Inhalt
ZISU – Zeitschrift für interpretative Schul- und Unterrichtsforschung
Heft 7 (2018): Berufskultur und Lehrersein. Kulturtheoretische Zugänge in der Lehrerforschung
Hrsg. von: Rolf-Torsten Kramer, Till-Sebastian Idel & Matthias Schierz
Editorial
Rolf-Torsten Kramer / Till-Sebastian Idel / Matthias Schierz: Habitus und Berufskultur von Lehrkräften. Kulturtheoretische und praxeologische Zugänge. Ein Basisbeitrag zur Einführung
Thementeil
Matthias Schierz / Hilke Pallesen / Ann Kristin Haverich: „Aber erstmal hast du das Wort“ – Eine qualitativrekonstruktive Fallstudie zur Ausbildungsinteraktion und fachkulturellen Sozialisation im Praxissemester Sport
Nina Meister: Transformationsprozesse durch universitäre Krisenerfahrungen? Die Entwicklung eines fachspezifischen Habitus von Sport- Lehramtsstudierenden
Uwe Hericks / Julia Sotzek / Anna Rauschenberg / Doris Wittek / Manuela Keller-Schneider: Habitus und Normen im Berufseinstieg von Lehrer*innen – eine mehrdimensionale Typenbildung aus der Perspektive der Dokumentarischen Methode
Julia Sotzek: Lehrer*innenhabitus und Emotionen – methodologische und empirische Überlegungen zur Bedeutung von Emotionen für die berufliche Praxis
Katharina Graalmann: „man muss halt wissen wo ist gut wo fängt Lehrer an und wo fängt Lehrer auf“ – zu habituell-dilemmatischen Aushandlungsprozessen einer Gesamtschullehrerin
Katrin Huxel: Lehrer*insein in der Migrationsgesellschaft. Professionalisierung in einem widersprüchlichen Feld
Allgemeiner Teil
Daniel Goldmann: Unter Lehrkräften. Zum Verhältnis von Kollegialität und Professionalität
Simone Abels / Christine Heidinger / Brigitte Koliander / Thomas Plotz: Die Notwendigkeit der Verhandlung widersprüchlicher Anforderungen an das Lehren von Chemie an einer inklusiven Schule – Eine Fallstudie
Diskussion
Thomas Wenzl: Die Lehrkraft als Repräsentant des Allgemeinen. Professionalisierungstheoretische Überlegungen jenseits der Spannung von Spezifität und Diffusität
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Abstracts
„Aber erstmal hast du das Wort“ – Eine qualitativrekonstruktive Fallstudie zur Ausbildungsinteraktion und fachkulturellen Sozialisation im Praxissemester Sport (Matthias Schierz, Hilke Pallesen, Ann Kristin Haverich)
Der vorliegende Beitrag thematisiert die Verberuflichungs- und Sozialisationsprozesse von Sportstudierenden in der Auseinandersetzung mit den fachkulturellen Normen, Praktiken und Orientierungen des Berufsfelds Schule im Rahmen des Praxissemesters. Fachkulturelle Sozialisation vollzieht sich in diesen Praxisphasen nicht nur, aber durchaus dominant in den Ausbildungsinteraktionen zwischen Studierenden und ihren schulischen Mentor*innen. Diese leiten die Praxis, das „Mit-Tun“ im fachlichen Feld und die Muster der Arbeits-, Diskussions- und Reflexionsweisen an, in denen der fachspezifische Habitus größtenteils unbewusst angeeignet wird. Dieser Beitrag verfolgt das Anliegen, die Praxisformen dieser Ausbildungsinteraktion hinsichtlich ihrer Bedeutung für die fachkulturelle Sozialisation anhand der Rekonstruktion einer Unterrichtsnachbesprechung zwischen Mentorin und Studentin zu untersuchen. Schlagwörter: Ausbildungsinteraktion, Habitusrekonstruktion, Praxissemester
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Transformationsprozesse durch universitäre Krisenerfahrungen? Die Entwicklung eines fachspezifischen Habitus von Sport- Lehramtsstudierenden (Nina Meister)
Das Lehramtsstudium kann in Hinblick auf die (berufs-)biographische Entwicklung von Studierenden zahlreiche Anlässe für Krisen bieten, die unterschiedlich wahrgenommen und bearbeitet werden. Daran anknüpfend stellt sich die Frage, ob oder in welchem Maße Studierende in der Auseinandersetzung mit potentiell krisenhaften Studienerfahrungen einen fachspezifischen Habitus entwickeln (oder bereits besitzen), wie sich dieser konturiert und wie bzw. ob sich dieser Entwicklungsprozess empirisch fassen lässt. Mit dokumentarischen Rekonstruktionen von zwei Gruppendiskussionen mit Sport-Lehramtsstudierenden, die im Abstand von einem Jahr stattfanden, ist anzunehmen, dass die Art und Weise des Erlebens und des Umgangs mit den im Studium wahrgenommenen Irritationen habituell (vor-)geprägt ist, wobei habituelle Veränderungen ermöglicht oder gar gefordert sind, sich aber auch durch fachkulturelle Spezifika auszuzeichnen scheint. Dieser Beitrag ist im Rahmen eines laufenden Forschungsprojektes an der Schnittstelle von Fachkultur- und Professionsforschung verortet, das der übergeordneten Frage nach dem fachspezifischen Professionsverständnis von Sport Lehramtsstudierenden bzw. ihrem „Fachhabitus“ nachgeht. Schlagwörter: Kollektive Orientierungen, Habitus, Habitustransformation, Fachkultur, Professionsforschung, Dokumentarische Methode
