Inhalt
ZRex – Zeitschrift für Rechtsextremismusforschung
2-2022: Sozialarbeitsforschung. Zur Weiterentwicklung der Disziplin Soziale Arbeit durch Einbezug von Perspektiven der Rechtsextremismusforschung
Schwerpunktbeiträge
Christine Krüger / Christoph Gille / Júlia Wéber: Einflussnahmen der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern
Tobias Neuburger: „Projektionsfläche rechtsextremen Gedankenguts“ – zur Dynamik des institutionellen Antiziganismus in der kommunalen Praxis
Marion Mayer: Schluss mit dem Dornröschenschlaf ?! – Auswirkungen (extrem) rechter Orientierungen sowie menschenrechtsfeindlicher Handlungen auf Beratung
Lucia Bruns / Esther Lehnert: Zur Entpolitisierung von Männlichkeiten im Kontext des sozialpädagogischen Handelns mit rechten Jugendlichen Anfang der 1990er-Jahre
Gesa Köbberling: Rassistische Gewalt als Erfahrung der Markierung und Unsichtbarmachung
Offener Teil
Felix Schilk / Gregor Gegenfurtner: Visuelles Framing im Compact-Magazin. Ergebnisse einer quantitativen Bildtypenanalyse
Lea Lochau: Anastasia: Nährboden für rechte Ideologie
Philipp Berg: „…dass sie mich als […] armen kleinen Penner darstellt, der ihr sowieso nicht gewachsen sei“. Eine psychoanalytisch-sozialpsychologische Perspektive auf männliche Hegemonie und Antifeminismus auf Basis einer tiefenhermeneutischen Fallrekonstruktion
Rezensionen
Lena Reichstetter / Katja Görgen: Gille, Christoph; Jagusch, Birgit & Chehata, Yasmine (Hrsg.). (2022). Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit. Grundlagen – Arbeitsfelder – Handlungsmöglichkeiten
Julia Besche: Sehmer, Julian; Simon Stephanie; Ten Elsen, Jennifer & Thiele, Felix (Hrsg.). (2021). recht extrem? Dynamiken in zivilgesellschaftlichen Räumen
Heike Radvan: Coffey, Judith & Laumann, Vivien (2021). Gojnormativität. Warum wir anders über Antisemitismus sprechen müssen
Christiane Gerischer: Mecking, Sabine; Schwartz, Manuela & Wasserloos, Yvonne (Hrsg.). (2021). Rechtsextremismus – Musik und Medien
Stefanie Lindner: Stützel, Kevin (2019). Jugendarbeit im Kontext von Jugendlichen mit rechten Orientierungen. Rekonstruktiv-praxeologische Perspektiven auf professionelles Handeln
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Abstracts
Einflussnahmen der extremen Rechten auf die Soziale Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern (Christine Krüger, Christoph Gille & Júlia Wéber)
Sowohl in Deutschland als auch in ganz Europa ist seit einigen Jahren ein wachsender Trend zu autoritären, demokratie- und menschenfeindlichen Denk- und Handlungsweisen zu verzeichnen. Trotz einer angenommenen hohen Sensibilität gegenüber solchen Positionen ist eine Einflussnahme auch auf die Soziale Arbeit und ihre Akteure nicht ausgeschlossen. Die Studie „Die extreme Rechte in der Sozialen Arbeit in MV“ (Laufzeit 06/2020–07/2021) untersucht die Versuche der Einflussnahme extrem rechter Diskurse und Akteure auf die bzw. innerhalb der Sozialen Arbeit in Mecklenburg-Vorpommern systematisch mithilfe eines Mixed-Methods-Ansatzes. Der Artikel stellt die Ergebnisse der Studie sowie ihre methodische Umsetzung dar und analysiert die empirischen Zugänge und methodischen Möglichkeiten der Wissenschaft Sozialer Arbeit in Hinblick auf eigene Beiträge zur Rechtsextremismusforschung. Schlüsselwörter: Extrem rechte Einflussnahmen, Professionsentwicklung Sozialer Arbeit, Rechtsextremismusforschung in der Sozialen Arbeit
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„Projektionsfläche rechtsextremen Gedankenguts“ – zur Dynamik des institutionellen Antiziganismus in der kommunalen Praxis (Tobias Neuburger)
Mehrere lokale Fallstudien verweisen übereinstimmend darauf, dass sich im Zusammenhang mit der sogenannten EU-Südosterweiterung 2007 europaweit ein neuer Rassismus herausgebildet hat. Dieser neue Rassismus richtete und richtet sich in Deutschland in erster Linie gegen eine als „Armutszuwanderung“ stigmatisierte EU-Migration rumänischer und bulgarischer „Roma“. Obwohl dieser „Armutszuwanderungsdiskurs“ insbesondere in urbanen Räumen wirkt, sind die damit verbundenen Praktiken, Routinen und Strategien kommunaler Akteur:innen im deutschsprachigen Kontext bisher wenig erforscht. An dieses Forschungsdesiderat anknüpfend stellt dieser Beitrag empirische Befunde aus einem Forschungsprojekt über die