Inhalt
Femina Politica – Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft
2-2021: Schwarze Feminismen – Black Feminisms
Schwerpunkt
Denise Bergold-Caldwell / Christine Löw / Vanessa Eileen Thompson: Schwarze Feminismen – Verflochtene Vermächtnisse, kritische Gegenwartsanalysen, emanzipatorische Horizonte
Abibi Stewart: Feminism for the 99% or Solidarity in the House of Difference? Intersectionality and Social Reproduction Theory
Céline Barry: Schwarzer Feminismus der Grenze. Die Refugee-Frauenbewegung und das Schwarze Mittelmeer
Jamila Adamou: Die Orte, an denen wir heilen. Für Schwarze Communities of Practice, Dialogue and Care
Sheena Anderson: Eine intersektional-feministische Perspektive für die Klimabewegung: Zur Anerkennung und Wertschätzung (marginalisierter) Stimmen von Black, Indigenous und Women of Color
Laura Schelenz: Schwarzfeministische Perspektiven auf Künstliche Intelligenz: Erkenntnisse und neue Fragen zu KI-gestützter Gesichtserkennung und Überwachung
Juliana M. Streva: Decolonial Coalitions: Afro-Brazilian Feminisms and the Poetic-Politics of Quilombo
Maisha M. Auma / Katja Kinder / Peggy Piesche: Kontrapunktische Studien zu Schwarzsein und Schwarzem Europa – Das Schwarze queer-feministische Magazin Afrekete als Wissensarchiv
Forum
Vanessa Eileen Thompson / Denise Bergold-Caldwell / Christine Löw: Black Feminisms: Entangled geopolitical, historical and contextual backgrounds in conversation. Interview with Hakima Abbas, Maisha Auma, Noémi Michel und Margo Okazawa-Rey
Leslie Karina Debus: Telling anger – Wut erzählen und Wut, die erzählt
Carla Ostermayer: Eine gesellschaftstheoretische Perspektive auf den Anstieg von Antifeminismus in Deutschland
Joyce Marie Mushaben: Das Vermächtnis: Angela Merkel und die Transformation des deutschen Gender Regimes. Ein Essay
Tagespolitik
Clarissa Rudolph: „Digitalisierung geschlechtergerecht gestalten“ – Dritter Gleichstellungsbericht der Bundesregierung
Elisabeth Klatzer: Die nächste Generation der EU-Gelder: Geschlechterblind und geschlechter-politische Bedrohung
Neil Datta: Winning the Battle for Human Rights in Sexuality and Reproduction
Renate Kreile: „Feministinnen sind gefährlicher als Terroristen“ – Machterhalt, maskulinistische Restauration und der Kampf um die Istanbul-Konvention in der Türkei
Fátima Ávila Acosta: Feminizide in Mexiko: Eine dramatische Realität und ihre Zuspitzung im Drogenkrieg
Lehre und Forschung
Kurznachrichten
Eva Wegrzyn / Lara Altenstädter / Yvonne Alberg / Süheda Öztas / Beyza Yilmaz: Sorgearbeit und Qualifizierung in der Wissenschaft in Zeiten von Corona – Einblicke in qualitative Forschung zu Juniorprofessuren
Rezensionen
Teresa Awa: Denise Bergold-Caldwell: Schwarze Weiblich*keiten. Intersektionale Perspektiven auf Bildungs- und Subjektivierungsprozesse
Hanna Al-Taher: Sammelrezension: Intersektionalität und Postkolonialität
Ingrid Kurz-Scherf: Regina-Maria Dackweiler, Alexandra Rau, Reinhild Schäfer (Hg.): Frauen und Armut – Feministische Perspektiven
Christina Klenner: Ingrid Artus, Nadja Bennewitz, Annette Henninger, Judith Holland, Stefan Kerber-Clasen (Hg.): Arbeitskonflikte sind Geschlechterkämpfe. Sozialwissenschaftliche und historische Perspektiven
Mette Bartels: Vincent Streichhahn, Frank Jacob (Hg.): Geschlecht und Klassenkampf. Die „Frauenfrage“ aus deutscher und internationaler Perspektive im 19. und 20. Jahrhundert. Berlin: Metropol Verlag
Imke Schmincke: Annette Henninger und Ursula Birsl (Hg.): Antifeminismen. „Krisen“-Diskurse mit gesellschaftsspaltendem Potential
Ina Kerner: Sammelrezension: Rechtspopulismus, Religion und Geschlecht
Heike Mauer: Ute Klammer, Lara Altenstädter, Ralitsa Petrova-Stoyanov, Eva Wegrzyn (Hg.): Gleichstellungspolitik an Hochschulen. Was wissen und wie handeln Professorinnen und Professoren?
