Ländern finden. Zwei davon möchten wir in unserem Beitrag genauer betrachten. Allerdings möchten wir im Unterschied zu den klassischen Beispielen Fälle untersuchen, in denen die Alternativkonzepte nicht von oft als links angesehenen Basisbewegungen, sondern von politisch rechts stehenden Regierungen vertreten werden: in Thailand und im Iran. Diese Fallauswahl scheint zu der These zu passen, dass post-development letztlich ein reaktionäres, rückwärtsgewandtes Konzept sei. Dieser These möchten wir widersprechen. Unsere Zielsetzung im vorliegende Beitrag ist es, die Instrumentalisierung antiwestlicher, entwicklungskritischer Konzepte in den untersuchten Ländern durch reaktionäre Regierungen zu analysieren, ohne ihren emanzipatorischen Gehalt zu übersehen – letztlich zielen wir auf eine Rehabilitierung von vermeintlich rückwärtsgewandten post-development-Konzepten ab. Schlagwörter: post-development-Konzepte, Thailand, Iran, Suffizienzwirtschaft, gharbzadegi-Okzidontose, reaktionäre Regierungen
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Afrikanische Entwicklungsalternativen. Ubuntu und die Post-Development-Debatte (Sally Matthews)
In den Post-Development-Theorien wird Ubuntu oft als Beispiel für eine „Alternative zu Entwicklung“ ins Feld geführt. Grundlegende Frage dieses Artikels ist, ob Ubuntu dafür geeignet ist, und was insgesamt von der Forderung nach „Alternativen zu Entwicklung“ zu halten ist. Dazu geht der Text zunächst zentralen Forderungen von Post-Development-Ansätzen nach und gibt einen Einblick in die Debatten zu Ubuntu. Auch wenn sich das Konzept gut in eine Post-Development-Perspektive einfügen lässt, liegt Versuchen, Ubuntu westlichen Vorstellungen und Lebensweisen entgegenzusetzen, oft der Wunsch zugrunde, eine ursprüngliche, vorkoloniale und reine afrikanische Philosophie wiederzubeleben. Dabei sind Diskurse über „Afrika“ immer schon in westliche Diskurse eingebettet, weshalb die Gegenüberstellung jene Dichotomien reproduziert, die sie zu bekämpfen vorgibt. Das gilt auch allgemeiner für das Konzept der „Alternativen zu Entwicklung“, das eine essentielle Dichotomie zu „Entwicklung“ postuliert. Diese verkennt aber den Anspruch auf Gleichberechtigung und Teilhabe, der in Forderungen des Globalen Südens nach Entwicklung laut wird. Dieser Kampf kann nicht außerhalb der bestehenden globalen Ordnung geführt werden, nur innerhalb. Anstatt romantisierenden Projektionen über ein Afrika jenseits von Entwicklung nachzuhängen, sollten die Sichtweisen der Menschen und ihr Bedürfnis nach Entwicklung zum Ausgangspunkt des Kampfes gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit gemacht werden. Schlagwörter: Ubuntu, post-development, Entwicklungsdiskurs, Afrikanische politische Philosophie, Dekolonisierung
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Epistemologien des Südens und das Gespenst des leeren Signifikanten (Leonhard Praeg)
In diesem Artikel gehe ich einer wenig beachteten Scheidelinie nach, die aus meiner Sicht durch den Diskurs über „Epistemologien des Südens“ verläuft. Auf der einen Seite dieser Scheidelinie finden wir relative gut ausformulierte und daher stabile Diskurse wie (Neo-)Konfuzianismus und Ujamaa – stabil, weil ihre jeweiliger Bezugspunkt, die Schriften des Konfuzius und der Textkörper, in denen die Ujamaa-Theorie ausgearbeitet ist, Grenzlinien bieten, die in sehr produktiver Weise ihren interpretativen Horizont abgrenzen. Auf der anderen Seite dieser Linie finden wir Epistemologien wie buen vivir und Ubuntu, die weniger stabil sind. Die Gründe sind entweder, dass ihr Sinn nicht in einer Autor*innenschaft verwurzelt ist oder dass sie aus einer Reihe unterschiedlicher Gründe nicht den Übergang von einer vorkolonialen Praxis zu einer kohärenten und beständigen post-kolonialen Philosophie vollzogen haben. Daher werden „buen vivir“ und „Ubuntu“ häufig als „leere Signifikanten“ (Laclau) abgetan. Ich argumentiere hingegen, dass wir es in diesen Fällen mit einem epistemologischen Pluralismus zu tun haben, der sich nicht grundsätzlich von irgendeiner anderen Form des politischen Pluralismus unterscheidet. Schlagwörter: Epistemologien des Südens, buen vivir, Ubuntu, epistemologischer Pluralismus
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Entwicklung als Motiv für Herrschaft und Widerstand. Kohärenz und Fragmentierung während des Zivilgesellschaftsforums der Weltbankgruppe (Felix Anderl)
Der Artikel zeichnet unterschiedliche Aneignungen des Entwicklungsmotivs nach. Aufbauend auf den vielfältigen Kritiken von „Entwicklung“ und den Aufrufen, das Motiv zugunsten emanzipativerer Projekte abzuschreiben, zeigt der Artikel empirisch, dass sich einflussreiche KritikerInnen der Weltwirtschaftsinstitutionen noch immer des Motivs der Entwicklung bedienen. Um das emanzipative Potenzial einer solchen Aneignung auszuloten, dokumentiert der Artikel ethnografisch das Zusammenreffen „herrschaftlichen“ und „widerständigen“ In-Szene-Setzens des Entwicklungsmotivs. Hierfür dient eine teilnehmende Beobachtung beim Zivilgesellschaftsforum der Weltbankgruppe und des Internationalen Währungsfonds im Jahr 2016. Es wird argumentiert, dass sich ein herrschaftliches In-Szene-Setzen von Entwicklung durch die Projektion von Kohärenz auszeichnet, die „eine Welt“ durch einen Entwicklungspfad verbessert und dadurch normalisiert. Widerständige Aneignung von Entwicklung zeigt sich im Angriff auf diese projizierte Kohärenz. Empirisch zeigt sich, dass diese widerständige Aneignung unter erheblich höherem Rechtfertigungsdruck steht und die widerständigen Akteure sich im Verlauf der Auseinandersetzung fragmentieren. Die kohärente, herrschaftsstabilisierende Grammatik der Institutionen löst einen Sog des Universellen aus, der moderate Teile des Widerstands inkorporiert und so die Bewegung spaltet. Schlagwörter: Herrschaft, Widerstand, Entwicklung, Partizipation, Weltbankgruppe
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Inhalt

