Beschreibung
Wie hat der Nationalsozialismus unsere heutigen Vorstellungen von Frauen und Mutterschaft geprägt? Anhand von Gruppendiskussionen und des Rückgriffs auf Auswertungskonzepte der Psychoanalyse zeichnet die Autorin nach, wie Geschlechterbilder über drei Generationen fortgeführt werden. Die Studie beschäftigt sich eingehend mit Geschlechterkonstruktionen im Nationalsozialismus und zeigt dabei auf, dass auch Männer- und Väterbilder aus der NS-Zeit das Leben und die Einstellungen der lebenden Generationen beeinflussen.
„Was macht Sie zu der Frau, die Sie heute sind?“ Das Buch geht der Frage nach, ob das heutige Frauen- und Mutterbild noch vom Erbe des nationalsozialistischen Bildes geprägt ist. Dazu werden die tiefenhermeneutisch ausgewerteten Ergebnisse aus Gruppendiskussionen mit Frauen aus drei Generationen ausführlich und nachvollziehbar dargestellt. Dabei werden speziell die unbewussten Anteile in den Blick genommen und es treten überraschende Erkenntnisse, auch in Bezug auf das Männer- und Vaterbild zutage, die deutlich machen, dass das Erbe des NS immer noch in jeder lebenden Generation vorhanden ist und das Leben beeinflusst. Neben einer starken inhaltlichen Fundierung, werden auch die Forschungsmethoden differenziert und nachvollziehbar dargestellt, sodass das Buch einerseits wegen seiner umfangreichen Erkenntnisse, andererseits aber auch wegen seines differenzierten methodischen Vorgehens lesenswert ist.
Inhaltsverzeichnis + Leseprobe
Die Autorin:
Dr. Maike Wagenaar, Lehrkraft für besondere Aufgaben, Hochschule Hannover
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (PDF-Infoblatt).
Fachbereiche:
Soziologie, Soziale Arbeit, Gender Studies
Pressestimmen
Maike Wagenaar legt mit ihrer umfangreichen qualitativen Studie einen sehr lesenswerten tiefenhermeneutischen Diskursbeitrag zur unbewussten Weitergabe nationalsozialistischer Frauen- und Mutterbilder über Generationen hinweg vor und regt damit überzeugend an, verborgen wirkendes NS-Gedankengut im Frauen-/Mütter- aber auch Männer-/Väterbild zu reflektieren.
Volker Jörn Walpuski, socialnet, 11.09.2024
Die sorgfältig durchgeführte Studie von Maike Wagenaar ist sehr lesenswert. Sie ist auch aufschlussreich mit Blick auf die Debatten in der Frauenbewegung und Frauenforschung der 1980er- und 1990er-Jahre, in denen das vorherrschende Frauen- und Mutterbild heftig diskutiert wurde. Aus Sicht von heute wurde damals allerdings eher das Frauen- und Mutterbild kritisiert, kaum die Beteiligung von Frauen an der Mitschuld der NS-Machenschaften.
Anne Schlüter, GENDER 2-2024
Eine informative, gut aufgearbeitete und differenzierte Beleuchtung der zweigeschlechtlich konstruierten Rollenideale im Nationalsozialismus und deren weiterhin gesellschaftlich (mehr oder weniger) sichtbaren Auswirkungen.
Maria Hörtner, Weiberdiwan. Die Feministische Rezensionszeitschrift, Sommer 2024
Mit seinem vor allem auf die Mutterrolle fokussierenden Frauenbild zielte der Nationalsozialismus unter anderem darauf ab, die Frauen aus dem Erwerbsleben zu verdrängen, um sie für die „Heranzüchtung“ einer sogenannte „Herrenrasse“ zu instrumentalisieren. Da diese Fragestellung bisher nicht aufgegriffen wurde, überprüft die hier vorliegende Dissertation, inwiefern die transgenerationale Weitergabe unbewusster Übernahmen der damaligen Doktrin einen Einfluss auf das Frauen- und Mutterbild der Nachkriegszeit bis heute ausübt.
Soziale Arbeit 8-9/2023
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