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PERIPHERIE 2-2019 (Heft 154-155) | Vertreibung durch Entwicklungsprojekte

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ISSN: 0173-184X

Inhalt

PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
2-2019 (Heft 154-155): Vertreibung durch Entwicklungsprojekte

Schwerpunkt
Aram Ziai: Vertreibung durch Entwicklungsprojekte und ihre Legitimierung. Beispiele von Weltbankprojekten aus Subsahara-Afrika
Dustin Schäfer: Entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung begegnen. Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Rechenschaftspflicht am Beispiel des Inspection Panels der Weltbank
Anne Tittor: Die Eigendynamik von Megaprojekten. Zum Kanalbauprojekt in Nicaragua
Valerie Hänsch: Der Entwicklung trotzen. Ein Megastaudammprojekt im Nordsudan und der lokale Widerstand gegen Vertreibungen
Cora Rebecca Puk: Im Strom der Entwicklung. Was Eduardo Gudynas‘ Konzept des Postextraktivismus von den Betroffenen eines Stauseeprojekts in Chile lernen kann
Daniel Bendix: Ein ewiges Hin und Her. Widerstand gegen Vertreibung durch „Entwicklung“ im Bewässerungsprojekt Office du Niger, Mali

PERIPHERIE-Stichwort
Corinna Land: Akkumulation durch Enteignung

Rezensionsartikel
Juliana Ströbele-Gregor: Neo-Extraktivismus in Bolivien

Rezensionen
Gerhard Hauck: Vivek Chibber: Postkoloniale Theorie und das Gespenst des Kapitals
Tarkan Tek: Christian Kravagna: Transmoderne – Eine Kunstgeschichte des Kontakts
Aram Ziai: Neera Singh, Seema Kulkarni & Neema Pathak Broome (Hg.): Ecologies of Hope and Transformation. Post-Development Alternatives from India
Julia Schöneberg: Daniel Bendix: Global Development and Colonial Power. German Development Policy at Home and Abroad
Reinhart Kößler: Rohini Hensman: Indefensible. Democracy, Counter-Revolution, and the Rhetoric of Anti-Imperialism
Werner Ruf: Georg Auernheimer: Globalisierung
Rita Schäfer: Jon Abbink, Victor Adetula, Andeas Mehler & Henning Melber (Hg.): Africa Yearbook Volume 14. Politics, Economy And Society South of the Sahara in 2017
Arndt Hopfmann: Fanny Pigeaud & Ndongo Samba Sylla: L‘arme invisible de la Françafrique. Une histoire du franc CFA
Sowmya Maheswaran: Eva Gerharz, Nasir Uddin & Pradeep Chakkarath (Hg.): Indigeneity on the Move. Varying Manifestations of a Contested Concept
Fabio Santos: Sarah Wood & Catriona MacLeod (Hg.): Locating Guyane
Reinhart Kößler: Volker Koop: Hitlers Griff nach Afrika. Kolonialpolitik im Dritten Reich
Eingegangene Bücher

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Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): peripherie.budrich-journals.de
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Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

39. Jahrgang 2019

Ausgabe

2 (154-155)

Erscheinungsdatum

09.09.2019

Umfang

206

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v39i2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

Homepage

https://peripherie.budrich-journals.de

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Autor*innen

Schlagwörter

Afrika, Afrikanische Entwicklungsbank, Afrique-Europe-Interact, Akkumulation, Bewässerungsprojekt, BMZ, Bolivien, Chile, Enteignung, Entwicklung, Entwicklungsdiskurs, Entwicklungsprojekte, Flucht, Infrastrukturprojekte, inspection panel, institutionelle Rechenschaftsmechanismen, Interessenvertretung, Kanalbau, landgrabbing, Mali, Manasir, Merowe-Staudamm, Migration, Neo-Extraktivismus, Nicaragua, Nicht-Regierungsorganisationen, Niger, Nil, Office du Niger, Postextraktivismus, Rechenschaft, Rechenschaftspflicht, sozial-ökologische Konflikte, Staudammprojekt, Stauseeprojekt, Subsahara-Afrika, Sudan, Südamerika, transnationaler Aktivismus, Umsiedlung, Umweltgerechtigkeit, Vertreibung, Wasser, Weltbank, Widerstand

