Beschreibung
Welche Gefühle und (unbewussten) Konflikte kommen bei der Beschäftigung mit dem extrem rechten Terror des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) auf? Charlie Kaufhold zeichnet durch eine psychoanalytisch orientierte Vorgehensweise ein facettenreiches Bild der deutschen Gesellschaft, in der Rassismus und Antisemitismus vielfach das Empfinden prägen. Der Fokus liegt auf den psychosozialen Dynamiken der Dominanzgesellschaft, das heißt dem Teil der Gesellschaft, der nicht von Rassismus und/oder Antisemitismus betroffen ist.
Mittels Tiefenhermeneutik werden fünf Gruppendiskussionen mit soziodemografisch heterogenen Realgruppen ausgewertet. Der Nationalsozialistische Untergrund stellt für die Studienteilnehmenden eine Vergegenwärtigung der nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands dar. Bei den dominanzdeutschen Teilnehmenden führt dies auf latenter Ebene zu Konflikten um die eigene Identität als Deutsche. Psychosoziale Folgewirkungen des Nationalsozialismus und des schuldabwehrenden Umgangs mit seinen Verbrechen in der Nachkriegszeit werden dabei erkennbar. Bei den Teilnehmenden, die von Rassismus oder Antisemitismus betroffen sind, zeigt sich hingegen auf latenter Ebene eine Konfrontation mit Angst, die so bedrohlich ist, dass sie abgewehrt werden muss.
Autor:in
Dr. Charlie Kaufhold, Research Fellow und Lehrbeauftragte_r an der International Psychoanalytic University Berlin und Lehrbeauftragte_r an der Frankfurt University of Applied Sciences
Der Fachbereich:
Sociology