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PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
2-2018 (Heft 150-151): Jenseits des Entwicklungsdenkens

Schwerpunkt
Wolfram Schaffar & Aram Ziai: Reaktionäre Alternativen zur „Entwicklung“? Zur Rehabilitierung der Post-Development-Konzepte in Thailand und im Iran
Sally Matthews: Afrikanische Entwicklungsalternativen Ubuntu und die Post-Development-Debatte
Leonhard Praeg: Epistemologien des Südens und das Gespenst des leeren Signifikanten
Felix Anderl: Entwicklung als Motiv für Herrschaft und Widerstand. Kohärenz und Fragmentierung während des Zivilgesellschaftsforums der Weltbankgruppe

Diskussion
Wolfgang Sachs: Papst vs. UNO. Sustainable Development Goals und Laudato si’: Abgesang auf das Entwicklungszeitalter?
Devan Pillay: Alternativen zu „Entwicklung“. Antike Erbschaften, moderne Neuaufbrüche
Reinhart Kößler: Auf der Suche nach Alternativen zur kapitalistischen Entwicklung. Russische Dorfgemeinde, Gandhi und Fallstricke der Solidarität
Maria De Eguia Huerta: Vida Tranquila. Alternativen zur Entwicklung am Beispiel des Gender-Mainstreaming in Bolivien
Jill Philine Blau: Commoning und Wanderweidewirtschaft. Die Rechtler_innen im Oberallgäu
Jochen Dallmer: Glück als Entwicklungsziel? Idee und Praxis des Bruttonationalglück

PERIPHERIE-Stichwort
Aram Ziai: Post-Development
Ulrike Schultz: Subsistenzproduktion
Matthias Schmelzer: Degrowth & Postwachstum
Aram Ziai: Abwicklung des Nordens

