Inhalt
Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft
1-2022: Vor der Tür. Intersektionale Dimensionen von Armut und Ausbeutung
Schwerpunkt
Brigitte Bargetz / Jana Günther: Armut als Baustelle: intersektional feministische Interventionen. Einleitung
Tine Haubner / Mike Laufenberg: Ländliche Armut im Kontext der Reproduktionskrise ̶ Beitrag zu einer intersektionalen Armutsforschung
Hannah-Maria Eberle: Kapitalistische Strukturlogiken in der neuen Mitleidsökonomie
Christopher Wimmer: Existenzielle Bedrohung und Entwürdigung. Armut, Gewalt und Wohnungslosigkeit im Alltag marginalisierter Frauen
Forum
Dina Bolkan: Zur politischen Ökonomie der Arbeitsmigration in der Landwirtschaft. Eine transregionale Perspektive auf Hypermobilität, Subsistenzketten und die Subsistenzkrise
Friederike Beier: Kinder, Küche, COVID – Materialistisch-feministische staatstheoretische Perspektiven auf die Regierung von Care-Arbeit in der Pandemie
Brigitte Temel: Best Practice: Gewaltschutz im Zeichen von COVID-19
Tagespolitik
Nicola Spakowski: Frauen in China: Konservative Wende der Frauenpolitik unter Xi Jinping
Renate Kreile: Back to the Future? Die Geschlechterpolitik der Taliban als Schlüsselelement ihrer Herrschaftskonzeption und weibliche Überlebensstrategien
Sarah Clasen: Debatten um Schwangerschaftsabbruch. Der Kampf um reproduktive Rechte dauert an
Gabriele Wilde: Mit allen Folgen für die demokratische Gesellschaft: Gender-Narrative im AfD-Wahlprogramm 2021
Lehre und Forschung
Kurznachrichten
Bundeskonferenz der Frauen- und Gleichstellungsbeauftragten an Hochschulen: Auszüge aus dem offenen Brief „Mehr Fortschritt wagen: Geschlechter- gerechtigkeit in Wissenschaft und Hochschule im Koalitionsvertrag“
Interview mit Sarah Czerney & Lena Eckert, zwei der Herausgeber_innen der 2022 erscheinenden Publikation «Mutterschaft und Wissenschaft in der Pandemie»
Rezensionen
Makda Isak: Kitchen Politics (Hg.): Mehr als Selbstbestimmung! Kämpfe für reproduktive Gerechtigkeit
Carla Ostermayer: Moritz Altenried, Julia Dück, Mira Wallis (Hg.): Plattformkapitalismus und die Krisen der sozialen Reproduktion
Manuela Stein da Silva Barbosa: Emma Dowling: The Care Crises. What Caused It and How Can We End It?
Karin Gottschall / Ruth Abramowski: Sammelrezension: Gute (Sorge-)Arbeit postmigrantisch gelesen
Zoe* Steinberger: Francis Seeck: Care trans_formieren. Eine ethnografische Studie zu trans und nicht-binärer Sorgearbeit
Dorothee Beck: Helga Krüger-Kirn und Leila Zoë Tichy (Hg.): Elternschaft und Gender Trouble. Geschlechterkritische Perspektiven auf den Wandel der Familie
Tanja Gäbelein / Peps Gutsche / Caroline Inhoffen: Johanna Sigl, Katharina Kapitza, Karin Fischer (Hg.): Facetten des Antifeminismus. Angriffe und Eingriffe in Wissenschaft und Gesellschaft
Christine Buchwald: Gaby Zipfel, Regina Mühlhäuser, Kirsten Campbell (Hg.): Vor aller Augen. Sexuelle Gewalt in bewaffneten Konflikten
Katharina Tomas: Isabel Käser: The Kurdish Women’s Freedom Movement. Gender, Body Politics and Militant Femininities
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Abstracts
Ländliche Armut im Kontext der Reproduktionskrise – Beitrag zu einer intersektionalen Armutsforschung (Tine Haubner, Mike Laufenberg)
