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Informationen zur Zeitschrift

BIOS 1-2022 | Neue Wege in der Biographieforschung. Über die Potenziale kollektivbiographischer Ansätze für die Erforschung von Großreichen im 19. Jahrhundert

34,00  inkl. MwSt.

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ISSN: 0933-5315

Inhalt

BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen
1-2022: Neue Wege in der Biographieforschung. Über die Potenziale kollektivbiographischer Ansätze für die Erforschung von Großreichen im 19. Jahrhundert
hrsg. von: Benedikt Tondera

Benedikt Tondera: Einleitung

Beiträge
Alexa von Winning: Schnittstellen: Familien, Biographien und Empires
Abdulhamit Kırmızı: Identitäten quantifizieren. Nichtmuslime in der spätosmanischen Beamtenschaft
Tamara Scheer: Tornisterkinder. Österreichische Identität im Wandel von der Monarchie zur Republik
Barbara Henning: Ein Urgroßvater aus Zentralasien für eine Tochter der Republik. Kollektivbiographische Perspektiven auf die Nachkommen des Propheten am Beispiel der Memoiren von Saffet Tanman (1912-2012)
Philipp Schedl: „Wahrhaft russische Menschen“ und „Verteidiger der russischen Sache“. Konstruktionen kollektiver Identität bei russischen Grenzlandnationalisten im späten Zarenreich
Benedikt Tondera: Erkenntnisse aus der digitalen Auswertung der „Listen ziviler Dienstränge“ aus dem späten Zarenreich

Inhaltsverzeichnis herunterladen
Leseproben

 

Einzelbeitrag-Download (Open Access/Gebühr): bios.budrich-journals.de
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Zusätzliche Information

Verlag

ISSN

0933-5315

eISSN

2196-243X

Jahrgang

35. Jahrgang 2022

Ausgabe

1-2022

Erscheinungsdatum

08.02.2024

Umfang

132 Seiten

Sprache

Deutsch

Format

17 x 24 cm

DOI

https://doi.org/10.3224/bios.v35i1

Homepage

https://bios.budrich-journals.de

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Autor*innen

Schlagwörter

19. Jahrhundert, Biographie, Biographieforschung, Empire, Großreiche, Identität, Osmanisches Reich, Russland, Saffet Tanman, Tornisterkinder, Zarenreich, Österreich

Abstracts

Schnittstellen: Familien, Biographien und Empires (Alexa von Winning)
Für Empires des 19. Jahrhunderts war die Familie eine zentrale soziale Institution, die zu ihrem Funktionieren ebenso wie zu ihrer Expansion und Verdichtung beitrug. Zugleich konnten Familien Empires durch ihre grenzüberschreitende Flexibilität destabilisieren. Der Beitrag reflektiert Potential und Ansätze familienbiographischer Forschung am Beispiel einer russischen Adelsfamilie, die zwischen 1850 und 1917 imperiale Projekte des Russländischen Reichs in Jerusalem, Konstantinopel und Riga vorantrieb. Dazu gehörten das orthodoxe Pilgerwesen, religiöse Archäologie und ein Frauenkloster. Männliche und weibliche Akteure nutzten unterschiedliche Strategien und Rhetoriken, um am religiösen empire building nach der russischen Niederlage im Krimkrieg mitzuwirken. Die Familie fungierte als Bindeglied zwischen den Individuen und der imperialen Gesellschaft. Sie war ein zentraler Handlungsraum, in dem sich gesellschaftliche Prozesse niederschlugen und in dem Menschen auf Veränderungen reagierten. Wenn Familienbiographien Ansätze der historischen Familienforschung mit denen der Biographik kombinieren, können sie drei fundamentale Ebenen verbinden: die individuelle, die familiäre und die gesellschaftliche. Der Fokus auf die Familie hilft außerdem dabei, geschlechterhistorische Fragen zu bearbeiten. Familiengeschichten zeigen Männer in gemischtgeschlechtlichen Kontexten und nicht nur als Angehörige einer vermeintlich rein männlichen Welt des imperialen Staatsdienstes. Außerdem zeigen sie das weite Handlungsspektrum von Frauen der gesellschaftlichen Elite.
» Einzelbeitrag kaufen (Budrich Journals)

