Beschreibung
In dieser Studie wird die Geschichte der Familie Nour nachgezeichnet: Es ist die Geschichte eines Bauarbeiters und seiner Frau, die als Ehepaar in den 1970er Jahren aus Marokko ausgewandert sind, um in Frankreich ein neues Leben zu beginnen. Ihre acht Kinder sind alle in Frankreich geboren und aufgewachsen. Während die älteste Tochter Jura studiert, sitzt einer der Söhne für vier Jahre im Gefängnis, drei weitere Söhne werden Arbeiter. Ihre Geschichte kann als exemplarisch für eine Vielzahl von Familien verstanden werden, die aufgrund der prekären Lebenssituation mit ähnlichen Schwierigkeiten konfrontiert sind. Das Ergebnis ist eine vertiefte Fallstudie, die unter anderem die Dynamik zwischen Eltern und Geschwistern sowie die Wechselwirkungen dieser Familiengruppe mit institutionellen und staatlichen Akteuren nachzeichnet. Der Theoriegehalt dieser detaillierten Einzelfallstudie wird im ersten Nachwort diskutiert, das die grundlagentheoretischen Implikationen des langfristig orientierten Handlungsvermögens unter den extrem schwierigen Lebensbedingungen der Prekarität und der Diskreditierung ausformuliert. Dabei spielt das biographische Kapital der Familie und die persönliche Offenheit gegenüber den Anforderungen und Chancen der französischen Gesellschaft eine zentrale Rolle. In einem im Jahr 2013 ergänzten Nachwort wird nachgezeichnet, wie das Leben der Familie Nour in den zehn Jahren nach der Hauptstudie weiterging.
Die Autorin hat die Familie über sechs Jahre hinweg begleitet und sie zehn Jahre nach dem ersten Erscheinen dieses Buches im Jahr 2001 wieder getroffen. Die Familie steht exemplarisch für viele Familien mit ähnlichen Schwierigkeiten, die aus ihren prekären Lebenssituationen hervorgehen und die ähnliche Handlungsverläufe entwickelt haben. Das Ergebnis ist eine detaillierte Studie, die neben anderen Themen versucht, sowohl die Aushandlung der Geschlechterverhältnisse zwischen Eltern wie auch unter den Geschwistern über den Zeitverlauf nachzuzeichnen ebenso wie die intergenerationalen Beziehungen in der Familie im Anschluss an Norbert Elias‘ Konzept der „Figuration“ nachzuzeichnen. Die sozialanthropologische Perspektive macht es möglich, Interaktionen der Familienmitglieder mit institutionellen Fachpersonen in ihrer Sozialwohnungssiedlung in den Blick zu nehmen: Lehrpersonen, Sozialarbeiter*innen, Polizist*innen, Richter*innen, Ärzt*innen usw. Françoise Lorcerie schreibt treffend in ihrem Vorwort: „Die Bedeutung und oft auch der Reiz dieses Buches beruhen darauf, dass die Autorin die Analyse für die Theorieentwicklung an der Schnittstelle von Mikro- und Makroebene nutzt, herausgearbeitet am Beispiel der Lebensgeschichte einer Großfamilie in einem Arbeiterviertel in einer französischen Stadt.“
Die Autorin:
Prof. Dr. Catherine Delcroix, Professorin für Soziologie und Forscherin im Arbeitsbereich “Dynamiques Européennes”, Universität Straßburg, Frankreich
Hier finden Sie den Waschzettel zum Buch (pdf- Infoblatt).
Die Zielgruppe:
Lehrende und Forschende der Soziologie und der Erziehungswissenschaft sowie Sozialarbeiter*innen, Erziehungsberater*innen und politische Akteur*innen.
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