Mechanismen des institutionellen Antiziganismus in einer westdeutschen Großstadt vor. Im Kern verweisen die Forschungsergebnisse auf völlig unangemessene institutionelle Routinen kommunaler Verwaltungen, während Handlungs- und Ermessensspielräume systematisch zum Nachteil von als „Roma“ gelabelten EU-Migrant:innen ausgelegt werden. Handlungsleitend ist hierbei ein teils versteckter, teils offener antiziganistischer Gefahrendiskurs, wodurch die soziale und rechtliche Teilhabe ungewünschter Newcomer:innen an der Stadtgesellschaft nachhaltig verhindert wird. Schlüsselbegriffe: Institutioneller Antiziganismus, Rassismus, EU-Migration, EU-Binnengrenzregime, kommunale Praxis, Stadtforschung
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Schluss mit dem Dornröschenschlaf?! – Auswirkungen (extrem) rechter Orientierungen sowie menschenrechtsfeindlicher Handlungen auf Beratung (Marion Mayer)
Der Beitrag untersucht auf der Basis einer qualitativen Feldforschung die Auswirkungen rechter Orientierungen und von damit verbundenen Kampagnenstrategien, Einflussnahmen und Angriffen auf unterschiedliche Beratungsfelder. Es handelt sich um eine erste Analyse von Expert:inneninterviews, die mit der Grounded Theory ausgewertet wurden. Die sich fortsetzenden Aktivitäten und die Etablierung rechter Orientierungen im Sinne einzelner Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit verändern die Beratungsarbeit, fordern sie zu mehrdimensionalen Vernetzungsaktivitäten auf und stellen Fragen an die zukünftige Ausgestaltung von Beratung. Schlüsselwörter: Beratung, Felddynamik, (extrem) rechte Orientierungen, Rechtspopulismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF), abstrakte Solidarität, Netzwerkarbeit, Care-Arbeit
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Zur Entpolitisierung von Männlichkeiten im Kontext des sozialpädagogischen Handelns mit rechten Jugendlichen Anfang der 1990er-Jahre (Lucia Bruns & Esther Lehnert)
Im Artikel wird das sozialpädagogische Handeln mit rechten Jugendlichen in den 1990er-Jahren unter einer genderreflektierenden Perspektive rekonstruiert, wobei der Begriff Männlichkeit und dessen theoretische Konzeptionierung als Analyseinstrument dient. Unter dem Einbezug männlichkeitstheoretischer Überlegungen wird exemplarisch ein genauerer Blick auf eine Interviewsequenz mit einer ehemaligen Fachkraft geworfen, die in den frühen 1990er-Jahren in der Jugendarbeit mit rechten Jugendlichen tätig war. Der Artikel beschäftigt sichmit der Frage, welche Auswirkungen aufgrund des fehlenden Einbezugs von genderreflektierender Perspektiven in die Ausgestaltung der Jugendarbeit mit rechten Jugendlichen Anfang der 1990er-Jahre auszumachen sind. Diskutiert wird, welche Folgen die fehlende Markierung, Auseinandersetzung und (kritische) Bearbeitung von männlichen Inszenierungspraxen hatte, inwiefern der fehlende Einbezug von genderreflektierenden Perspektiven zu einer Entpolitisierung von Männlichkeiten führte und welche Auswirkungen dabei im Umkehrschluss auf die Tradierung von Ideologien der Ungleichwertigkeit sowie auf rechtsextreme Szenebildungsprozesse auszumachen sind. Schlüsselwörter: Rechte Jugendliche, Männlichkeit, Sozialpädagogik, Akzeptierende Jugendarbeit
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Rassistische Gewalt als Erfahrung der Markierung und Unsichtbarmachung (Gesa Köbberling)
Gewalt ist konstitutiver Bestandteil von Rechtsextremismus. Ein umfassendes Verständnis rechter und rassistischer Gewalt erfordert die Perspektive von Betroffenen auf das Gewaltgeschehen. Dieser Beitrag zielt auf das Verständnis der zentralen Erlebensdimensionen rassistischer Gewalt sowie der Umgangsstrategien von Betroffenen mit der erlebten Gewalt. Es werden zwei qualitative Interviews mit Betroffener rassistischer Gewalt analysiert. Es wird gezeigt, dass die Erfahrung der gewaltvollen Markierung sowie Prozesse der Unsichtbarmachung der Betroffenen und ihrer Gewalterfahrung als wesentliche Dimension rassistischer Gewalt beschrieben werden kann. Entsprechend können Kämpfe Betroffener um selbstbestimmte Sichtbarkeit als wesentlicher Teil der Bewältigung der Gewalt verstanden werden. Mit diesen Befunden kann auf den Forschungsstand der englischsprachigen Forschung zum Erleben von hate crimes aufgebaut werden. Es werden Anschlüsse zur Rassismusforschung hergestellt, in der die Unterdrückung von Wissen über Rassismus als epistemische Gewalt gefasst wird. Schlüsselbegriffe: Gewalt, Rechtsextremismus, Rassismus, hate crimes, Sichtbarkeit, Betroffenenperspektive