Abstracts

Vertreibung durch Entwicklungsprojekte und ihre Legitimierung. Beispiele von Weltbankprojekten aus Subsahara-Afrika (Aram Ziai)
Der Artikel untersucht, wie die Vertreibung durch Infrastrukturprojekte im Entwicklungsdiskurs legitimiert wird. Drei typische Legitimationsmuster sind die Unausweichlichkeit des Fortschritts, das Allgemeinwohl und die Eigentumsrechte. Sie sind eng verknüpft mit Elementen des Entwicklungsdiskurses: der Transformation geokultureller Unterschiede in historische Stadien, dem othering vermeintlich rückständiger Gruppen, dem Konzept der Treuhandschaft und der Annahme positiver Effekte von Investitionen. Schlagwörter: Vertreibung, Umsiedlung, Entwicklungsprojekte, Entwicklungsdiskurs
» Einzelbeitrag kostenlos herunterladen (Budrich Journals)

Entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung begegnen. Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Rechenschaftspflicht am Beispiel des Inspection Panels der Weltbank (Dustin Schäfer)
Schätzungen gehen derzeit davon aus, dass etwa 20 Millionen Menschen jedes Jahr durch Entwicklungsprojekte vertrieben werden. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern Beschwerdemechanismen von Entwicklungsbanken zur Verringerung entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung beitragen. Es wird angenommen, dass es sich dabei um ein sich zuspitzendes Problem gegenwärtiger Entwicklungszusammenarbeit handelt. Auf Grundlage einer Dokumentenanalyse werden quantitative Trends ermittelt und mit einer qualitativen Fallstudie zum 98. Beschwerdefall des Inspection Panels abgeglichen. Trotz der Einrichtung des Inspection Panels weisen die Trends eindeutig auf eine Zunahme entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung hin. Unabhängige Untersuchungen von Beschwerdemechanismen vermögen es jedoch die sozialen und ökologischen Folgen von Entwicklungsprojekten aufzuzeigen und zudem in politisches Handeln auf Seiten der Entwicklungsbanken zu transformieren. Beschwerdemechanismen bieten zudem häufig die einzige Möglichkeit für Projektbetroffene, sich gegen negative Folgen von Entwicklungsprojekten zu wehren. Schlagwörter: Institutionelle Rechenschaftsmechanismen, Inspection Panel, Weltbank, entwicklungspolitisch verursachte Vertreibung, Nicht-Regierungsorganisationen, Interessenvertretung
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Die Eigendynamik von Megaprojekten. Zum Kanalbauprojekt in Nicaragua (Anne Tittor)
Viele Mega-Projekte folgen den gleichen Mustern: Sie werden nicht nur als rein ökonomisch rational präsentiert, sondern als Inbegriff von Modernität. Es kommt zu einem Primat des Technologischen gegenüber dem der Politik. Damit erscheinen alle, die kritische Fragen technischer, sozialer oder ökologischer Art aufwerfen, als rückwärtsgewandte Bedenkenträger*innen, die gesellschaftlichen Fortschritt und Entwicklung behindern. Anknüpfend an sozialwissenschaftliche Debatten um Extraktivismus und Megaprojekte zeigt sich, dass für Megaprojekte immer wieder staatsbürgerschaftliche Rechte außer Kraft gesetzt und demokratische Prinzipien unterlaufen werden. Auf dem amerikanischen Kontinent bedeutet dies: Gebiete des Landes werden „geopfert“, v.a. solche, in denen indigene und schwarze Bevölkerungsgruppen sich in langwierigen Prozessen Territorialrechte erkämpft haben, Menschen vertrieben, Zonen der Unsicherheit geschaffen. Der Beitrag zeigt, dass genau diese Muster auch auf den Kanalbau in Nicaragua zutreffen, den die Regierung Ortega seit 2013 vorantreibt. Proteste gegen den Kanalbau werden diffamiert, die Bemühungen indigener Gruppen, territoriale Rechte zu beanspruchen, unterlaufen und verbriefte Rechte auf vorherige Konsultation missachtet. Es kommt zu einer weiteren Zentralisierung von Entscheidungen und zur Intensivierung autoritärer Praktiken. Schlagwörter: Sozial-ökologische Konflikte, Infrastrukturprojekte, Extraktivismus, Nicaragua, Umweltgerechtigkeit
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Der Entwicklung trotzen. Ein Megastaudammprojekt im Nordsudan und der lokale Widerstand gegen Vertreibungen (Valerie Hänsch)
