Inhalt
GENDER – Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft
1-2023: Digitale Transformation und Gender Bias
Hrsg.: Leonie Bröcher / Eva Gredel / Laura Schelenz
Leonie Bröcher / Eva Gredel / Laura Schelenz: Vorwort: Digitale Transformation und Gender Bias
Schwerpunkt/Essays
Renate Baumgartner / Waltraud Ernst: Künstliche Intelligenz in der Medizin? Intersektionale queerfeministische Kritik und Orientierung
Fabian Lütz: Algorithmische Entscheidungsfindung aus der Gleichstellungsperspektive – ein Balanceakt zwischen Gender Data Gap, Gender Bias, Machine Bias und Regulierung
Merle Hinrichsen: #Widerstand. Erfahrungen von Sexismus und Rassismus in den Biografien junger Frauen of Color und ihre öffentliche Artikulation in sozialen Medien
David Meier-Arendt: Antifeministische Männlichkeit(en) im Netz: digitale Transformation und technisch vermittelte Agitation
Sol Martinez Demarco: From digital inclusion to IT appropriation: gendered aspects of appropriation imaginary and practices
Offener Teil/Essays: Open Part
Ilona Kunkel: Die Braut mit der Axt. Zum ambivalenten Spiel mit dem kunsthistorischen Kanon in der russischen feministischen Gegenwartskunst
Laura Wortmann: Probleme und Potenziale gendermedizinischer Operationalisierung von Geschlecht
Corinna Lawitzky / Antje Weyh: Der Preis von Mutterschaft – die Lohnlücke zwischen Frauen mit und ohne Kinder in Ost- und Westdeutschland
Katharina Wedler / Juliane Müller de Acevedo: Bildungsmobilität in Brasilien und Kolumbien anhand von Lebensverlaufsanalysen
Rezensionen/Book Reviews
Birte Christ: Lisa Yashodara Haller/Alicia Schlender (Hrsg.), 2022: Handbuch Feministische Perspektiven auf Elternschaft
Mareike Gronich: Melanie Groß/Katrin Niedenthal (Hrsg.), 2021: Geschlecht: divers. Die „Dritte Option“ im Personenstandsgesetz – Perspektiven für die Soziale Arbeit
Roxana Lisaru: May Ayim, 2021: Grenzenlos und unverschämt
Christa Wichterich: Julia Dück, 2022: Soziale Reproduktion in der Krise. Sorgekämpfe in Krankenhäusern und Kitas
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Abstracts
Künstliche Intelligenz in der Medizin? Intersektionale queerfeministische Kritik und Orientierung (Renate Baumgartner, Waltraud Ernst)
Algorithmen werden als zentrale Akteure der digitalen Transformation gehandelt. Künstliche Intelligenz (KI) wird als Lösung für dringende aktuelle und zukünftige Probleme in der Medizin gerahmt. Der Beitrag geht der Frage nach, wie – oft unbewusst – faktisch diskriminierende Werte sozialer Ordnung in Algorithmen eingeschrieben werden und der weithin beklagte Gender Bias sowie rassistische Diskriminierung fortgeschrieben oder sogar verstärkt wird. Es wird erörtert, wie eine mit KI verbundene Automatisierung von Diskriminierung Ansprüche an ein gleichberechtigtes Zusammenleben vielfältiger und widersprüchlicher menschlicher Existenz erneut breit diskutierbar macht. Im Beitrag werden diese Fragen anhand des Einsatzes von KI bei der Hautkrebs- und der Brustkrebsdiagnose erörtert. Diese werden mit theoretischen und methodischen Zugängen aus der Genderforschung, die sozialen Konstruktivismus, Poststrukturalismus und New Materialism mit Ansätzen der Intersektionalitätsforschung und der Queer Theory verbinden, konfrontiert. Schlüsselwörter: Intersektionalität, Gesundheitsversorgung, Digitalisierung, Algorithmen, Hautkrebs, Brustkrebs
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Algorithmische Entscheidungsfindung aus der Gleichstellungsperspektive – ein Balanceakt zwischen Gender Data Gap, Gender Bias, Machine Bias und Regulierung (Fabian Lütz)
Der Beitrag analysiert, inwieweit Algorithmen bei der Erreichung der Gleichstellungsziele hilfreich oder hinderlich sind, insbesondere unter Berücksichtigung der Phänomene des Gender Bias, Gender Data Gap und des Machine Bias. Am Beispiel von Rekrutierungsalgorithmen werden insbesondere die negativen Konsequenzen für die Gleichstellung von Männern und Frauen erläutert. Der Beitrag zeigt aber auch auf, inwieweit Algorithmen gezielt für die Erreichung von Gleichstellungszielen verwendet werden könnten, unter anderem zur Verfolgung positiver Maßnahmen und zur Aufdeckung von Diskriminierungen. Schlüsselwörter: Algorithmen, Gender Bias, Gender Data Gap, Machine Bias, Rekrutierungsalgorithmen, Gleichstellung