Ländliche Armut stellt ein wissenschaftlich vernachlässigtes und zugleich komplexes Phänomen dar, in dem sich verschiedene Ungleichheitsrelationen in den Dimensionen von Geschlecht, Klasse und Raum kreuzen und überlagern. Um die Intersektionalität ländlicher Armut gesellschaftsanalytisch einzubetten, votiert der Beitrag für eine Betrachtung des Phänomens aus der Perspektive von Theorien sozialer Reproduktion. In diesem Rahmen werden aktuelle Forschungsbefunde einer feministischen politischen Ökonomie ländlicher Armutsräume präsentiert, die zeigen, dass ländliche Armut nicht nur als Resultat politischen Handelns verstanden werden kann, bei dem Betroffene sich zunehmend selbst überlassen werden; vielmehr werden ländliche Armutsbetroffene und insbesondere Frauen der Arbeiter*innenklasse auf doppelte Weise ausgebeutet. Schlagwörter: Ländliche Gesellschaft, Armut, Intersektionalität, soziale Reproduktion
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Kapitalistische Strukturlogiken in der neuen Mitleidsökonomie (Hannah-Maria Eberle)
Der Begriff der neuen Mitleidsökonomie beschreibt ein System, in dem unbezahlt Tätige von Armut betroffene Menschen mit Lebensmitteln, Kleidung oder anderen existenziellen Gütern versorgen. Gemeint sind Tafeln, Sozialkaufhäuser oder Wärmestuben für Wohnungslose und in einem erweiterten Verständnis auch foodsharing-Initativen, Nachbarschaftsküchen oder onlinebasierte Secondhand-Angebote. Das unbezahlte Engagement der freiwillig Helfenden oder Aktivist*innen wird zumeist als Arbeit aus Liebe, Fürsorge oder Mitleid verhandelt und die Notwendigkeit der Arbeit somit unsichtbar gemacht. Anlehnend an die feministisch-marxistische Kritik der 1970er- und 1980er-Jahre weist der Artikel erstens auf den reproduktiven Charakter dieser Tätigkeiten und deren gesellschaftliche Notwendigkeit hin. Die Ausbeutungsdimension der teilweise nur vermeintlich Freiwilligen wird herausgearbeitet sowie das System insgesamt in die aktuelle Sozialpolitik eingeordnet. Zweitens nimmt der Artikel weitere kapitalistische Strukturlogiken in den Blick und verdeutlicht die mögliche Konsequenz, nämlich die Entstehung eines parallelen, zweiten Versorgungsmarkts für Armutsbetroffene. Schlagwörter: Armut, Reproduktionsarbeit, Wohlfahrtsstaat, Ehrenamt
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Existenzielle Bedrohung und Entwürdigung. Armut, Gewalt und Wohnungslosigkeit im Alltag marginalisierter Frauen (Christopher Wimmer)
Der Beitrag beschäftigt sich mit spezifischen Armutslagen von Frauen, wobei der Marginalisierungsbegriff in den Mittelpunkt gerückt wird. Die drei Phänomene Armut, Gewalterfahrungen und Wohnungslosigkeit werden als zentrale Aspekte des Alltags von marginalisierten Frauen bestimmt und dargestellt. Insgesamt sind in der sozialen Ungleichheitsforschung Studien zu gesellschaftlicher Marginalisierung schon rar, empirische Untersuchungen (quantitativ wie qualitativ) zur Marginalisierung von Frauen sind noch seltener. Anhand von neun Interviews mit armen und marginalisierten Frauen, die mit der dokumentarischen Methode ausgewertet wurden, verdeutlicht der Beitrag, wie die Befragten ihren Alltag gestalten und wie sie mit ihrer Armut und Marginalisierung umgehen. Somit wird eine Perspektive verfolgt, die von den Frauen selbst ausgeht und zeigt, wie sie diese Phänomene konkret erfahren und mit ihnen umgehen. Zentral dabei ist der Kampf der befragten Frauen um gesellschaftliche Respektabilität. Schlagwörter: Marginalisierung, Gewalt gegen Frauen, Armut, Wohnungslosigkeit
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