Eingebettet in die neue Welle an großen Staudammprojekten in Afrika befasst sich der Beitrag mit dem Bau des Merowe-Staudamms im Nordsudan und der Organisation einer lokalen Widerstandsbewegung in den Peripherien des Niltals gegen Vertreibungen in staatlich verwaltete Umsiedlungsgebiete. Basierend auf ethnologischer Langzeitforschung analysiere ich den bäuerlichen Kampf um Selbstbestimmung, der sich in einer sozialen Vision des Bleibens um den künftigen Stausee ausdrückte und die staatliche Rechtfertigung der „Umsiedlung als Zivilisierung“ herausforderte. Ich argumentiere, dass Staudammprojekte „offene Momente“ produzieren, in denen sich Machtbeziehungen zwischen Staat und Gesellschaft re-konfigurieren sowie Brüche und neue Beziehungen zwischen lokalen und regionalen Akteuren entstehen. In der Auseinandersetzung mit despotischen Formen staatlicher Herrschaft entwickelte sich lokal eine provisorische autonome Zone, die staatsähnliche Verwaltungscharakteristika besaß. Die Dynamik, Kontingenzen und Unvorhersehbarkeiten politischer Prozesse stellen vorherrschende Planungsparadigmen, die darauf abzielen, Umsiedlungsprozesse zu optimieren, und diese dabei entpolitisieren, in Frage. Schlagwörter: Vertreibung, Merowe-Staudamm, Sudan, Manasir, Widerstand, Entwicklung, Nil
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Im Strom der Entwicklung. Was Eduardo Gudynas‘ Konzept des Postextraktivismus von den Betroffenen eines Stauseeprojekts in Chile lernen kann (Cora Rebecca Puk)
Weltweit werden im Namen „der Entwicklung“ Infrastrukturprojekte realisiert, die darauf abzielen, zumindest Teilen der Bevölkerung des Globalen Südens ein an westlichen Standards gemessenes „gutes Leben“ zu ermöglichen. Dies geschieht jedoch sowohl auf Kosten der lokalen Bevölkerung und deren Lebensweisen als auch auf Kosten der Natur. Denn nur durch die Ausweitung des in Lateinamerika seit Jahrzehnten intensivierten Extraktivismus scheint diese „Entwicklung“ möglich. Im Rahmen des Konzepts des „Postextraktivismus“ entstand in den letzten Jahren eine Debatte innerhalb Lateinamerikas, die eine Alternative zu dieser Entwicklung zu skizzieren versucht. Der Artikel fasst zusammen, wie das Konzept des Postextraktivismus nach Gudynas durch das Einbeziehen der Vorstellungen und Ideen lokaler Bevölkerungsgruppen bereichert werden könnte. Das Stauseeprojekt, das im südlichen Chile zu der Enteignung zahlreicher Familien in der Andenregion führte, wird seitens der Regierung(en) mit dem Verweis auf die Notwendigkeit für die Entwicklung des ländlichen Raums legitimiert. Im November 2018 wurden die ersten Häuser der Betroffenen zwangsgeräumt und zerstört. Obwohl dies inzwischen seitens der Justiz als illegal angesehen wird, herrscht in der Gemeinde nach wie vor ein Klima der Unsicherheit. Der Artikel reichert das Konzept des Postextraktivismus um Erkenntnisse aus der Empirie an, welche die Autorin durch ihre Feldforschung 2017 erheben konnte. Schlagwörter: Chile, Wasser, Postextraktivismus, sozial-ökologischer Konflikt, Enteignung, Vertreibung
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Ein ewiges Hin und Her. Widerstand gegen Vertreibung durch „Entwicklung“ im Bewässerungsprojekt Office du Niger, Mali (Daniel Bendix)
Dieser Beitrag untersucht bäuerlichen Widerstand gegen Vertreibung durch Landgrabbing in dem zu Zeiten der französischen Kolonialherrschaft gegründeten Entwicklungsprojekt Office du Niger in Mali. In dem analysierten Fall handelt es sich um eine fast zehn Jahre andauernde Auseinandersetzung zwischen Kleinbäuerinnen und -bauern und einem malischen Großunternehmer um landwirtschaftlich nutzbare Flächen. Es werden drei Strategien kleinbäuerlichen Widerstands identifiziert (kollektives Vorgehen, Anrufung des Staates, nationale und internationale Allianzen) und deren Möglichkeiten und Beschränkungen diskutiert. Der Artikel argumentiert, dass der Kampf um Rückgabe des entzogenen Landes bzw. für umfassende Kompensation bislang erfolglos war, weil zum einen keine Einigkeit zwischen den Akteur*innen des Widerstands besteht und zum anderen die Verwaltungsbehörde Office du Niger wie ein „listiger“ Staat im Staat agiert. Erfolgreich ist der Widerstand hingegen insofern, als er immer noch andauert, wobei insbesondere transnationale Allianzbildung und die Adressierung von „Gebern“ wie der Afrikanischen Entwicklungsbank und dem BMZ Wirkung zeigt. Schlagwörter: landgrabbing, Vertreibung durch Entwicklung, Widerstand, transnationaler Aktivismus, Mali, Office du Niger, Afrique-Europe-Interact, Afrikanische Entwicklungsbank, BMZ
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PERIPHERIE – Politik • Ökonomie • Kultur
2-2019 (Heft 154-155): Vertreibung durch Entwicklungsprojekte