Call for Papers
Femina Politica Heft 2/2022: Geschlecht – Gewalt – Global. Gewalt im Zentrum weltweiter Angriffe auf Frauen- und Geschlechterrechte (Arbeitstitel)
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Abstracts
Feminism for the 99% or Solidarity in the House of Difference? Intersectionality and Social Reproduction Theory (Abibi Stewart)
Intersectionality is often understood to exist primarily as a corrective to other emancipatory theories rather than as a theory in its own right. Social reproduction theory (SRT), a strain of Marxist feminism exemplified in this article by contributors to the volume Social Reproduction Theory – Remapping Class, Recentering Oppression published in 2017, is characterized by a self-understanding that involves incorporating intersectional insights as a reaction to Black feminist interventions. In this narrative, intersectionality itself becomes obsolete, serving first and foremost as a step on SRT’s dialectical journey to becoming a better theory. Allegedly undertheorized intersectional frameworks constitute an ever-present foil for SRT’s self-image as an emancipatory theory of the capitalist social whole. This narrative is problematized on multiple levels in this article. SRT and its depiction of intersectionality are summarized in the first part of the paper. The second part demonstrates, on the one hand, that a historicization of intersectionality as ‘intervening’ into Marxist feminist theories, adding an intersectional perspective to feminist analysis of capitalism, ignores the formative role of analyses of Black women’s position as working subjects within overarching capitalist structures in intersectional thought. On the other hand, SRT’s narrative occludes practical and theoretical implications of a framework that explicitly theorizes resistance from the margins. Building on this critique of SRT’s understanding of intersectionality, the third part develops an intersectional notion of solidarity, thus showing that the ostensibly seamless integration of intersectional insights into SRT obfuscates a potentially fruitful tension between the two frameworks pertaining to their respective understandings of solidarity and social transformation. Keywords: Intersectionality, Black Feminism, Social Reproduction Theory, Solidarity, Materialist Feminism
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Schwarzer Feminismus der Grenze. Die Refugee-Frauenbewegung und das Schwarze Mittelmeer (Céline Barry)
Im dominanten neoliberalen Kontext gerät die Frage der Dekolonisierung – im materiellen Sinn – oft in den Hintergrund antirassistischer Politiken. Wie radikale Schwarze feministische Zusammenhänge historisch sowie gegenwärtig einfordern, ist die Frage der Dekolonisierung in Kämpfen gegen Rassismus jedoch zentral. In diesem Sinne behandelt mein Artikel die Frage der antikolonialen Ausrichtung der Schwarzen Frauenbewegung in Deutschland: An welchen Stellen werden vergeschlechtlichte Manifestationen anti-Schwarzen Rassismus mit der Frage neokolonialer Grenzregime, die an der Basis heteropatriarchaler anti-Schwarzer Strukturen ist, in Verbindung gebracht? Es zeigt sich, dass das panafrikanische Erbe des transnationalen Schwarzen Feminismus antikoloniale Praxis fest in die Schwarze feministische Bewegungsgeschichte in Deutschland einschreibt. Insbesondere der Feminismus der Grenze, den Schwarze geflüchtete Frauen, Lesben, Non-Binarys, Queers, Inter und Trans aus afrikanischen Kontexten praktizieren spielen hier eine tragende Rolle. Ihre situierte Kritik Grenzregime erweist sich für eine antikoloniale Schwarze feministische Praxis als richtungsweisend und befördert die Entfaltung des widerständigen solidarischen Raums des Schwarzen Mittelmeers. Schlagworte: Schwarze Frauenbewegung, Antikolonialer Feminismus, Panafrikanismus, Grenzregime, Geflüchteten-Frauenbewegung, Schwarzes Mittelmeer, Black Lives Matter, Refugee Lives Matter
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Die Orte, an denen wir heilen. Für Schwarze Communities of Practice, Dialogue and Care (Jamila Adamou)