Rezensionen
Bettina Engels: Gordon Crawford, Lena J. Kruckenberg, Nicholas Loubere and Rosemary Morgan (Hg.): Understanding Global Development Research. Fieldwork Issues, Experiences and Reflections. London: Sage 2017, 262 Seiten
Reinhart Kößler: Michael Neocosmos: Thinking Freedom in Africa. Toward a Theory of Emancipatory Politics. Johannesburg: Wits University Press 2016, 644 Seiten (https://doi.org/10.18772/12016128660)
Reinhart Kößler: Erik S. Reinert, Jayati Ghosh and Rainer Kattel (Hg.): Handbook of Alternative Theories of Development. Northampton, US-MA: Edward Elgar 2016, 812 Seiten
Reinhart Kößler: Britta Becker, Maren Grimm und Jakob Krameritsch (Hg.): Zum Beispiel BASF. Über Konzernmacht und Menschenrechte. Wien: Mandelbaum 2018, 456 Seiten
Peter Clausing: Multiwatch (Hg.): Schwarzbuch Syngenta. Dem Basler Agromulti auf der Spur. Zürich: edition 8 Verlagsgenossenschaft 2016, 316 Seiten
Kaya de Wolff: Reinhart Kößler und Henning Melber: Völkermord – und was dann? Die Politik deutsch-namibischer Vergangenheitsbearbeitung. Frankfurt a.M.: Brandes und Apsel 2017, 172 Seiten
Bettina Barthel: Mechthild Exo: Das übergangene Wissen. Eine dekoloniale Kritik des liberalen Peacebuilding durch basispolitische Organisationen in Afghanistan. Bielefeld: transcript 2017, 446 Seiten, Open Access. (https://doi.org/10.14361/9783839438725)
Olaf Tietje: Nikolai Huke: „Sie repräsentieren uns nicht.“ Soziale Bewegungen und Krisen der Demokratie in Spanien. Münster: Westfälisches Dampfboot 2017, 321 Seiten

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Bibliografie

Zusätzliche Information

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ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

38. Jahrgang 2018

Ausgabe

2 (150-151)

Erscheinungsdatum

27.07.2018

Umfang

233

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v38i2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Homepage

