Beschreibung
Wirtschaften, um sich selbst zu erhalten? Was eigentlich selbstverständlich ist, bleibt in der ökonomischen Theorie und in den sozialpolitischen Debatten oft nur eine Randnotiz. Dem gegenüber diskutiert der Autor auf Basis einer modernen Subsistenzethik die Elemente der Selbsterhaltung in der katholischen Sozialethik und in feministischen Ansätzen der Ökonomik sowie sozialpolitische Fragen (Grundeinkommen, Mindest-Einkommensgarantie, Workfare, Einkommensobergrenzen).
Es gehört zur alltäglichen Erfahrung, dass Menschen auch deshalb wirtschaften, weil sie sich am Leben halten und an der Gesellschaft teilhaben wollen. Aber in der ökonomischen Theorie und in sozialstaatlichen Debatten erfährt dieses Motiv häufig keine angemessene Würdigung. So kalkulieren Studierende der Ökonomik Marktlöhne, ohne darüber nachzudenken, ob diese Löhne die Existenz sichern. Ebenso kreisen die Debatten um Mindestlöhne und Sozialtransfers oft nur um Beträge, so dass deren eigentliche Funktion der Selbsterhaltung in den Hintergrund gerät. Der Begriff „Leben“ scheint dann lediglich auf das „Überleben“ reduziert.
Diesem Trend wird eine moderne Subsistenzethik entgegengehalten. Die Selbsterhaltung gilt dort als primärer Wirtschaftszweck. Ferner werden ethische Kriterien zur Beurteilung wirtschaftlicher Theorien und Praktiken geboten. Auf Basis dieser Subsistenzethik erfolgt eine Diskussion der katholischen Sozialethik, die auf vielfältige Weise die Selbsterhaltung und wirtschaftsethische Fragen adressiert. Daran schließt sich die Diskussion der subsistenzethischen Aspekte „der“ feministischen Ökonomik an, die u.a. mit den reproduktiven Tätigkeiten ebenfalls die Selbsterhaltung thematisiert. Damit soll auch ein Einblick in theoretischen Ansätze abseits der Standard-Ökonomik gegeben werden. Abschließend geht es um die subsistenzethische Betrachtung wirtschafts- und sozialpolitischer Fragen (Grundeinkommen, solidarisches Wirtschaften, Workfare-Sozialpolitik, Einkommensobergrenzen etc.).
Ziel dieses Buches ist es, für die Elemente der Selbsterhaltung und die subsistenzethischen Schwierigkeiten im Diskurs um die soziale Frage zu sensibilisieren. Ganz im Sinne des Sozialethikers P. Johannes Schasching SJ und entgegen der Dominanz ökonomistischen Denkens soll eine Orientierung dafür gegeben werden, Wirtschaft nicht nur sachgerecht, sondern vor allem auch menschen- und gesellschaftsgerecht denken zu können.
Der Autor:
Dr. Sebastian Thieme,
Schasching-Fellow 2015/2016 der Katholischen Sozialakademie Österreichs, Wien
Hier finden Sie den Waschzettel Buch (pdf- Infoblatt).
Zielgruppen:
ÖkonomInnen, WirtschaftsethikerInnen, TheologInnen, Erwachsenenpädagogik/politische Bildung
Anika-Lina –
Das Buch ist sehr angenehm zu lesen und gut verständlich.
Für das Studium der Sozialen Arbeit ist besonders der Teil zum bedingungslosen Grundeinkommen interessant.
Die verschiedenen Sichtweisen auf das Wirtschaften sind gut erklärt und lassen sich auch ohne großes Vorwissen verstehen.
Einige Aspekte zur “feministischen“ Ökonomik setzen allerdings ein Grundverständnis der Gender Studies voraus.
Insgesamt ist das Buch gut gegliedert. Mir hat es bei meiner Hausarbeit zum Thema Wirtschaften für Sozialarbeiter_innen sehr geholfen und steht griffbereit im Regal!