Identitäten quantifizieren. Nichtmuslime in der spätosmanischen Beamtenschaft (Abdulhamit Kırmızı)
quantitative prosopographische Studie über die osmanische Beamtenschaft im 19. Jahrhundert. Die Anstellung nichtmuslimischer Beamter in der Zentral- und Provinzverwaltung war eines der eigentümlichsten Merkmale der expandierenden modernen osmanischen Bürokratie. Muslime, Christen und Juden teilten einen Geist der Kollegialität in einem multikonfessionellen Arbeitsumfeld. Sie waren in den Diensten eines Staates, der auf anderen als ethnischen oder nationalen Grundlagen aufbaute. Der derzeit vorwiegende Fokus auf monolithische Identitäten macht es allerdings schwer, die vergangene soziale Realität dieser Beamten eines Reiches mit multivalenten Identitäten zu studieren. Anderseits wurde die Rolle von Christen und Juden in der osmanischen Verwaltung bislang nicht gründlich unter Einbezug von quantitativen Methoden und Archivmaterialien geprüft und blieb daher nur anekdotischer Natur. Aber wie hoch waren ihre Anzahl und ihr Prozentsatz? Wie hoch waren die jeweiligen Anteile der armenischen, griechischen und jüdischen Beamten? Welche Konfession hatte unter ihnen die Mehrheit? Aus welchen sozialen Schichten kamen sie, und wo haben sie ihre Karriere in der Bürokratie begonnen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen nimmt diese Untersuchung nichtmuslimische Beamte in der Gesamtheit mit quantitativen Methoden in den Blick. Hauptquelle sind die Osmanischen Personalregister, die zwischen 1879 und 1914 in 201 Bänden Akten von etwa 50.000 Personen enthalten. Sie sind nützlich, um Muster und Trends innerhalb des Beamtentums zu erkennen, und vermitteln durch eine quantitative Analyse Einblick in den historischen Kontext, in dem die Beamten lebten.
» Einzelbeitrag kaufen (Budrich Journals)

Tornisterkinder. Österreichische Identität im Wandel von der Monarchie zur Republik (Tamara Scheer)
Die lange zurückreichende imperiale Prägung Österreichs führte zu einer starken Binnenmigration der nach Sprache, Ethnie und Religion so diversen Bevölkerung. Imperiale Autoritäten blickten oftmals auf eine wiederkehrende berufliche Migration, die dazu führte, dass die Ehefrau einer anderen Nationalität entstammte und die Kinder in den unterschiedlichsten Gegenden zur Welt kamen und zur Schule gingen. Dies traf nicht nur, aber insbesondere auf die Militärangehörigen zu, weshalb sie es auch waren, denen der Begriff Tornisterkind in erster Linie zugeschrieben wurde. Dieser Beitrag zeigt am Begriff „Tornisterkind“, wie sehr imperiale Biographien durch kollektive Diskurse geformt wurden, wie diese Diskurse das Bild von Imperium mitgestalteten und wie gleichzeitig verschiedene Bezugsrahmen miteinander konkurrierten. Zu diesen Bezugsrahmen zählten „Nation“ und „Imperium“, vorangegangene Epochen ebenso wie zeitgenössische politische Verhältnisse und Wunschvorstellungen für die Zukunft. Auch die Rolle des Militärs wandelte sich mehrmals im Laufe des in diesem Beitrag untersuchten Zeitraums von mehr als einhundert Jahren. Die Quellenanalyse ergab vor diesem Hintergrund folgende Periodisierung der Begriffsentwicklung: das „Vormärz-Tornisterkind“ (bis 1867), das „Ausgleichs-Tornisterkind“ (1867-1918) und das „Umbruchs-Tornisterkind“ (ab 1918).
» Einzelbeitrag kaufen (Budrich Journals)