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Habitus und Normen im Berufseinstieg von Lehrer*innen – eine mehrdimensionale Typenbildung aus der Perspektive der Dokumentarischen Methode (Uwe Hericks, Julia Sotzek, Anna Rauschenberg, Doris Wittek, Manuela Keller-Schneider)
Der Beitrag präsentiert zentrale Ergebnisse einer rekonstruktiven Studie zum Berufseinstieg von Lehrerinnen und Lehrern. Untersucht wird die Frage, wie sich berufseinsteigende Lehrpersonen im Medium ihres Habitus mit wahrgenommenen Normen des beruflichen Handelns auseinandersetzen und diese bearbeiten. Grundlage bilden narrative Interviews mit 30 deutschen und schweizerischen Lehrpersonen des Gymnasiums und der Primarstufe, die über zwei Jahre in ihrem Berufseinstieg begleitet wurden. In der Auswertung mittels Dokumentarischer Methode konnten zwei modi operandi der Auseinandersetzung mit Spannungsverhältnissen zwischen den berufsbezogenen Habitus der Lehrpersonen und den von ihnen wahrgenommenen Normen rekonstruiert werden. Die Habitus gestalten sich in empirisch differenzierbaren konjunktiven Erfahrungsräumen der organisationsbezogenen und der unterrichtsbezogenen Interaktion unterschiedlich aus. Die Analysen lassen Prozessstrukturen der habituellen Bewältigung alltäglicher beruflicher Praxis erkennbar werden. Schlagwörter: Professionsforschung, Berufseinstieg, berufliche Anforderungen, Habitus, Dokumentarische Methode
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Lehrer*innenhabitus und Emotionen – methodologische und empirische Überlegungen zur Bedeutung von Emotionen für die berufliche Praxis (Julia Sotzek)
Der Beitrag fragt nach der Bedeutung von Emotionen für das berufliche Handeln von Lehrer*innen im Berufseinstieg. Diskutiert wird, wie es das Konzept des Habitus in der Perspektive der Dokumentarischen Methode ermöglicht, diese Bedeutung von Emotionen zu erfassen, und welches Erkenntnispotenzial wiederum Emotionen für die Erschließung eines Lehrer*innenhabitus von Berufseinsteiger*innen eröffnen. Datengrundlage bilden leitfadengestützte narrative Interviews. Emotionen werden als Ausdruck des Erlebens habitueller Verunsicherung oder Bestärkung gefasst. Untersucht wird die Art und Weise des Erlebens der habituellen Auseinandersetzung mit wahrgenommenen Normen. Es zeigt sich, dass die Rekonstruktion von Emotionen einen Zugang zu Spannungsverhältnissen zwischen Habitus und wahrgenommenen Normen eröffnet und umgekehrt. Schlagwörter: Emotionen, Habitus, Spannungsverhältnisse, Dokumentarische Methode, Berufseinstieg von Lehrpersonen
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„man muss halt wissen wo ist gut wo fängt Lehrer an und wo fängt Lehrer auf“ – zu habituell-dilemmatischen Aushandlungsprozessen einer Gesamtschullehrerin (Katharina Graalmann)
Frau Adler ist Lehrerin an einer Gesamtschule. Ausgewählte Passagen ihrer Falldarstellung bieten die Ausgangsfolie für eine Auseinandersetzung mit dem sich in ihrem Interview dokumentierenden Orientierungsdilemma, zwischen ihrer privaten und ihrer Lehrerinrolle authentisch zu differenzieren, um passend im Feld der Schule mit ihren Schüler*innen interagieren zu können. Das Habituskonzept nach Bourdieu sowie dessen methodologisch-methodische Funktion in der Dokumentarischen Methode nach Bohnsack sind hierbei leitend. Dass jede Person mehrere Habitus hat und diese feldspezifisch variabel sein können, wird ebenso deutlich wie Frau Adlers Distinktionsstreben im Vergleich zu ihren Kolleg*innen. Die Ausgestaltung eines Lehrer*innenhabitus lässt sich somit exemplarisch skizzieren. Schlagwörter: Lehrer*innenhabitus, Dokumentarische Methode, Feld-Habitus-Dialektik
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Lehrer*insein in der Migrationsgesellschaft. Professionalisierung in einem widersprüchlichen Feld (Katrin Huxel)
Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, wie sich der monolinguale berufliche Habitus von Lehrkräften verändern lässt. Dazu werden zunächst allgemein schultheoretisch Bedingungen des Feldes Schule in Bezug auf Mehrsprachigkeit rekonstruiert und es wird gezeigt, dass sich für den Umgang mit Mehrsprachigkeit spezifische Antinomien ergeben. Am Beispiel einer Schule, in der eine ‚mehrsprachigkeitsfreundliche‘ Schulkultur herrscht, wird gezeigt, dass diese Antinomien, aber auch die jeweilige Schulkultur den beruflichen Habitus beeinflussen und die Öffnung für andere Sprachen begünstigen oder erschweren. Dies wird an Interviews mit zwei Lehrkräften, die in unterschiedlichen Verhältnissen zur Schulkultur stehen, rekonstruiert. Schlagwörter: Lehrerprofessionalität, Migrationsgesellschaft, Lehrerhabitus, Schulkultur
