Beschreibung
Aus historischer Perspektive hat sich Soziale Arbeit stets mit Verlust, Abschied, Trauer, Sterben und Tod beschäftigt. Doch wie ist das heute? Die Autorin präsentiert, wie Verlust, Sterben und Tod als Themen der Sozialen Arbeit in den Bachelorcurricula an österreichischen Fachhochschulen verankert sind. Sie diskutiert die Thematisierung im Kontext des Studiums Sozialer Arbeit kritisch und zeigt konkrete Handlungsempfehlungen für Lehre, Praxis und Forschung auf.
Aus dem Inhalt:
- Soziale Arbeit als Profession
- Gesellschaftliche Relevanz von Sterben und Tod
- Relevanz von Sterben und Tod in der Praxis Sozialer Arbeit
- Relevanz von Sterben und Tod im Bachelorstudium Sozialer Arbeit
Die Autorin:
Prof. (FH) Dr. Johanna M. Hefel,
Professorin Fachbereich Soziales und Gesundheit, FHV Fachhochschule Vorarlberg, Österreich
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Peter Stöger –
Auf der Basis praktischer Erfahrungen stellt Frau Hefel fest, dass Sterben und Tod als Themen im Alltag oft tabuisiert sind. Im Zentrum steht nun die Frage, wie SozialarbeiterInnen auf ihre berufliche Praxis, auf Themen wie Verlust, Sterben und Tod hin vorbereitet, begleitet und ausgebildet werden (können). Die Professionalisierung Sozialer Arbeit ist geprägt von Pionierinnen, wie etwa der Gründerin der Hospizarbeit, Dame Cicely Saunders. Ein kritischer Blick gilt der Autorin auf die neoliberalen Paradigmata hinsichtlich des Umgangs mit dieser Thematik. Dabei kritisiert die Autorin rechtens die Medikalisierung von Sterben und Tod.
Ein wesentliches Fazit ist die Erkenntnis, dass Sterben und Tod im österreichischen Ausbildungskontext primär in Verbindung mit Krise, Krisenintervention, Suizidalität, Suizid und Trauma thematisiert werden.. Wissen zu Sterben und Tod über die gesamte Lebensspanne hinweg im Sinne einer Death Education, wie sie in den USA bereits seit den 1970er Jahren Bestandteil der Curricula Soziale Arbeit sind, fehlen in Österreich. Hier plädiert die Verfasserin dafür, sich Anleihen aus dem angloamerikanischen Fachdiskurs zu holen.
Der Verfasserin gelingt es, neue Denk- und Handlungsweisen betreffend des Umgangs mit Sterben, Tod und Verlust aufzuzeigen und Veränderungen in der Gestaltung der konkreten Unterrichtspraxis im Studium Soziale Arbeit anzuregen. Es wird deutlich, dass eine Ergänzung und Vertiefung der Ausbildung zu Sozialer Arbeit zu den Themen Abschied, Verlust, Sterben und Tod hinsichtlich eines professionellen Handelns große Bedeutung haben. Wissen und Kompetenz darüber sollten nach Hefel integraler Bestandteil des Studiums Soziale Arbeit sein, um angehende SozialarbeiterInnen darin zu unterstützen, adäquate Haltungen und entsprechend sozialarbeitswissenschaftlich fundiertes Handeln zu entwickeln. Solch ein Prozess beinhaltet stets kognitive UND emotionale Aspekte, da nicht zuletzt eigene (Verlust-)Erfahrungen und Ängste mitschwingen.
Anerkennenswert ist, dass die Autorin auch kulturpsychologisch sensible Aspekte rund um das Thema der Sterblichkeit formuliert. Ihr ist bewusst, dass die Unfassbarkeit und Undeutbarkeit der Endlichkeit des Lebens in den verschiedenen Kulturen und Religionen verschiedenste Bildentwürfe und Sehnsuchtsentwürfe hinsichtlich der Abkünftigkeit und Hinkünftigkeit des Menschen liefert. Es ist ja wohl so, dass eher das Sterben denn der Tod ängstigt. Das von Frau Hefel vorgelegte Untersuchungsmaterial berührt sorgsam bearbeitete Schnittflächen von und Tektoniken zwischen Theorie und Praxis. Das Buch ist sehr empfehlenswert!
Prof. Peter Stöger (Univ.Innsbruck)