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Abstracts

Abstracts

Reaktionäre Alternativen zur „Entwicklung“? Zur Rehabilitierung der Post-Development-Konzepte in Thailand und im Iran (Wolfram Schaffar, Aram Ziai)
Seit nunmehr einem Vierteljahrhundert geht unter dem Namen „post-development“ ein Gespenst in der Entwicklungstheorie um. Während die klassischen post-development-Texte ihren Fokus primär auf Mexiko, Kolumbien und Indien richteten und die neuere Debatte um buen vivir v.a. Ecuador und Bolivien in den Blick nahm (siehe auch PERIPHERIE Nr. 149), lassen sich alternative, auf nichtwestliche Traditionen Bezug nehmende Vorstellungen einer guten Gesellschaft auch in zahlreichen anderen Ländern finden. Zwei davon möchten wir in unserem Beitrag genauer betrachten. Allerdings möchten wir im Unterschied zu den klassischen Beispielen Fälle untersuchen, in denen die Alternativkonzepte nicht von oft als links angesehenen Basisbewegungen, sondern von politisch rechts stehenden Regierungen vertreten werden: in Thailand und im Iran. Diese Fallauswahl scheint zu der These zu passen, dass post-development letztlich ein reaktionäres, rückwärtsgewandtes Konzept sei. Dieser These möchten wir widersprechen. Unsere Zielsetzung im vorliegende Beitrag ist es, die Instrumentalisierung antiwestlicher, entwicklungskritischer Konzepte in den untersuchten Ländern durch reaktionäre Regierungen zu analysieren, ohne ihren emanzipatorischen Gehalt zu übersehen – letztlich zielen wir auf eine Rehabilitierung von vermeintlich rückwärtsgewandten post-development-Konzepten ab. Schlagwörter: post-development-Konzepte, Thailand, Iran, Suffizienzwirtschaft, gharbzadegi-Okzidontose, reaktionäre Regierungen
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Afrikanische Entwicklungsalternativen. Ubuntu und die Post-Development-Debatte (Sally Matthews)
In den Post-Development-Theorien wird Ubuntu oft als Beispiel für eine „Alternative zu Entwicklung“ ins Feld geführt. Grundlegende Frage dieses Artikels ist, ob Ubuntu dafür geeignet ist, und was insgesamt von der Forderung nach „Alternativen zu Entwicklung“ zu halten ist. Dazu geht der Text zunächst zentralen Forderungen von Post-Development-Ansätzen nach und gibt einen Einblick in die Debatten zu Ubuntu. Auch wenn sich das Konzept gut in eine Post-Development-Perspektive einfügen lässt, liegt Versuchen, Ubuntu westlichen Vorstellungen und Lebensweisen entgegenzusetzen, oft der Wunsch zugrunde, eine ursprüngliche, vorkoloniale und reine afrikanische Philosophie wiederzubeleben. Dabei sind Diskurse über „Afrika“ immer schon in westliche Diskurse eingebettet, weshalb die Gegenüberstellung jene Dichotomien reproduziert, die sie zu bekämpfen vorgibt. Das gilt auch allgemeiner für das Konzept der „Alternativen zu Entwicklung“, das eine essentielle Dichotomie zu „Entwicklung“ postuliert. Diese verkennt aber den Anspruch auf Gleichberechtigung und Teilhabe, der in Forderungen des Globalen Südens nach Entwicklung laut wird. Dieser Kampf kann nicht außerhalb der bestehenden globalen Ordnung geführt werden, nur innerhalb. Anstatt romantisierenden Projektionen über ein Afrika jenseits von Entwicklung nachzuhängen, sollten die Sichtweisen der Menschen und ihr Bedürfnis nach Entwicklung zum Ausgangspunkt des Kampfes gegen Ungerechtigkeit und Ungleichheit gemacht werden. Schlagwörter: Ubuntu, post-development, Entwicklungsdiskurs, Afrikanische politische Philosophie, Dekolonisierung
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Epistemologien des Südens und das Gespenst des leeren Signifikanten (Leonhard Praeg)
In diesem Artikel gehe ich einer wenig beachteten Scheidelinie nach, die aus meiner Sicht durch den Diskurs über „Epistemologien des Südens“ verläuft. Auf der einen Seite dieser Scheidelinie finden wir relative gut ausformulierte und daher stabile Diskurse wie (Neo-)Konfuzianismus und Ujamaa – stabil, weil ihre jeweiliger Bezugspunkt, die Schriften des Konfuzius und der Textkörper, in denen die Ujamaa-Theorie ausgearbeitet ist, Grenzlinien bieten, die in sehr produktiver Weise ihren interpretativen Horizont abgrenzen. Auf der anderen Seite dieser Linie finden wir Epistemologien wie buen vivir und Ubuntu, die weniger stabil sind. Die Gründe sind entweder, dass ihr Sinn nicht in einer Autor*innenschaft verwurzelt ist oder dass sie aus einer Reihe unterschiedlicher Gründe nicht den Übergang von einer vorkolonialen Praxis zu einer kohärenten und beständigen post-kolonialen Philosophie vollzogen haben. Daher werden „buen vivir“ und „Ubuntu“ häufig als „leere Signifikanten“ (Laclau) abgetan. Ich argumentiere hingegen, dass wir es in diesen Fällen mit einem epistemologischen Pluralismus zu tun haben, der sich nicht grundsätzlich von irgendeiner anderen Form des politischen Pluralismus unterscheidet. Schlagwörter: Epistemologien des Südens, buen vivir, Ubuntu, epistemologischer Pluralismus
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Entwicklung als Motiv für Herrschaft und Widerstand. Kohärenz und Fragmentierung während des Zivilgesellschaftsforums der Weltbankgruppe (Felix Anderl)
Der Artikel zeichnet unterschiedliche Aneignungen des Entwicklungsmotivs nach. Aufbauend auf den vielfältigen Kritiken von „Entwicklung“ und den Aufrufen, das Motiv zugunsten emanzipativerer Projekte abzuschreiben, zeigt der Artikel empirisch, dass sich einflussreiche KritikerInnen der Weltwirtschaftsinstitutionen noch immer des Motivs der Entwicklung bedienen. Um das emanzipative Potenzial einer solchen Aneignung auszuloten, dokumentiert der Artikel ethnografisch das Zusammenreffen „herrschaftlichen“ und „widerständigen“ In-Szene-Setzens des Entwicklungsmotivs. Hierfür dient eine teilnehmende Beobachtung beim Zivilgesellschaftsforum der Weltbankgruppe und des Internationalen Währungsfonds im Jahr 2016. Es wird argumentiert, dass sich ein herrschaftliches In-Szene-Setzen von Entwicklung durch die Projektion von Kohärenz auszeichnet, die „eine Welt“ durch einen Entwicklungspfad verbessert und dadurch normalisiert. Widerständige Aneignung von Entwicklung zeigt sich im Angriff auf diese projizierte Kohärenz. Empirisch zeigt sich, dass diese widerständige Aneignung unter erheblich höherem Rechtfertigungsdruck steht und die widerständigen Akteure sich im Verlauf der Auseinandersetzung fragmentieren. Die kohärente, herrschaftsstabilisierende Grammatik der Institutionen löst einen Sog des Universellen aus, der moderate Teile des Widerstands inkorporiert und so die Bewegung spaltet. Schlagwörter: Herrschaft, Widerstand, Entwicklung, Partizipation, Weltbankgruppe
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