Beschreibung
Wie funktioniert die Integration von Migranten in die Aufnahmegesellschaft und wovon ist sie abhängig? Auf der Grundlage einer Befragung von italienischen MigrantInnen in Stuttgart, zeigt der Autor, dass kulturelle Anpassung und Identifikation in erster Linie von der sozialen Eingliederung abhängen und nicht etwa von ökonomischen Gesichtspunkten.
Die vorliegende Studie entwickelt eine netzwerktheoretische Perspektive auf Migrantenkulturen. Diese wird anhand von Daten aus einer standardisierten Befragung von 147 Italienern in Stuttgart getestet.
Im ersten Teil des Buches werden aus den Arbeiten des Symbolischen Interaktionismus, aus der Figurationssoziologie von Norbert Elias und aus der neueren Netzwerktheorie von Harrison White theoretische Argumente zur Konstitution von kollektiven Identitäten zusammengezogen. Der Grundgedanke ist, dass soziale Strukturen im Wechselspiel zwischen Netzwerkstrukturen und symbolischen Bedeutungen und Abgrenzungen geformt werden.
Im zweiten Teil erfolgt die Übertragung dieses Grundgedankens auf Migrantenkulturen. Demnach sind die persönlichen Netzwerke der MigrantInnen entscheidender Faktor im Integrationsprozess. Mit zunehmender sozialer Assimilation in den Aufnahmekontext sind eher Akkulturation und auch die Abnahme der Betonung ethnischer Identität zu erwarten. Diesen Hypothesen werden alternative Hypothesen aus einer ökonomischen Perspektive gegenübergestellt. Diese hält vor allem den sozio-ökonomischen Status für entscheidend für den Integrationsprozess.
Beide werden anhand der Daten aus der Befragung von italienischen Migranten in Stuttgart mittels multivariater Auswertungen auf Plausibilität getestet. Dabei zeigen sich Sprachpraxis und -fertigkeit als zentrale Dimensionen des Integrationsprozesses, die eng miteinander verknüpft sind. Akkulturation (gemessen als Religiosität und Toleranz) und die Entfremdung vom Herkunftskontext (als eine Dimension von ethnischer Identifikation) hängen in erster Linie von der sozialen Assimilation ab (nicht vom sozio-ökonomischen Status).
Diese Ergebnisse unterstützen eher die netzwerktheoretische als die ökonomische Perspektive auf Migrantenkulturen. Die Integration von Migranten besteht in erster Linie in der Aufnahme von persönlichen Beziehungen zu Mitgliedern des Aufnahmekontextes und im Erlernen und Kommunizieren der Sprache desselben.
Der Autor:
Dr. Jan A. Fuhse, Columbia University, Feodor Lynen Fellow
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