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#Widerstand. Erfahrungen von Sexismus und Rassismus in den Biografien junger Frauen of Color und ihre öffentliche Artikulation in sozialen Medien (Merle Hinrichsen)
Davon ausgehend, dass der digitale Wandel folgenreich für Subjekte und ihre Lebenswelten ist, untersucht der Beitrag aus einer intersektionalen und biografieanalytischen Perspektive die biografische Bedeutung von Selbstpräsentationen in sozialen Medien für den Widerstand gegen erfahrenen Sexismus und Rassismus. Soziale Medien werden dabei als Kontext der (Re-)Produktion und Irritation von Macht- und Ungleichheitsverhältnissen betrachtet. Entlang der Biografien junger Frauen of Color und ihrer Instagram-Posts wird am Beispiel zweier Fallstudien empirisch gezeigt, wie die digitalen Selbstpräsentationen in Biografien eingeflochten sind und welche Möglichkeiten für Selbstkonstruktionen und Widerstand, aber auch, welche Risiken und Begrenzungen mit ihnen verbunden sind. Schlüsselwörter: Soziale Medien, Widerstand, Rassismus, Sexismus, Gender, Biografie
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Antifeministische Männlichkeit(en) im Netz: digitale Transformation und technisch vermittelte Agitation (David Meier-Arendt)
Der vorliegende Beitrag untersucht die Funktions- und Wirkungsweisen antifeministischer Agitation in den sozialen Medien als eine vergeschlechtlichte und technisch vermittelte Form der Propaganda. Als empirische Grundlage der Analyse dienen leitfadengestützte Tiefeninterviews mit männlich sozialisierten Personen, die rechte und antifeministische Topoi in ihren Posts reproduziert haben. Die Analyse dieses Datenmaterials zielt darauf ab, herauszuarbeiten, wie antifeministische Agitation in den sozialen Medien wirkt und wie die (Re-)Produktion dieser Agitation in diesen Medien funktioniert. Diese Untersuchung kommt zu dem Schluss, dass diese Reproduktion nicht nach einem ‚Top-down‘-Prinzip funktioniert, vielmehr ermöglicht sie, diese technisch vermittelte Form der Agitation den befragten Nutzern, mit persönlichen Erfahrungen zu partizipieren und die Agitation dann als eine modifizierte weiter zu teilen. Schlüsselwörter: Männlichkeit, Subjektivierung, Antifeminismus im Netz, Soziale Medien, Grounded Theory
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From digital inclusion to IT appropriation: gendered aspects of appropriation imaginary and practices (Sol Martinez Demarco)
The gender digital divide is a well-known research and policy topic. Policy discourses emphasise the inclusion aspect focusing on equal opportunities and economic empowerment. Critical analyses of the inclusion narrative stress its universalist and normative perspective which implicitly excludes and determines what gender technology inclusion means. This contribution focuses on an alternative perspective developed in Latin America: appropriation of technologies. This approach foregrounds the socio-cultural and economic inequalities present in the Global South. Based on a case study of a transfeminist IT community from Argentina, this paper analyses the transformative aspects of this collective’s imaginary and practices. It argues that this approach is relevant to other Global South contexts where similar communities exist and provides us with a better understanding of possibilities and limits of inclusion in the digital technologies sector. Keywords: gender digital inclusion, appropriation of technologies, imaginaries, practices, IT communities
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Die Braut mit der Axt. Zum ambivalenten Spiel mit dem kunsthistorischen Kanon in der russischen feministischen Gegenwartskunst (Ilona Kunkel)
Die russische feministische Kunstszene wächst stetig, und weist eine große Heterogenität auf. Dennoch sind nur wenige Akteur*innen international bekannt. Die vorliegende Untersuchung begegnet diesem Problem und setzt sich zum Ziel, eine Strömung innerhalb dieser Szene für den internationalen feministischen Diskurs zu erschließen: Im Fokus stehen Arbeiten, die sich auf subtile und kulturspezifische Art mit traditioneller russischer Femininität auseinandersetzen. Diese Arbeiten inszenieren ein ambivalentes Spiel, das in der Imitation und Irritation des visuellen Kanons besteht. Vorliegend wird dieses künstlerische Spiel als Strategie des Active Self-Othering beschrieben und am Beispiel des Brautmotivs diskutiert. Dabei wird die ikonografisch/ikonologische Methode nach Panofsky hinzugezogen und um die Ikonologie des Performativen nach Wulf und Zirfas erweitert. Die Falluntersuchung verdeutlicht das Potenzial des Active Self-Othering für die feministische Kunst in konservativen und/oder autoritären Gesellschaften. Durch subtile Brüche mit der ikonografischen Tradition erweitern die Künstler*innen das visuelle Repertoire des Femininen. Schlüsselwörter: Feministische Gegenwartskunst, Russland, Brautmotiv, Othering, Ikonografie/Ikonologie, Performativität