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Unter Lehrkräften. Zum Verhältnis von Kollegialität und Professionalität (Daniel Goldmann)
Als zentrales Merkmal der Berufskultur von Lehrkräften wurde wiederholt der hohe Autonomieanspruch in der Unterrichtsdurchführung wie auch bei Entscheidungen über seine organisationale Rahmung hervorgehoben. Zur Erklärung dieses Anspruchs wird eine unter den Lehrkräften herrschende Kollegialität angeführt, die eine Einmischung in den jeweils anderen Unterricht vor inkompetenten oder unsachgemäßen Einflüssen verhindere und ermögliche, die „endemischen Unsicherheiten“ (Lortie) des Lehrer*innenberufs zu bewältigen. In Anschluss an die bisherige Theoriebildung und Forschung zu diesem Aspekt der Berufskultur werden zwei Erweiterungen formuliert. Zum einen präsentiert der Beitrag ein (meta-)theoretisches Begriffsangebot zur Erforschung der Kollegialität unter Lehrkräften. Zum anderen wird die Praxis der Kollegialität und damit die Gewährung und Durchsetzung von Autonomie zum Forschungsgegenstand gemacht. Die rekonstruierten Daten verdeutlichen nicht nur gängige Praxisformen der Kollegialität in Schulen, sondern verweisen des Weiteren darauf, dass Kollegialität zwar auch als Ausdruck von Profession verstanden werden kann, gleichzeitig aber die Gefahr besteht, dass darüber individuelle Professionalisierungsdefizite verdeckt und nicht über eine professionsinterne ‚Qualitätssicherung‘ bearbeitet werden. Schlagwörter: Lehrerautonomie, Kollegialität, Geselligkeit, Professionalität, Lehrerinteraktion, Konflikte, Gruppendiskussion, Organisation
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Die Notwendigkeit der Verhandlung widersprüchlicher Anforderungen an das Lehren von Chemie an einer inklusiven Schule – Eine Fallstudie (Simone Abels, Christine Heidinger, Brigitte Koliander, Thomas Plotz)
Inklusiver Unterricht ist in den letzten Jahren stärker in den Fokus von Schulentwicklung gerückt und stellt Lehrpersonen vor die Anforderung, ihren Unterricht zu verändern. Dabei ist vor allem die Vereinbarkeit mit der Vermittlung von fachlichen Inhalten problematisch und wenig erforscht. In der vorliegenden Fallstudie steht der Unterricht einer Chemielehrerin an einer inklusiven Schule im Fokus der Analyse. Der dokumentarischen Methode folgend wird der handlungsleitende Orientierungsrahmen der Lehrerin rekonstruiert. Es zeigt sich, dass der Orientierungsrahmen zwar partizipationsorientiert ist, dies aber weder den Anforderungen inklusiven Unterrichts noch jenen des Fachunterrichts genügt. Schlagwörter: Inklusion, Partizipation, Fachunterricht, Chemie, fragend-entwickelndes Unterrichtsgespräch, Sekundarstufe I, Dokumentarische Methode, Orientierungsrahmen
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Die Lehrkraft als Repräsentant des Allgemeinen. Professionalisierungstheoretische Überlegungen jenseits der Spannung von Spezifität und Diffusität (Thomas Wenzl)
Die Annahme einer Spannung zwischen spezifischen und diffusen Beziehungsmomenten in der schulunterrichtlichen Interaktion stellt ein zentrales Verbindungsstück zwischen dem strukturtheoretischen pädagogischen Professionalisierungsdiskurs und der allgemeinen Professionstheorie dar. Der Aufsatz kritisiert, dass diese Spannung dem kollektiven und gesprächsöffentlichen Charakter des schulischen Unterrichts nicht gerecht wird. Im Anschluss an Emile Durkheim, der sich der Rolle von Lehrer*innen im Unterricht über die Frage nähert, was es für diese bedeute, Schulklassen, und nicht bloß individuellen Schüler*innen, gegenüberzustehen, wird argumentiert, dass die der Professionstheorie entlehnte Annahme einer Spannung zwischen Spezifität und Diffusität in professionellen beruflichen Praxen sich im schulischen Unterricht vor allem als ein Aufeinanderprallen eines unterrichtlichen Allgemeinheitsanspruchs und immer wieder in den Unterricht einbrechenden partikularen gedanklichen Äußerungen von Schüler*innen erweist. Schlagwörter: Pädagogischer Professionalisierungsdiskurs, Professionstheorie, unterrichtliche Interaktion, klassenöffentlicher Unterricht, Lehrerrolle
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