Ein Urgroßvater aus Zentralasien für eine Tochter der Republik. Kollektivbiographische Perspektiven auf die Nachkommen des Propheten am Beispiel der Memoiren von Saffet Tanman (1912-2012) (Barbara Henning)
Der Beitrag lotet am Beispiel ausgewählter Episoden aus den zweibändigen Memoiren der türkischen Unternehmerin Saffet Tanman (1912-2012) und der Geschichte ihrer osmanischen Çerkesşeyḫīzāde-Familie aus, welche Potenziale ein kollektivbiographischer Zugang für die Untersuchung der Lebenswelten osmanisch-imperialer Eliten und insbesondere der Nachkommen des Propheten Muhammad im Übergang zwischen spätosmanischer und postimperialer Zeit bietet. Bei der Lektüre und Kontextualisierung der Memoiren Saffet Tanmans werden unterschiedliche, untereinander nicht vollständig kompatible kollektive und individuelle soziale Verortungen der Autorin sowie die mit ihnen jeweils verbundenen Statusansprüche und narrativen Vermittlungsstrategien deutlich. Die mit dieser Überlagerung unterschiedlicher sozialer Referenzsysteme einhergehende Ambivalenz erlaubt es Saffet Tanman, eine hervorgehobene und besonders privilegierte Position in der sozialen Hierarchie in unterschiedlichen Kontexten auch in türkisch-republikanischer Zeit zu behaupten und für verschiedene Adressatenkreise verständlich und anschlussfähig zu machen. Die Auswertung der Memoiren trägt zu einem differenzierteren Verständnis der osmanischen und postimperialen sozialen Hierarchiegefüge bei, zeigt exemplarisch Kontinuitäten, aber auch Umdeutungen und Übersetzungsmomente auf und schreibt sich damit in eine Forschungsdiskussion ein, die den Prozesscharakter und die Polyvalenz der postosmanischen Transformation unterstreicht.
» Einzelbeitrag kaufen (Budrich Journals)

„Wahrhaft russische Menschen“ und „Verteidiger der russischen Sache“. Konstruktionen kollektiver Identität bei russischen Grenzlandnationalisten im späten Zarenreich (Philipp Schedl)
Seit der Revolution von 1905 erstarkte der russische Nationalismus als politische Kraft im Zarenreich. Zugleich gewannen Repräsentanten der okrainy, der Grenzgebiete des Russischen Reichs, zunehmend an Einfluss in den nationalistischen Kreisen in St. Petersburg. Der Artikel nimmt mithilfe eines kollektivbiographischen Ansatzes diese russischen Nationalisten aus den imperialen Randgebieten in den Blick. Er zielt darauf ab, die gemeinsamen Erfahrungshorizonte dieser Grenzlandnationalisten nachzuvollziehen, ihre Strategien zur translokalen Vernetzung zu analysieren und ihren Einfluss in den staatlichen und politischen Institutionen im späten Zarenreich zu identifizieren. Die Grenzregionen wurden von den Grenzlandnationalisten dabei als erbittert umkämpftes Terrain wahrgenommen und der vermeintliche Separatismus der nicht-russischen Mehrheitsbevölkerung zur permanenten und fundamentalen Bedrohung überhöht. Innerhalb des Milieus der Grenzlandnationalisten entwickelte sich vor diesem Hintergrund eine kollektive Identität, die sich aus der Annahme speiste, als Kämpfer an einer imaginativen inneren Grenze die russische Staatlichkeit gegen die nichtrussischen Völker der Reichsränder verteidigen zu müssen. Es geht daher in einem zweiten Schritt um die Frage, wie, aufbauend auf tatsächlichen gemeinsamen Erfahrungshorizonten, diese kollektive Identität konstruiert wurde, wie sie durch theoretische Diskurse geschärft und durch Formen von Vergemeinschaftung verfestigt wurde.
» Einzelbeitrag kaufen (Budrich Journals)