Schwerpunkt
Aram Ziai: Vertreibung durch Entwicklungsprojekte und ihre Legitimierung. Beispiele von Weltbankprojekten aus Subsahara-Afrika
Dustin Schäfer: Entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung begegnen. Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Rechenschaftspflicht am Beispiel des Inspection Panels der Weltbank
Anne Tittor: Die Eigendynamik von Megaprojekten. Zum Kanalbauprojekt in Nicaragua
Valerie Hänsch: Der Entwicklung trotzen. Ein Megastaudammprojekt im Nordsudan und der lokale Widerstand gegen Vertreibungen
Cora Rebecca Puk: Im Strom der Entwicklung. Was Eduardo Gudynas‘ Konzept des Postextraktivismus von den Betroffenen eines Stauseeprojekts in Chile lernen kann
Daniel Bendix: Ein ewiges Hin und Her. Widerstand gegen Vertreibung durch „Entwicklung“ im Bewässerungsprojekt Office du Niger, Mali

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Corinna Land: Akkumulation durch Enteignung

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Juliana Ströbele-Gregor: Neo-Extraktivismus in Bolivien

Rezensionen
Gerhard Hauck: Vivek Chibber: Postkoloniale Theorie und das Gespenst des Kapitals
Tarkan Tek: Christian Kravagna: Transmoderne – Eine Kunstgeschichte des Kontakts
Aram Ziai: Neera Singh, Seema Kulkarni & Neema Pathak Broome (Hg.): Ecologies of Hope and Transformation. Post-Development Alternatives from India
Julia Schöneberg: Daniel Bendix: Global Development and Colonial Power. German Development Policy at Home and Abroad
Reinhart Kößler: Rohini Hensman: Indefensible. Democracy, Counter-Revolution, and the Rhetoric of Anti-Imperialism
Werner Ruf: Georg Auernheimer: Globalisierung
Rita Schäfer: Jon Abbink, Victor Adetula, Andeas Mehler & Henning Melber (Hg.): Africa Yearbook Volume 14. Politics, Economy And Society South of the Sahara in 2017
Arndt Hopfmann: Fanny Pigeaud & Ndongo Samba Sylla: L‘arme invisible de la Françafrique. Une histoire du franc CFA
Sowmya Maheswaran: Eva Gerharz, Nasir Uddin & Pradeep Chakkarath (Hg.): Indigeneity on the Move. Varying Manifestations of a Contested Concept
Fabio Santos: Sarah Wood & Catriona MacLeod (Hg.): Locating Guyane
Reinhart Kößler: Volker Koop: Hitlers Griff nach Afrika. Kolonialpolitik im Dritten Reich
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0173-184X

eISSN

2366-4185

Jahrgang

39. Jahrgang 2019

Ausgabe

2 (154-155)