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Visuelles Framing im Compact-Magazin. Ergebnisse einer quantitativen Bildtypenanalyse (Felix Schilk & Gregor Gegenfurtner)
Das Compact-Magazin ist die wichtigste Publikumszeitschrift der extremen Rechten in Deutschland, die unterschiedliche politische Milieus durch strategische Themensetzungen zusammenbringt. Typisch für das Magazin sind eine exzessive Verwendung von Buzzwords, Neologismen sowie Fotomontagen. In unserer Untersuchung werden Themenschwerpunkte sowie Deutungsrahmen auf den Covers des Compact-Magazins durch eine quantitative Bildtypenanalyse rekonstruiert und mit Heuristiken der Populismusforschung sowie dem Framing-Ansatz verknüpft. Das Material besteht aus 118 Titelbildern von September 2009 bis Dezember 2020. Anhand von zehn Bildtypen zeigen wir, wie Feindbilder der „Eliten“ und der „Fremden“, Aufwertungen der „Wir-Gruppe“ sowie verbindende Narrative visuell geframed werden. Diese Bildtypen werden durch Ankerbeispiele vorgestellt und im Rahmen einer ikonologischen Interpretation auf ihre Funktion und Wirkungsweise untersucht. Aus der Codierung wird außerdem eine Bildtypentypologie entwickelt, durch die sich thematische Schwerpunktsetzungen in ihrer Häufigkeit sowie im zeitlichen Verlauf nachvollziehen lassen. Dabei wird deutlich, dass Compact ideologisch flexibel auf Diskursereignisse reagiert, indem es Feindbilder austauscht und seine visuellen Frames zielgruppengerecht aufbereitet, ohne die populistische Grundstruktur zu variieren. Damit zeigt unsere empirische Untersuchung die Produktivität der theoretischen Ansätze der Populismusforschung. Schlüsselbegriffe: Compact, Rechtspopulismus, Querfront, Verschwörungstheorie, Framing, quantitative Bildtypenanalyse
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Anastasia: Nährboden für rechte Ideologie (Lea Lochau)
Allianzen durch die Verbindung von Esoterik, Verschwörungsmythen und Rechtsextremismus, haben Konjunktur. Die sogenannte Anastasia-Bewegung ist ein solches Querfront-Phänomen. Verbindungen bestehen unter anderem durch unterschiedliche Verschwörungsmythen. Bislang war die Marginalisierung der Primärquellenanalyse im Forschungsbereich Anastasia auffällig. Daher wird im vorliegenden Auszug der Schwerpunkt auf dem Primärquellenstudium der deutschen Übersetzungen der Anastasia-Buchreihe liegen, um die Anschlussfähigkeit der Anastasia-Lehre an rechtsradikale Ideologeme, Strukturen und Netzwerke anhand der wichtigsten Bausteine zu untersuchen. Fokus des Artikels ist die analytische Auseinandersetzung mit der Anastasia-Lehre, welche Antigenderismus, Ethnopluralismus, Verschwörungsmythen und Antisemitismus beinhaltet. Die Bestandteile sind in ein übergeordnetes antisemitisches Verschwörungsnarrativ eingebettet. Schlüsselbegriffe: rechte Esoterik, Alexander Dugin, Anti-Genderismus, Antisemitismus, Verschwörungsmythen, Anastasia-Bewegung
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„…dass sie mich als […] armen kleinen Penner darstellt, der ihr sowieso nicht gewachsen sei“. Eine psychoanalytischsozialpsychologische Perspektive auf männliche Hegemonie und Antifeminismus auf Basis einer tiefenhermeneutischen Fallrekonstruktion (Philipp Berg)
Auf Basis einer tiefenhermeneutischen Fallrekonstruktion wird der Frage nachgegangen, warum sich auch gut ausgebildete Männer in geregelten Beschäftigungsverhältnissen mit einem überdurchschnittlichen Einkommen in ihrer männlichen Hegemonie bedroht sehen und antifeministisch reagieren können. Es wird gezeigt, dass sie versuchen, Versagensängste, Selbstbeschämungen und -entwertungen als Mann abzuwehren, welche von den antifeministischen Narrativen der extremen Rechten noch potenziert werden. Dabei werden Ergänzungen zwischen dem machttheoretischen Ansatz hegemonialer Männlichkeit und der psychoanalytischen Sozialpsychologie aufgezeigt. Schlüsselwörter: Hegemoniale Männlichkeit, Antifeminismus, extreme Rechte, psychoanalytische Sozialpsychologie, Tiefenhermeneutik
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