Erkenntnisse aus der digitalen Auswertung der „Listen ziviler Dienstränge“ aus dem späten Zarenreich  (Benedikt Tondera)
Ein hohes Maß an beruflicher Mobilität gilt als ein Merkmal professioneller Eliten – in zeitgenössischen Gesellschaften ebenso wie in den Großreichen des 19. Jahrhunderts. Die vorliegende Untersuchung nimmt dieses Phänomen am Beispiel der hohen Beamtenschaft im Russländischen Reich genauer unter die Lupe. Denn aus den überlieferten Autobiographien der ranghöchsten Staatsdiener der zarischen Autokratie geht hervor, dass diese ihre häufigen und weiträumigen Ortswechsel keineswegs nur als Privileg, sondern auch als Last empfanden. Das Klagen über eine als Zwang empfundene Mobilität zeichnet dabei insbesondere jene Beamten aus, die einen Großteil ihrer Laufbahn weit entfernt von Peterburg an den Peripherien des Zarenreichs ableisteten. Vor diesem Hintergrund nutzt der vorliegende Beitrag das Visualisierungstool nodegoat, welches besonders dafür geeignet ist, biographische Ortswechsel im zeitlichen Verlauf darzustellen. Mithilfe von nodegoat lassen sich die kollektiven Bewegungsmuster verschiedener Beamtenkohorten miteinander vergleichen. Einerseits werden hierfür diejenigen Beamten zusammengefasst, die einen Großteil ihrer Karriere in Moskau und Petersburg absolvierten und eine Art „Elite innerhalb der Elite“ darstellten; andererseits jene, die hauptsächlich in den polnischen Gebieten des Zarenreichs aktiv waren. Auf diese Weise soll untersucht werden, welches Mobilitätsregime bei den an der Peripherie eingesetzten Beamten ein Gefühl der Überforderung erzeugte und wie sich räumliche Hierarchien auf Rotationsmuster im russländischen Verwaltungsapparat auswirkten.
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Inhalt

Inhalt

BIOS – Zeitschrift für Biographieforschung, Oral History und Lebensverlaufsanalysen
1-2022: Neue Wege in der Biographieforschung. Über die Potenziale kollektivbiographischer Ansätze für die Erforschung von Großreichen im 19. Jahrhundert
hrsg. von: Benedikt Tondera

Benedikt Tondera: Einleitung

Beiträge
Alexa von Winning: Schnittstellen: Familien, Biographien und Empires
Abdulhamit Kırmızı: Identitäten quantifizieren. Nichtmuslime in der spätosmanischen Beamtenschaft
Tamara Scheer: Tornisterkinder. Österreichische Identität im Wandel von der Monarchie zur Republik
Barbara Henning: Ein Urgroßvater aus Zentralasien für eine Tochter der Republik. Kollektivbiographische Perspektiven auf die Nachkommen des Propheten am Beispiel der Memoiren von Saffet Tanman (1912-2012)
Philipp Schedl: „Wahrhaft russische Menschen“ und „Verteidiger der russischen Sache“. Konstruktionen kollektiver Identität bei russischen Grenzlandnationalisten im späten Zarenreich
Benedikt Tondera: Erkenntnisse aus der digitalen Auswertung der „Listen ziviler Dienstränge“ aus dem späten Zarenreich