Erscheinungsdatum

09.09.2019

Umfang

206

Sprache

Deutsch

Format

14,8 x 21 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/peripherie.v39i2

Open Access-Lizenz

https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/deed.de

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Vertreibung durch Entwicklungsprojekte und ihre Legitimierung. Beispiele von Weltbankprojekten aus Subsahara-Afrika (Aram Ziai)
Der Artikel untersucht, wie die Vertreibung durch Infrastrukturprojekte im Entwicklungsdiskurs legitimiert wird. Drei typische Legitimationsmuster sind die Unausweichlichkeit des Fortschritts, das Allgemeinwohl und die Eigentumsrechte. Sie sind eng verknüpft mit Elementen des Entwicklungsdiskurses: der Transformation geokultureller Unterschiede in historische Stadien, dem othering vermeintlich rückständiger Gruppen, dem Konzept der Treuhandschaft und der Annahme positiver Effekte von Investitionen. Schlagwörter: Vertreibung, Umsiedlung, Entwicklungsprojekte, Entwicklungsdiskurs
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Entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung begegnen. Möglichkeiten und Grenzen institutioneller Rechenschaftspflicht am Beispiel des Inspection Panels der Weltbank (Dustin Schäfer)
Schätzungen gehen derzeit davon aus, dass etwa 20 Millionen Menschen jedes Jahr durch Entwicklungsprojekte vertrieben werden. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern Beschwerdemechanismen von Entwicklungsbanken zur Verringerung entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung beitragen. Es wird angenommen, dass es sich dabei um ein sich zuspitzendes Problem gegenwärtiger Entwicklungszusammenarbeit handelt. Auf Grundlage einer Dokumentenanalyse werden quantitative Trends ermittelt und mit einer qualitativen Fallstudie zum 98. Beschwerdefall des Inspection Panels abgeglichen. Trotz der Einrichtung des Inspection Panels weisen die Trends eindeutig auf eine Zunahme entwicklungspolitisch verursachter Vertreibung hin. Unabhängige Untersuchungen von Beschwerdemechanismen vermögen es jedoch die sozialen und ökologischen Folgen von Entwicklungsprojekten aufzuzeigen und zudem in politisches Handeln auf Seiten der Entwicklungsbanken zu transformieren. Beschwerdemechanismen bieten zudem häufig die einzige Möglichkeit für Projektbetroffene, sich gegen negative Folgen von Entwicklungsprojekten zu wehren. Schlagwörter: Institutionelle Rechenschaftsmechanismen, Inspection Panel, Weltbank, entwicklungspolitisch verursachte Vertreibung, Nicht-Regierungsorganisationen, Interessenvertretung
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Die Eigendynamik von Megaprojekten. Zum Kanalbauprojekt in Nicaragua (Anne Tittor)
Viele Mega-Projekte folgen den gleichen Mustern: Sie werden nicht nur als rein ökonomisch rational präsentiert, sondern als Inbegriff von Modernität. Es kommt zu einem Primat des Technologischen gegenüber dem der Politik. Damit erscheinen alle, die kritische Fragen technischer, sozialer oder ökologischer Art aufwerfen, als rückwärtsgewandte Bedenkenträger*innen, die gesellschaftlichen Fortschritt und Entwicklung behindern. Anknüpfend an sozialwissenschaftliche Debatten um Extraktivismus und Megaprojekte zeigt sich, dass für Megaprojekte immer wieder staatsbürgerschaftliche Rechte außer Kraft gesetzt und demokratische Prinzipien unterlaufen werden. Auf dem amerikanischen Kontinent bedeutet dies: Gebiete des Landes werden „geopfert“, v.a. solche, in denen indigene und schwarze Bevölkerungsgruppen sich in langwierigen Prozessen Territorialrechte erkämpft haben, Menschen vertrieben, Zonen der Unsicherheit geschaffen. Der Beitrag zeigt, dass genau diese Muster auch auf den Kanalbau in Nicaragua zutreffen, den die Regierung Ortega seit 2013 vorantreibt. Proteste gegen den Kanalbau werden diffamiert, die Bemühungen indigener Gruppen, territoriale Rechte zu beanspruchen, unterlaufen und verbriefte Rechte auf vorherige Konsultation missachtet. Es kommt zu einer weiteren Zentralisierung von Entscheidungen und zur Intensivierung autoritärer Praktiken. Schlagwörter: Sozial-ökologische Konflikte, Infrastrukturprojekte, Extraktivismus, Nicaragua, Umweltgerechtigkeit
