Beschreibung
Verstehen und professionelles Reflektieren der milieubedingten Lebensstile sind notwendig, um im Kontext sozialer Ungleichheitsverhältnisse die Soziale Arbeit nachhaltiger zu gestalten und zu professionalisieren. Auf Basis dieser Kernthese zielt die Autorin darauf ab, Habitus-Milieu-Reflexivität als Schlüsselqualifikation verstehbar und anwendbar zu machen. Ein wichtiges Buch, das aus ungleichheitssoziologischer Perspektive das Selbstverständnis Sozialer Arbeit zu schärfen vermag.
Dabei geht es um eine andere Perspektive auf Professionalität, welche sich nicht nur auf sozialarbeiterisches Handeln bezieht, sondern auch auf den individuellen Habitus der Professionellen. Diese benötigen, so argumentiert die Autorin, eine „3D-Gleitsicht-Brille“, um einen kritischen Professionsblick auf die eigene Position und einen entschlüsselnden Blick auf die Handlungsweisen der Adressat*innen zu werfen. Gleichzeitig sind stets Macht- und Herrschaftsverhältnisse sozialer Ungleichheit im Blick zu behalten.Besteht eine der Aufgaben von professionellen Sozialarbeitenden darin, „stellvertretende Deutung von Problemen zur Bewältigung lebenspraktischer Krisen“ (Oevermann) vorzunehmen, geht es in diesem Band um soziale Ungleichheit, Habitus und Milieu als Ausgangspunkt der (stellvertretenden) Deutungen. Denn gerade in der neoliberalen Gegenwartsgesellschaft, die gesellschaftliche Probleme in personalisierte umdeutet und damit auf eine historisch etablierte Tradition in der Sozialen Arbeit trifft, ist der Zugang von der Milieuperspektive ein Kontrapunkt zu neoliberalen Verhaltens- und Individualisierungsmustern. Soziale Arbeit als bedeutsame Akteurin im historisch-gesellschaftlichen Konstruktionsprozess von sozialen Problemen kann durch die Habitus-Milieu-reflexive Professionsperspektive soziale Ungleichheiten mildern, wenn sie sich innerhalb der Ordnungs- und Befreiungsdiskurse positioniert. Unterstützt durch Fallbeispiele aus der Sozialen Arbeit, werden nach der zeitdiagnostischen Einbettung die zentralen Begriffe der Habitus-Milieu-Reflexivität: Felder, Symbolische Ordnung und Symbolische Gewalt, Sozioanalyse usw. diskutiert. Im Anschluss werden sie mit unterstützenden Methoden Habitus-Milieu-reflexiver Sozialarbeit verknüpft.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
Prof. Dr. Claudia Rademacher, Professorin für Soziologie mit den Schwerpunkten Gesellschaftstheorien, Soziale Ungleichheiten, Gender Studies und Sozialarbeitswissenschaften an der Hochschule Bielefeld im Fachbereich Sozialwesen
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Die Fachbereiche:
Soziale Arbeit, Soziologie
Jacqueline Stollenwerk –
Dieses Buch hat mich beim Verständnis der Themen „Soziale Ungleichheit, Habitus und Milieu“ ein großes Stück weitergebracht und war hilfreich für das Verfassen meiner Masterarbeit im Bereich Bildungsaufstieg und Habitusanalysen. Nicht nur, weil das Thema des Buches passend ist, sondern auch, weil es sehr übersichtlich gestaltet ist, sodass die gesamte Auseinandersetzung mit dem Buch einfach von der Hand ging. Es ist kompakt und gut verständlich gestaltet und erläutert die Sachverhalte zudem logisch und gut nachvollziehbar.
Die Habitus-Milieu-Reflexivität ist sicherlich nicht nur für Studierende des Faches Soziale Arbeit interessant. Ich empfehle es allen, die sich mit ihrer Rolle als Pädagog*in kritisch beschäftigen wollen und tiefer in das wichtige Thema der sozialen Ungleichheit eintauchen möchten. Zudem beschäftigt es sich zwar ausführlich mit dem Habituskonzept Bourdieus, jedoch sollten, meiner Meinung nach, Grundkenntnisse beim Lesenden bereits vorhanden sein.