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eISSN

2196-243X

Jahrgang

35. Jahrgang 2022

Ausgabe

1-2022

Erscheinungsdatum

08.02.2024

Umfang

132 Seiten

Sprache

Deutsch

Format

17 x 24 cm

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Für Empires des 19. Jahrhunderts war die Familie eine zentrale soziale Institution, die zu ihrem Funktionieren ebenso wie zu ihrer Expansion und Verdichtung beitrug. Zugleich konnten Familien Empires durch ihre grenzüberschreitende Flexibilität destabilisieren. Der Beitrag reflektiert Potential und Ansätze familienbiographischer Forschung am Beispiel einer russischen Adelsfamilie, die zwischen 1850 und 1917 imperiale Projekte des Russländischen Reichs in Jerusalem, Konstantinopel und Riga vorantrieb. Dazu gehörten das orthodoxe Pilgerwesen, religiöse Archäologie und ein Frauenkloster. Männliche und weibliche Akteure nutzten unterschiedliche Strategien und Rhetoriken, um am religiösen empire building nach der russischen Niederlage im Krimkrieg mitzuwirken. Die Familie fungierte als Bindeglied zwischen den Individuen und der imperialen Gesellschaft. Sie war ein zentraler Handlungsraum, in dem sich gesellschaftliche Prozesse niederschlugen und in dem Menschen auf Veränderungen reagierten. Wenn Familienbiographien Ansätze der historischen Familienforschung mit denen der Biographik kombinieren, können sie drei fundamentale Ebenen verbinden: die individuelle, die familiäre und die gesellschaftliche. Der Fokus auf die Familie hilft außerdem dabei, geschlechterhistorische Fragen zu bearbeiten. Familiengeschichten zeigen Männer in gemischtgeschlechtlichen Kontexten und nicht nur als Angehörige einer vermeintlich rein männlichen Welt des imperialen Staatsdienstes. Außerdem zeigen sie das weite Handlungsspektrum von Frauen der gesellschaftlichen Elite.
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quantitative prosopographische Studie über die osmanische Beamtenschaft im 19. Jahrhundert. Die Anstellung nichtmuslimischer Beamter in der Zentral- und Provinzverwaltung war eines der eigentümlichsten Merkmale der expandierenden modernen osmanischen Bürokratie. Muslime, Christen und Juden teilten einen Geist der Kollegialität in einem multikonfessionellen Arbeitsumfeld. Sie waren in den Diensten eines Staates, der auf anderen als ethnischen oder nationalen Grundlagen aufbaute. Der derzeit vorwiegende Fokus auf monolithische Identitäten macht es allerdings schwer, die vergangene soziale Realität dieser Beamten eines Reiches mit multivalenten Identitäten zu studieren. Anderseits wurde die Rolle von Christen und Juden in der osmanischen Verwaltung bislang nicht gründlich unter Einbezug von quantitativen Methoden und Archivmaterialien geprüft und blieb daher nur anekdotischer Natur. Aber wie hoch waren ihre Anzahl und ihr Prozentsatz? Wie hoch waren die jeweiligen Anteile der armenischen, griechischen und jüdischen Beamten? Welche Konfession hatte unter ihnen die Mehrheit? Aus welchen sozialen Schichten kamen sie, und wo haben sie ihre Karriere in der Bürokratie begonnen? Vor dem Hintergrund dieser Fragen nimmt diese Untersuchung nichtmuslimische Beamte in der Gesamtheit mit quantitativen Methoden in den Blick. Hauptquelle sind die Osmanischen Personalregister, die zwischen 1879 und 1914 in 201 Bänden Akten von etwa 50.000 Personen enthalten. Sie sind nützlich, um Muster und Trends innerhalb des Beamtentums zu erkennen, und vermitteln durch eine quantitative Analyse Einblick in den historischen Kontext, in dem die Beamten lebten.