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Probleme und Potenziale gendermedizinischer Operationalisierung von Geschlecht (Laura Wortmann)
Die Gendermedizin hat in den letzten Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Kritik an androzentrischen Wissenspraktiken, vergeschlechtlichte Objekt-Subjekt-Relationen und der Gender Data Gap bildeten den Keim gendermedizinischer Forschung. Die Geschlechterperzeption kann als eine Schlüsselfrage der Gendermedizin verstanden werden, welche die Operationalisierung von Geschlecht intradisziplinär verhandelt. Bislang scheitert sie dabei an einer homogenen Definition und hält an Paradigmen quantitativer Wissenspraktiken fest. Die Komplexität der Kategorie Geschlecht verlangt jedoch nach vielschichtigen Betrachtungen, die über disziplinäre Grenzen hinausgehen. Insgesamt bieten die in den Wissenspraktiken, der Geschlechterperzeption und dem inter-/transdisziplinären Verständnis verorteten Forschungsfelder um die Operationalisierung von Geschlecht Räume, in denen sich die Gendermedizin, Feminist Science Studies, Gender Studies und weitere treffen können und müssen. Schlüsselwörter: Gendermedizin, Geschlecht, Wissenspraktiken, Interdisziplinarität, Transdisziplinarität, Feminist Science Studies
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Der Preis von Mutterschaft – die Lohnlücke zwischen Frauen mit und ohne Kinder in Ost- und Westdeutschland (Corinna Lawitzky, Antje Weyh)
Die vorliegende Studie analysiert die Lohnlücke zwischen Frauen mit und ohne Kinder vor dem Hintergrund unterschiedlicher gesellschaftlicher Rollenbilder in Ost- und Westdeutschland. Die Datengrundlage bildet die Beschäftigtenhistorik des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, die Angaben zu allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Deutschland enthält. Vollzeitbeschäftigte Frauen mit Kindern verdienen weniger als Frauen ohne Kinder, wobei dieser Lohnunterschied in Westdeutschland deutlich größer ausfällt als in Ostdeutschland. Mittels einer Oaxaca-Blinder-Zerlegung weisen wir wichtige Einflussfaktoren aus und können einen bereinigten Lohnunterschied ermitteln. Dabei deuten die Ergebnisse der Zerlegungen darauf hin, dass historische Unterschiede bezüglich der gesellschaftlichen Leitbilder zur Mutterrolle in Ost- und Westdeutschland weiterhin bestehen. Die Abkehr vom traditionellen Bild der Mutterrolle ist somit nach wie vor relevant für den Abbau des Lohnnachteils für Mütter. Schlüsselwörter: Lohn, Motherhood Wage Penalty, Oaxaca- Blinder-Zerlegung, Traditionelle Rollenbilder
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Bildungsmobilität in Brasilien und Kolumbien anhand von Lebensverlaufsanalysen (Katharina Wedler, Juliane Müller de Acevedo)
Lateinamerika mit sehr diversen Entwicklungsständen ist einerseits als Kontinent heterogener Länderhistorien zu betrachten, zugleich aber auch Sammelbecken dezentralisierter Bildungssysteme, aus denen stark differenzierende Karrierewege resultieren. In kaum einem gesellschaftlichen Bereich haben soziale Disparitäten einen solch starken Einfluss auf die Mobilität wie in der Bildung, sie sollen exemplarisch anhand von Brasilien und Kolumbien mithilfe von Lebensverlaufsanalysen gezeigt werden. Wenn Ungleichheiten, die auf Herkunft und Milieu zurückgehen, nicht durch institutionelle Bildung kompensiert, sondern, wie anhand der Darlegung der Bildungssysteme Kolumbiens und Brasiliens, verschärft bzw. konzediert werden, ist der individuelle Bildungsaufstieg herausfordernd und gelingt nur wenigen. Vielmehr manifestiert sich in diesen Ländern eine Reproduktion sozialer Disparitäten, bedingt durch die institutionelle Diskriminierung, die Aufstiegsprozesse und Habitustransformationen kaum begünstigen. Schlüsselwörter: Bildungsmobilität, Soziale Ungleichheit, Disparitäten, Schulsystem, Brasilien, Kolumbien
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