Weltweit waren 2020 2,3 Millionen Frauen weltweit von Brustkrebs betroffen, 685.000 starben daran. Dies macht Brustkrebs zu einer der am weitesten verbreiteten Krebserkrankung. Laut US-Studien haben Schwarze Frauen – im Vergleich zu weißen Frauen – relativ höhere Inzidenzen von und Risiken für schwerere Verläufe und tödliche Formen von Brustkrebs. Dies ist alarmierend angesichts der Tatsache, dass die frühzeitige Erkennung und adäquate Behandlung von Brustkrebs enorm wichtig und lebensrettend sind. Die Gründe für die unterschiedlichen und erhöhten Inzidenzen und Risiken sind vielfältig. In Deutschland existieren spezifische Analysen der Auswirkungen von Rassismen und anderen Formen intersektionaler Diskriminierungen im medizinischen System einerseits und deren multiple Wirkweisen (Traumata, Erkrankungen, Ausgrenzung u.v.m.) andererseits nicht. Vor dem Hintergrund der Erfahrung mehrfacher Traumata, durch Diskriminierung, Ausgrenzung und möglichen Auswirkungen historischer Dimensionen auf den Körper, plädiert der Artikel einerseits dafür, Schwarze Communities und Individuen ernst zu nehmen und hier eine Gestaltung von Communities of Practice, Dialoge and Care für Schwarze Frauen und LGBTIQA+ zu gestalten. Anderseits zielt er auf grundlegende Transformationen des Medizinsystems, die die intersektionalen Realitäten Schwarzer Frauen und LGBTQIA+ reflektieren und integrieren und so eine diskriminierungs- und rassismusbewusste inklusive gendergerechte gleichberechtigte und chancengerechte Medizin für alle ermöglichen. Stichworte: Afrozentrierte feministische Epistemologie, Brustkrebs, Rassismus bewusste Medizin, Rassismus als Trauma und Krankheitsfaktor
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Eine intersektional-feministische Perspektive für die Klimabewegung: Zur Anerkennung und Wertschätzung (marginalisierter) Stimmen von Black, Indigenous und Women of Color (Sheena Anderson)
Die Klimakrise trifft nicht alle gleich, ganz im Gegenteil. Sie unterscheidet nach race, Gender, geografischem Standort, soziökonomischem Hintergrund, Alter, körperlicher Einschränkung und vielen anderen Kategorien. Am Beispiel von Black, Indigenous und Women of Color (BIWoC) zeigt dieser Beitrag auf, dass einerseits eine besondere Betroffenheit marginalisierter Gruppen in Bezug auf die Klimakrise besteht und andererseits es genau BIWoC sind die nicht nur führende Rollen in der Klimabewegung einnehmen, sondern von deren spezialisiertem Wissen, basierend auf ihrer intersektionalen Unterdrückung, ihrem (Überlebens-)Kampf und ihrer Art Wissen zu produzieren und weiterzugeben, die Klimabewegung auf ungeahnte Weise lernen kann. Anders als häufig angenommen, ist die Klimabewegung im weiten Sinne nicht „zu weiß“, sondern es sind tatsächlich Black, Indigenous und People of Color, die diese Bewegung seit Jahrzehnten prägen. Es wird Zeit, dass sie die Anerkennung und Wertschätzung erhalten, die ihnen gebührt. Auf eine kurze Analyse der Ursprünge intersektionalen Feminismus in Schwarzen Feminismen und den Kämpfen Schwarzer Frauen folgen in diesem Beitrag theorie-basierte und durch Interviews mit BIWoC Klimaaktivistinnen gewonnene intersektional-feministische Guidelines für die Klimabewegung. Sie sind ein Angebot, um der Klimabewegung zu einer Vision zu verhelfen, in ihrem Protest die Verwobenheit und gegenseitige Bedingung globaler Herausforderungen zu berücksichtigen; anzuerkennen, dass diese unterschiedlichen Auswirkungen für marginalisierte Menschen haben und den Schutz von Menschen sowie der Umwelt gleichermaßen in den Vordergrund zu rücken. Um der Klimakrise die Stirn zu bieten, bedarf es einer radikalen Systemveränderung, Klimagerechtigkeit bildet die anzuwendende Strategie und Intersektionaler Feminismus liefert die Perspektive zur Umsetzung. Schlagwörter: Schwarze Feminismen, Intersektionalität, Klimagerechtigkeit, intersektional-feministische Guidelines für die Klimabewegung