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Die lange zurückreichende imperiale Prägung Österreichs führte zu einer starken Binnenmigration der nach Sprache, Ethnie und Religion so diversen Bevölkerung. Imperiale Autoritäten blickten oftmals auf eine wiederkehrende berufliche Migration, die dazu führte, dass die Ehefrau einer anderen Nationalität entstammte und die Kinder in den unterschiedlichsten Gegenden zur Welt kamen und zur Schule gingen. Dies traf nicht nur, aber insbesondere auf die Militärangehörigen zu, weshalb sie es auch waren, denen der Begriff Tornisterkind in erster Linie zugeschrieben wurde. Dieser Beitrag zeigt am Begriff „Tornisterkind“, wie sehr imperiale Biographien durch kollektive Diskurse geformt wurden, wie diese Diskurse das Bild von Imperium mitgestalteten und wie gleichzeitig verschiedene Bezugsrahmen miteinander konkurrierten. Zu diesen Bezugsrahmen zählten „Nation“ und „Imperium“, vorangegangene Epochen ebenso wie zeitgenössische politische Verhältnisse und Wunschvorstellungen für die Zukunft. Auch die Rolle des Militärs wandelte sich mehrmals im Laufe des in diesem Beitrag untersuchten Zeitraums von mehr als einhundert Jahren. Die Quellenanalyse ergab vor diesem Hintergrund folgende Periodisierung der Begriffsentwicklung: das „Vormärz-Tornisterkind“ (bis 1867), das „Ausgleichs-Tornisterkind“ (1867-1918) und das „Umbruchs-Tornisterkind“ (ab 1918).
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Seit der Revolution von 1905 erstarkte der russische Nationalismus als politische Kraft im Zarenreich. Zugleich gewannen Repräsentanten der okrainy, der Grenzgebiete des Russischen Reichs, zunehmend an Einfluss in den nationalistischen Kreisen in St. Petersburg. Der Artikel nimmt mithilfe eines kollektivbiographischen Ansatzes diese russischen Nationalisten aus den imperialen Randgebieten in den Blick. Er zielt darauf ab, die gemeinsamen Erfahrungshorizonte dieser Grenzlandnationalisten nachzuvollziehen, ihre Strategien zur translokalen Vernetzung zu analysieren und ihren Einfluss in den staatlichen und politischen Institutionen im späten Zarenreich zu identifizieren. Die Grenzregionen wurden von den Grenzlandnationalisten dabei als erbittert umkämpftes Terrain wahrgenommen und der vermeintliche Separatismus der nicht-russischen Mehrheitsbevölkerung zur permanenten und fundamentalen Bedrohung überhöht. Innerhalb des Milieus der Grenzlandnationalisten entwickelte sich vor diesem Hintergrund eine kollektive Identität, die sich aus der Annahme speiste, als Kämpfer an einer imaginativen inneren Grenze die russische Staatlichkeit gegen die nichtrussischen Völker der Reichsränder verteidigen zu müssen. Es geht daher in einem zweiten Schritt um die Frage, wie, aufbauend auf tatsächlichen gemeinsamen Erfahrungshorizonten, diese kollektive Identität konstruiert wurde, wie sie durch theoretische Diskurse geschärft und durch Formen von Vergemeinschaftung verfestigt wurde.
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Ein hohes Maß an beruflicher Mobilität gilt als ein Merkmal professioneller Eliten – in zeitgenössischen Gesellschaften ebenso wie in den Großreichen des 19. Jahrhunderts. Die vorliegende Untersuchung nimmt dieses Phänomen am Beispiel der hohen Beamtenschaft im Russländischen Reich genauer unter die Lupe. Denn aus den überlieferten Autobiographien der ranghöchsten Staatsdiener der zarischen Autokratie geht hervor, dass diese ihre häufigen und weiträumigen Ortswechsel keineswegs nur als Privileg, sondern auch als Last empfanden. Das Klagen über eine als Zwang empfundene Mobilität zeichnet dabei insbesondere jene Beamten aus, die einen Großteil ihrer Laufbahn weit entfernt von Peterburg an den Peripherien des Zarenreichs ableisteten. Vor diesem Hintergrund nutzt der vorliegende Beitrag das Visualisierungstool nodegoat, welches besonders dafür geeignet ist, biographische Ortswechsel im zeitlichen Verlauf darzustellen. Mithilfe von nodegoat lassen sich die kollektiven Bewegungsmuster verschiedener Beamtenkohorten miteinander vergleichen. Einerseits werden hierfür diejenigen Beamten zusammengefasst, die einen Großteil ihrer Karriere in Moskau und Petersburg absolvierten und eine Art „Elite innerhalb der Elite“ darstellten; andererseits jene, die hauptsächlich in den polnischen Gebieten des Zarenreichs aktiv waren. Auf diese Weise soll untersucht werden, welches Mobilitätsregime bei den an der Peripherie eingesetzten Beamten ein Gefühl der Überforderung erzeugte und wie sich räumliche Hierarchien auf Rotationsmuster im russländischen Verwaltungsapparat auswirkten.
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