Beschreibung
Leichte Sprache gewinnt zunehmend an Bedeutung. Behörden sind gesetzlich dazu verpflichtet, Informationen in Leichter Sprache bereitzustellen, um Menschen mit geistigen oder seelischen Behinderungen eine barrierefreie Kommunikation zu ermöglichen. Sonja Abend untersucht die Sichtweisen von Behördenmitarbeitenden, die rechtlichen Rahmenbedingungen und vergleicht Leichte Sprache mit bürgernaher Verwaltungssprache. Daraus entwickelt sie das Konzept der Leichten Behördensprache.
Das Konzept der Leichten Behördensprache fördert Inklusion und Diversität, indem es Behörden ermöglicht, ihre Kommunikation effizienter und zielgerichteter zu gestalten.
In einer umfassenden empirischen Studie analysiert die Autorin, ob eine Vereinfachung der Behördensprache von den Behördenmitarbeitenden gewünscht ist, ob sie als effizient erachtet wird und welche Personengruppen als Zielgruppen für vereinfachtes behördliches Schriftgut identifiziert werden.
Die Autorin betrachtet auch die KI-basierte Texterstellung als Werkzeug, das neue Möglichkeiten zur Optimierung der Behördenkommunikation bietet und dem Fachkräftemangel entgegenwirken kann. Sie bietet damit eine wertvolle Ressource für alle, die sich mit den Herausforderungen und Potenzialen der Leichten Sprache im öffentlichen Sektor auseinandersetzen und einen Beitrag zur inklusiven Gesellschaft leisten möchten.
Die Autorin:
Dr. Sonja Abend promovierte an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Der Fachbereich:
Erziehungswissenschaft, Soziale Arbeit
Joachim Zweig –
Ein Standardwerk?
Standardsetzende Werke sind entweder Überblickswerke, die den bisherigen Stand der Wissenschaft zusammenfassen und fortführen, oder Werke, die sich in der Praxis zu einem standardsetzenden Werk entwickeln. Die Dissertation von Frau Abend wird mit hoher Wahrscheinlichkeit zur letztgenannten Kategorie gehören und damit Standards setzen. Warum?
Gesetz zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen vom 27.04.2002
22 Jahre ist es jetzt schon her, dass das o.g. Gesetz in Kraft trat, damit Menschen mit Behinderungen mit Hilfe der Leichten Sprache besser mit der öffentlichen Verwaltung in den Dialog treten können. Der Autor dieser Rezension kann sich noch gut erinnern, dass es dann noch Jahre dauerte, bis die erste Publikation einer Bundesbehörde in Leichter Sprache erschien. Die Vorbehalte waren groß. Zusätzliche Kosten, wenn eine Publikation noch zusätzlich in Leichte Sprache übersetzt werden sollte, Zeitaufwand für eine vermeintlich kleine Klientel keine ‚Übersetzerbüros‘, die sich mit Leichter Sprache auskannten, keine Normierung, keine wissenschaftliche Expertise etc.
Zwischenzeitlich ist aber klar, dass nicht nur Menschen mit Behinderungen auf diese Form der Kommunikation angewiesen sind, sondern dass auch andere Menschen – z.B. Ausländer – diese übersetzten Texte als hilfreich empfinden: Und wenn man ehrlich ist: So mancher Rechtstext ist so schwierig zu verstehen, dass eine Darstellung in Leichter Sprache vielen Menschen hilfreich ist.
Für wen kann dieses Werk hilfreich sein?
Für jemanden, der sich zum ersten Mal mit dem Thema ‚Leichte Sprache‘ beschäftigt / dienstlich beschäftigen muss, denn in dem Buch wurde die Perspektive der Behördenmitarbeiter/innen eingenommen. Also kein umständliches theoretisieren, sondern handfeste Informationen.
Für Personen, die einen Überblick über die (Rechts-)Grundlagen des Behindertenbegriffs und von Leichter Sprache haben möchten, die die Funktionen und Risiken der Leichten Sprache wie auch ihre Struktur und Merkmale kennenlernen wollen. Ebenfalls wird der Unterschied zwischen Bürgernahen Verwaltungssprache und Leichte Behördensprache detailliert erklärt und damit viele, bisherige Missverständnisse aufgeklärt.
Für den Praktiker wird sehr wahrscheinlich das 7. Kapitel über die Anwendbarkeit und die Anwendbarkeitsprüfungen der Leichten Behördensprache interessant sein. Checklisten sind dabei sehr hilfreich.
Was mir besonders gut gefallen hat und sicherlich hilfreich ist, dass nach jedem Kapitel ein meist einseitiges Fazit gezogen wird. Diese Zusammenfassungen kommen wirklich auf den Punkt und können auch helfen, ein Kapitel schneller zu lesen und zu verstehen, wenn man das Fazit zuvor gelesen hat.
Mein Fazit:
Sollte in jeder Bibliothek einer öffentlichen Einrichtung stehen, als Argumentationsgrundlage, als Hilfestellung und Nachschlagewerk für Mitarbeiter/innen und Betroffene, als wissenschaftliche Basis für eine barrierefrei Kommunikation – als standardsetzendes Werk.
Mirijam Kobzan –
Leichte Behördensprache: klare Empfehlung!
Als jemand, der sich beruflich intensiv mit barrierefreier Kommunikation beschäftigt, hat mich dieses Buch wirklich begeistert! Es ist kein trockenes Theorie-Monster, sondern ein Werk, das ganz praxisnah und fundiert erklärt, wie Leichte Sprache funktioniert und warum sie so wichtig ist.
Besonders spannend fand ich, dass das Buch genau die Perspektive von Behördenmitarbeitern einnimmt: Es liefert konkrete Hilfestellungen, wie man Leichte Sprache im Alltag umsetzt, ohne sich in theoretischen Konstrukten zu verlieren. Gleichzeitig ist es aber so gut strukturiert, dass auch jeder, der neu in das Thema einsteigt, sofort einen klaren Überblick bekommt.
Der Fokus des Buches liegt auf der Anwendung von Leichter Sprache in Behörden und wie juristische und fachliche Texte dadurch für alle zugänglicher gemacht werden können. Besonders interessant fand ich das Konzept, dass selbst komplexe Inhalte so vereinfacht werden können, dass sie für jeden verständlich bleiben, ohne an Präzision zu verlieren. Das Buch geht sogar auf den Einsatz von Künstlicher Intelligenz ein, um den Übersetzungsprozess in Leichte Sprache zu unterstützen – ein spannender Ansatz, der für die Zukunft viel Potenzial bietet!
Die Mischung aus Hintergrundwissen, wie z. B. den rechtlichen Grundlagen oder den Funktionen der Leichten Sprache, und der praktischen Anwendung macht es für mich unschlagbar. Kapitel 7 mit den Anwendbarkeitsprüfungen und den Checklisten ist ein absoluter Volltreffer – so stelle ich mir nützliche Handreichungen vor!
Besonders gelungen finde ich auch die kurzen, knackigen Fazits nach jedem Kapitel. Die fassen nicht nur alles Wichtige zusammen, sondern helfen auch, schnell einen Überblick zu bekommen, wenn man mal wenig Zeit hat.
Mein Fazit:
Es ist nicht nur ein Muss für alle, die beruflich mit Leichter Sprache zu tun haben, sondern auch eine echte Bereicherung für jeden, der barrierefreie Kommunikation besser verstehen will. Ich kann es nur wärmstens empfehlen – nicht nur für den Job, sondern auch, weil es so angenehm und klar geschrieben ist.