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Schwarzfeministische Perspektiven auf Künstliche Intelligenz: Erkenntnisse und neue Fragen zu KI-gestützter Gesichtserkennung und Überwachung (Laura Schelenz)
Schwarzfeministische Perspektiven auf KI bieten eine Analyse und Kritik von Techniken wie Gesichtserkennung und Überwachung, die Mainstream-Debatten um AI Ethics ergänzen und herausfordern. Der Beitrag zieht drei Analyserahmen des US-amerikanischen Schwarzen Feminismus heran (Unterdrückung, Hypervisibility/Invisibility, Widerstand) und diskutiert in Anwendung auf den Fall von Gesichtserkennung und Überwachung den Mehrwert der mithilfe dieser Analyserahmen gewonnenen Erkenntnisse. Dabei zeigt sich, dass KI-gestützte Gesichtserkennung und Überwachung im historischen Kontext eingebettet und im Hinblick auf ihre zugrundeliegenden Werte betrachtet werden müssen. Der Beitrag diskutiert Schwarzfeministische Lösungsansätze für ethisch bedenkliche Technik von reformorientierten bis hin zu abolitionistischen Ansätzen, welche die Abschaffung unterdrückerischer Technik fordern. Schlagwörter: Künstliche Intelligenz, Schwarzer Feminismus, Gesichtserkennung, Überwachung, Unterdrückung, Hypervisibility/Invisibility, Widerstand
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Decolonial Coalitions: Afro-Brazilian Feminisms and the Poetic-Politics of Quilombo (Juliana M. Streva)
Moving beyond the legal and historical hegemonic definitions of the quilombo, this paper investigates continuities in gendered racial violence in Brazil by evoking the political and poetic of the quilombo. Inspired by the works of the historian and poet Beatriz Nascimento, the multifaceted notion of quilombo is conceptualized as an ongoing praxis of fugitivity and coalition that draws on the interconnectedness of anti-colonial, feminist, and anti-racist struggles. In exploring geopolitical breaks and epistemological ruptures, this paper fosters a necessary conversation between theory and practice by engaging with the living archives of three Afro-Brazilian writers and activists: (i) Beatriz Nascimento’s fundamental contributions on the political, material and symbolic dimensions of quilombo; (ii) the legacy and vision of Marielle Franco focusing on the necessity to ocupar the institutional politics like a growing seed; (iii) the work of Erica Malunguinho and Mandata Quilombo through the praxis of aquilombar the constitutional democracy, based on the alternation in representative power and repossession. Keywords: Quilombo, Afro-Brazilian Feminisms, Living Archive, Representative Democracy, Identity Politics, Coalition
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Kontrapunktische Studien zu Schwarzsein und Schwarzem Europa – Das Schwarze queer-feministische Magazin Afrekete als Wissensarchiv (Maisha M. Auma, Katja Kinder, Peggy Piesche)
Die Zeitschrift Afrekte war ein zentrales Wissens-, Bildungs- und Diskursarchiv Schwarzer feministischer Bewegung und Auseinandersetzung; sie wurde lokal in Deutschland produziert, sie war jedoch zugleich transnational – was die Verwobenheit schwarzfeministischer Kontexte zeigt. Der Beitrag besteht aus einer dreistimmigen Perspektivierung des kollektiven Wissens und der Archivbildung dieser Zeitschrift sowie des seit 35 Jahren bestehenden queer*feministischen Organisationsraumes Adefra, Schwarze Frauen in Deutschland. Untersucht und vorgestellt, werden kollektive Prozesse, der Gegennarrative, Ent-Normalisierung und Gegen-Archive. Verdeutlicht werden Schwarze lesbische, Liebes- und Lebensweisen, die sich in Gedichten, analytischen Artikeln, Zeichnungen und Bildern in der Zeitschrift Afrekete wiedergefunden haben. Verdeutlicht wird ein Prozess der kollektiven Auseinandersetzung mit Rassismus, institutionalisiertem Weiß-sein und heteronormen Strukturen, die der Kollektivraum Adefra durch das Herstellen der Zeitschrift Afrekte erfährt. Stichworte: Archive, Schwarze-queer-feministische Perspektiven, Selbstorganisation ADEFRA, Afrekete, Epistemische Gegennarrativ
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