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Der Entwicklung trotzen. Ein Megastaudammprojekt im Nordsudan und der lokale Widerstand gegen Vertreibungen (Valerie Hänsch)
Eingebettet in die neue Welle an großen Staudammprojekten in Afrika befasst sich der Beitrag mit dem Bau des Merowe-Staudamms im Nordsudan und der Organisation einer lokalen Widerstandsbewegung in den Peripherien des Niltals gegen Vertreibungen in staatlich verwaltete Umsiedlungsgebiete. Basierend auf ethnologischer Langzeitforschung analysiere ich den bäuerlichen Kampf um Selbstbestimmung, der sich in einer sozialen Vision des Bleibens um den künftigen Stausee ausdrückte und die staatliche Rechtfertigung der „Umsiedlung als Zivilisierung“ herausforderte. Ich argumentiere, dass Staudammprojekte „offene Momente“ produzieren, in denen sich Machtbeziehungen zwischen Staat und Gesellschaft re-konfigurieren sowie Brüche und neue Beziehungen zwischen lokalen und regionalen Akteuren entstehen. In der Auseinandersetzung mit despotischen Formen staatlicher Herrschaft entwickelte sich lokal eine provisorische autonome Zone, die staatsähnliche Verwaltungscharakteristika besaß. Die Dynamik, Kontingenzen und Unvorhersehbarkeiten politischer Prozesse stellen vorherrschende Planungsparadigmen, die darauf abzielen, Umsiedlungsprozesse zu optimieren, und diese dabei entpolitisieren, in Frage. Schlagwörter: Vertreibung, Merowe-Staudamm, Sudan, Manasir, Widerstand, Entwicklung, Nil
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Im Strom der Entwicklung. Was Eduardo Gudynas‘ Konzept des Postextraktivismus von den Betroffenen eines Stauseeprojekts in Chile lernen kann (Cora Rebecca Puk)
Weltweit werden im Namen „der Entwicklung“ Infrastrukturprojekte realisiert, die darauf abzielen, zumindest Teilen der Bevölkerung des Globalen Südens ein an westlichen Standards gemessenes „gutes Leben“ zu ermöglichen. Dies geschieht jedoch sowohl auf Kosten der lokalen Bevölkerung und deren Lebensweisen als auch auf Kosten der Natur. Denn nur durch die Ausweitung des in Lateinamerika seit Jahrzehnten intensivierten Extraktivismus scheint diese „Entwicklung“ möglich. Im Rahmen des Konzepts des „Postextraktivismus“ entstand in den letzten Jahren eine Debatte innerhalb Lateinamerikas, die eine Alternative zu dieser Entwicklung zu skizzieren versucht. Der Artikel fasst zusammen, wie das Konzept des Postextraktivismus nach Gudynas durch das Einbeziehen der Vorstellungen und Ideen lokaler Bevölkerungsgruppen bereichert werden könnte. Das Stauseeprojekt, das im südlichen Chile zu der Enteignung zahlreicher Familien in der Andenregion führte, wird seitens der Regierung(en) mit dem Verweis auf die Notwendigkeit für die Entwicklung des ländlichen Raums legitimiert. Im November 2018 wurden die ersten Häuser der Betroffenen zwangsgeräumt und zerstört. Obwohl dies inzwischen seitens der Justiz als illegal angesehen wird, herrscht in der Gemeinde nach wie vor ein Klima der Unsicherheit. Der Artikel reichert das Konzept des Postextraktivismus um Erkenntnisse aus der Empirie an, welche die Autorin durch ihre Feldforschung 2017 erheben konnte. Schlagwörter: Chile, Wasser, Postextraktivismus, sozial-ökologischer Konflikt, Enteignung, Vertreibung
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